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Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 1. Leipzig, 1798.

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Ida, kannst du Demantketten brechen,
Wie dein Finger schwache Fäden bricht?
Ida, wird sich nicht die Liebe rächen,
Der rebellisch sich dein Arm entflicht?
Willst du einsam durch das Leben irren,
Willst du stablos seinen Sturm bestehn,
Ungetröstet deine Klagen girren,
Ungeklagt ins Reich der Schatten gehn?
Oder kannst du deine Liebschaft ändern,
Leicht und luftig, wie ein Sonntagskleid?
Spielen Mädchen, wie mit Flor und Bändern,
So mit Treu und Schwur und Ewigkeit?
Finden magst du in der Freyer Reihe
Einen schönern, klügern, reichern leicht;
Aber ach, auch einen, der an Treue,
Der an Liebe deinem Liebling gleicht?
Hab' ich dich nicht mehr, als Licht und Leben,
Als die Freundschaft, als den Ruhm geliebt?
Hab' ich dir nicht freudig hingegeben,
Was die zarte Liebe heischt und giebt?
Hab' ich nicht dem Schönen, Guten, Wahren
Aufgeschlossen deinen treuen Blick?
Hab' ich nicht, um dich nur, dich zu sparen,
Aller Ruh entsagt und jedem Glück?
Ida, kannst du Demantketten brechen,
Wie dein Finger schwache Fäden bricht?
Ida, wird sich nicht die Liebe rächen,
Der rebellisch sich dein Arm entflicht?
Willst du einsam durch das Leben irren,
Willst du stablos seinen Sturm bestehn,
Ungetröstet deine Klagen girren,
Ungeklagt ins Reich der Schatten gehn?
Oder kannst du deine Liebschaft ändern,
Leicht und luftig, wie ein Sonntagskleid?
Spielen Mädchen, wie mit Flor und Bändern,
So mit Treu und Schwur und Ewigkeit?
Finden magst du in der Freyer Reihe
Einen schönern, klügern, reichern leicht;
Aber ach, auch einen, der an Treue,
Der an Liebe deinem Liebling gleicht?
Hab' ich dich nicht mehr, als Licht und Leben,
Als die Freundschaft, als den Ruhm geliebt?
Hab' ich dir nicht freudig hingegeben,
Was die zarte Liebe heischt und giebt?
Hab' ich nicht dem Schönen, Guten, Wahren
Aufgeschlossen deinen treuen Blick?
Hab' ich nicht, um dich nur, dich zu sparen,
Aller Ruh entsagt und jedem Glück?
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[368/0414] Ida, kannst du Demantketten brechen, Wie dein Finger schwache Fäden bricht? Ida, wird sich nicht die Liebe rächen, Der rebellisch sich dein Arm entflicht? Willst du einsam durch das Leben irren, Willst du stablos seinen Sturm bestehn, Ungetröstet deine Klagen girren, Ungeklagt ins Reich der Schatten gehn? Oder kannst du deine Liebschaft ändern, Leicht und luftig, wie ein Sonntagskleid? Spielen Mädchen, wie mit Flor und Bändern, So mit Treu und Schwur und Ewigkeit? Finden magst du in der Freyer Reihe Einen schönern, klügern, reichern leicht; Aber ach, auch einen, der an Treue, Der an Liebe deinem Liebling gleicht? Hab' ich dich nicht mehr, als Licht und Leben, Als die Freundschaft, als den Ruhm geliebt? Hab' ich dir nicht freudig hingegeben, Was die zarte Liebe heischt und giebt? Hab' ich nicht dem Schönen, Guten, Wahren Aufgeschlossen deinen treuen Blick? Hab' ich nicht, um dich nur, dich zu sparen, Aller Ruh entsagt und jedem Glück?

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Zitationshilfe: Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 368. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen01_1798/414>, abgerufen am 26.11.2024.