Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 1. Leipzig, 1798.O selig, selig, wer in ihrem sichern Schirme Die Pfade wandelt, die die Pflicht ihm zeigt! Er bleibt im Sonnenschein, und im Gebrüll der Stürme Gleich unverzagt und ungebeugt. Ihm ist ein stählern Bollwerk, eine Demant- mauer Sein Selbstbewustseyn, seines Werths Gefühl. Ihm rauscht der Wolkenbruch wie Mayenregen- schauer, Ihm säuselt Boreas wie Sommerabendkühl. Ihn regt des Gecken Spott, des Lästrers Nattern- geifer, Des Buben Hohngelächter keinen Schmerz. Mit siebenfachem Erz umpanzert schöner Eifer Sein kühnes, kaltes, edles Herz -- -- Ihr wenigen, die ich in dieses Eylands Mitte Fernahnend sucht', und sorgsam spähend fand, Die unverschrobner Sinn und unverdorbne Sitte, Und Herzenseinfalt mir verband; Die ihr mich kennt und liebt, und die ich kenn' und liebe -- Nicht euch zu lehren, singt mein Schutzgedicht. Ihr sahet dieses Herz. Ich barg euch seine Triebe, Sein Dursten und sein Sehnen nicht. O selig, selig, wer in ihrem sichern Schirme Die Pfade wandelt, die die Pflicht ihm zeigt! Er bleibt im Sonnenschein, und im Gebrüll der Stürme Gleich unverzagt und ungebeugt. Ihm ist ein stählern Bollwerk, eine Demant- mauer Sein Selbstbewustseyn, seines Werths Gefühl. Ihm rauscht der Wolkenbruch wie Mayenregen- schauer, Ihm säuselt Boreas wie Sommerabendkühl. Ihn regt des Gecken Spott, des Lästrers Nattern- geifer, Des Buben Hohngelächter keinen Schmerz. Mit siebenfachem Erz umpanzert schöner Eifer Sein kühnes, kaltes, edles Herz — — Ihr wenigen, die ich in dieses Eylands Mitte Fernahnend sucht', und sorgsam spähend fand, Die unverschrobner Sinn und unverdorbne Sitte, Und Herzenseinfalt mir verband; Die ihr mich kennt und liebt, und die ich kenn' und liebe — Nicht euch zu lehren, singt mein Schutzgedicht. Ihr sahet dieses Herz. Ich barg euch seine Triebe, Sein Dursten und sein Sehnen nicht. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0408" n="362"/> <lg n="3"> <l>O selig, selig, wer in ihrem sichern Schirme</l><lb/> <l>Die Pfade wandelt, die die Pflicht ihm zeigt!</l><lb/> <l>Er bleibt im Sonnenschein, und im Gebrüll der Stürme</l><lb/> <l>Gleich unverzagt und ungebeugt.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Ihm ist ein stählern Bollwerk, eine Demant-</l><lb/> <l>mauer</l><lb/> <l>Sein Selbstbewustseyn, seines Werths Gefühl.</l><lb/> <l>Ihm rauscht der Wolkenbruch wie Mayenregen-</l><lb/> <l>schauer,</l><lb/> <l>Ihm säuselt Boreas wie Sommerabendkühl.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Ihn regt des Gecken Spott, des Lästrers Nattern-</l><lb/> <l>geifer,</l><lb/> <l>Des Buben Hohngelächter keinen Schmerz.</l><lb/> <l>Mit siebenfachem Erz umpanzert schöner Eifer</l><lb/> <l>Sein kühnes, kaltes, edles Herz — —</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Ihr wenigen, die ich in dieses Eylands Mitte</l><lb/> <l>Fernahnend sucht', und sorgsam spähend fand,</l><lb/> <l>Die unverschrobner Sinn und unverdorbne Sitte,</l><lb/> <l>Und Herzenseinfalt mir verband;</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l>Die ihr mich kennt und liebt, und die ich</l><lb/> <l>kenn' und liebe —</l><lb/> <l>Nicht euch zu lehren, singt mein Schutzgedicht.</l><lb/> <l>Ihr sahet dieses Herz. Ich barg euch seine Triebe,</l><lb/> <l>Sein Dursten und sein Sehnen nicht.</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [362/0408]
O selig, selig, wer in ihrem sichern Schirme
Die Pfade wandelt, die die Pflicht ihm zeigt!
Er bleibt im Sonnenschein, und im Gebrüll der Stürme
Gleich unverzagt und ungebeugt.
Ihm ist ein stählern Bollwerk, eine Demant-
mauer
Sein Selbstbewustseyn, seines Werths Gefühl.
Ihm rauscht der Wolkenbruch wie Mayenregen-
schauer,
Ihm säuselt Boreas wie Sommerabendkühl.
Ihn regt des Gecken Spott, des Lästrers Nattern-
geifer,
Des Buben Hohngelächter keinen Schmerz.
Mit siebenfachem Erz umpanzert schöner Eifer
Sein kühnes, kaltes, edles Herz — —
Ihr wenigen, die ich in dieses Eylands Mitte
Fernahnend sucht', und sorgsam spähend fand,
Die unverschrobner Sinn und unverdorbne Sitte,
Und Herzenseinfalt mir verband;
Die ihr mich kennt und liebt, und die ich
kenn' und liebe —
Nicht euch zu lehren, singt mein Schutzgedicht.
Ihr sahet dieses Herz. Ich barg euch seine Triebe,
Sein Dursten und sein Sehnen nicht.
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