Mein Salem, mein Retter, du kannst mich nicht hassen. Dich hab' ich, dich halt' ich; dich will ich um- fassen. Ach sieh! wie ich ring' im Glauben und Lieben! Ach kannst du, ach willst du in Ernst mich be- trüben?
Salem.
Ich kann nicht, ich will nicht. Es ist dir ge- lungen. Unsterbliche Seele, du hast mich bezwungen. Ich liebe dich ewig; ich will dich nicht lassen. Komm, Theuererrungne, komm, lass dich umfassen!
Sulamith
O Wonne, du Starke! O Liebe, du Süsse! Mich brennen, mich schmelzen die brünstigen Küsse. Wie beb' ich! Wie fühl' ich die schlagenden Wellen Den seligkeitfluthenden Busen mir schwellen!
Salem.
Sey treu, du Geliebte, sey treu bis ans Ende, Bis dass ich den rufenden Bothen dir sende. Dann eil' und entreiss dich dem irdischen Harme, Und wirf dich in meine heissharrenden Arme.
Mein Salem, mein Retter, du kannst mich nicht hassen. Dich hab' ich, dich halt' ich; dich will ich um- fassen. Ach sieh! wie ich ring' im Glauben und Lieben! Ach kannst du, ach willst du in Ernst mich be- trüben?
Salem.
Ich kann nicht, ich will nicht. Es ist dir ge- lungen. Unsterbliche Seele, du hast mich bezwungen. Ich liebe dich ewig; ich will dich nicht lassen. Komm, Theuererrungne, komm, laſs dich umfassen!
Sulamith
O Wonne, du Starke! O Liebe, du Süſse! Mich brennen, mich schmelzen die brünstigen Küsse. Wie beb' ich! Wie fühl' ich die schlagenden Wellen Den seligkeitfluthenden Busen mir schwellen!
Salem.
Sey treu, du Geliebte, sey treu bis ans Ende, Bis daſs ich den rufenden Bothen dir sende. Dann eil' und entreiſs dich dem irdischen Harme, Und wirf dich in meine heiſsharrenden Arme.
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Mein Salem, mein Retter, du kannst mich
nicht hassen.
Dich hab' ich, dich halt' ich; dich will ich um-
fassen.
Ach sieh! wie ich ring' im Glauben und Lieben!
Ach kannst du, ach willst du in Ernst mich be-
trüben?
Salem.
Ich kann nicht, ich will nicht. Es ist dir ge-
lungen.
Unsterbliche Seele, du hast mich bezwungen.
Ich liebe dich ewig; ich will dich nicht lassen.
Komm, Theuererrungne, komm, laſs dich umfassen!
Sulamith
O Wonne, du Starke! O Liebe, du Süſse!
Mich brennen, mich schmelzen die brünstigen
Küsse.
Wie beb' ich! Wie fühl' ich die schlagenden Wellen
Den seligkeitfluthenden Busen mir schwellen!
Salem.
Sey treu, du Geliebte, sey treu bis ans Ende,
Bis daſs ich den rufenden Bothen dir sende.
Dann eil' und entreiſs dich dem irdischen Harme,
Und wirf dich in meine heiſsharrenden Arme.
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Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 351. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen01_1798/397>, abgerufen am 16.02.2025.
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