Wenn der wache Tag sich neiget, Wenn der Schöpfung Jubel schweiget, Wink' ihn traulich zu dir hin; Lass ihn träumen Eine Stunde, Ihre Dauer ist Sekunde, In dem Arm der Lieblingin.
Im Panier der Mitternächte Öffne leise deine Rechte Ihm der Liebe Kämmerlein. Welch' ein Herzen! welch' ein Drucken! Welch' ein Zittern! welch' ein Zucken! Schone, Beste, schone mein! --
O der Wonne, dem Getreuen Ganz sich opfern, ganz sich weihen Sonder Sträuben, Furcht und Flucht! Stark ist Liebe, kühn ihr Drängen; Aber ihre Stürme sprengen Nie die Riegel heil'ger Zucht!
Ida, Ida, meine Eine, Meine Süsse, meine Reine, Öffne, öffne mir den Arm. Fest umschürzt von deiner Rechten Lass mich fest dich, fest umflechten Nach der Trennung langem Harm.
Wenn der wache Tag sich neiget, Wenn der Schöpfung Jubel schweiget, Wink' ihn traulich zu dir hin; Laſs ihn träumen Eine Stunde, Ihre Dauer ist Sekunde, In dem Arm der Lieblingin.
Im Panier der Mitternächte Öffne leise deine Rechte Ihm der Liebe Kämmerlein. Welch' ein Herzen! welch' ein Drucken! Welch' ein Zittern! welch' ein Zucken! Schone, Beste, schone mein! —
O der Wonne, dem Getreuen Ganz sich opfern, ganz sich weihen Sonder Sträuben, Furcht und Flucht! Stark ist Liebe, kühn ihr Drängen; Aber ihre Stürme sprengen Nie die Riegel heil'ger Zucht!
Ida, Ida, meine Eine, Meine Süſse, meine Reine, Öffne, öffne mir den Arm. Fest umschürzt von deiner Rechten Laſs mich fest dich, fest umflechten Nach der Trennung langem Harm.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><lgtype="poem"><pbfacs="#f0371"n="325"/><lgn="7"><l>Wenn der wache Tag sich neiget,</l><lb/><l>Wenn der Schöpfung Jubel schweiget,</l><lb/><l>Wink' ihn traulich zu dir hin;</l><lb/><l>Laſs ihn träumen Eine Stunde,</l><lb/><l>Ihre Dauer ist Sekunde,</l><lb/><l>In dem Arm der Lieblingin.</l></lg><lb/><lgn="8"><l>Im Panier der Mitternächte</l><lb/><l>Öffne leise deine Rechte</l><lb/><l>Ihm der Liebe Kämmerlein.</l><lb/><l>Welch' ein Herzen! welch' ein Drucken!</l><lb/><l>Welch' ein Zittern! welch' ein Zucken!</l><lb/><l>Schone, Beste, schone mein! —</l></lg><lb/><lgn="9"><l>O der Wonne, dem Getreuen</l><lb/><l>Ganz sich opfern, ganz sich weihen</l><lb/><l>Sonder Sträuben, Furcht und Flucht!</l><lb/><l>Stark ist Liebe, kühn ihr Drängen;</l><lb/><l>Aber ihre Stürme sprengen</l><lb/><l>Nie die Riegel heil'ger Zucht!</l></lg><lb/><lgn="10"><l>Ida, Ida, meine Eine,</l><lb/><l>Meine Süſse, meine Reine,</l><lb/><l>Öffne, öffne mir den Arm.</l><lb/><l>Fest umschürzt von deiner Rechten</l><lb/><l>Laſs mich fest dich, fest umflechten</l><lb/><l>Nach der Trennung langem Harm.</l></lg><lb/></lg></div></div></body></text></TEI>
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Wenn der wache Tag sich neiget,
Wenn der Schöpfung Jubel schweiget,
Wink' ihn traulich zu dir hin;
Laſs ihn träumen Eine Stunde,
Ihre Dauer ist Sekunde,
In dem Arm der Lieblingin.
Im Panier der Mitternächte
Öffne leise deine Rechte
Ihm der Liebe Kämmerlein.
Welch' ein Herzen! welch' ein Drucken!
Welch' ein Zittern! welch' ein Zucken!
Schone, Beste, schone mein! —
O der Wonne, dem Getreuen
Ganz sich opfern, ganz sich weihen
Sonder Sträuben, Furcht und Flucht!
Stark ist Liebe, kühn ihr Drängen;
Aber ihre Stürme sprengen
Nie die Riegel heil'ger Zucht!
Ida, Ida, meine Eine,
Meine Süſse, meine Reine,
Öffne, öffne mir den Arm.
Fest umschürzt von deiner Rechten
Laſs mich fest dich, fest umflechten
Nach der Trennung langem Harm.
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Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 325. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen01_1798/371>, abgerufen am 16.02.2025.
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