Sonst erquickten deine Blicke Mich, wie Mayen-Sonnenschein; Deine Winke, deine Nicke Bebten mir durch Mark und Bein; Deines Athems duftend Wehen Kühlten meiner Inbrunst Gluth; Deiner Stimme rührend Flehen Stillte meine wildste Wuth.
Deiner Hand beredtes Drücken, Deiner Lippen Honigkuss, Dein Umfangen, dein Umstricken, Deiner Schöne Vollgenuss, Dein Umflechten, dein Umranken, Arm in Arm, und Brust an Brust, Heilte ganz den Sehnsuchtkranken, Tränkte mich mit Edenslust.
Aber itzt erwacht der Morgen; Und die Hoffnung, dich zu sehn, Lindert nicht mein zärtlich Sorgen, Nicht der Trennung heisse Weh'n. Ich durchschwärme trüb' und traurig Brach und Thal, und Wald und Flur, Und die Welt dünkt mir so schaurig, Und ein Grabmahl die Natur.
Sonst erquickten deine Blicke Mich, wie Mayen-Sonnenschein; Deine Winke, deine Nicke Bebten mir durch Mark und Bein; Deines Athems duftend Wehen Kühlten meiner Inbrunst Gluth; Deiner Stimme rührend Flehen Stillte meine wildste Wuth.
Deiner Hand beredtes Drücken, Deiner Lippen Honigkuſs, Dein Umfangen, dein Umstricken, Deiner Schöne Vollgenuſs, Dein Umflechten, dein Umranken, Arm in Arm, und Brust an Brust, Heilte ganz den Sehnsuchtkranken, Tränkte mich mit Edenslust.
Aber itzt erwacht der Morgen; Und die Hoffnung, dich zu sehn, Lindert nicht mein zärtlich Sorgen, Nicht der Trennung heiſse Weh'n. Ich durchschwärme trüb' und traurig Brach und Thal, und Wald und Flur, Und die Welt dünkt mir so schaurig, Und ein Grabmahl die Natur.
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Sonst erquickten deine Blicke
Mich, wie Mayen-Sonnenschein;
Deine Winke, deine Nicke
Bebten mir durch Mark und Bein;
Deines Athems duftend Wehen
Kühlten meiner Inbrunst Gluth;
Deiner Stimme rührend Flehen
Stillte meine wildste Wuth.
Deiner Hand beredtes Drücken,
Deiner Lippen Honigkuſs,
Dein Umfangen, dein Umstricken,
Deiner Schöne Vollgenuſs,
Dein Umflechten, dein Umranken,
Arm in Arm, und Brust an Brust,
Heilte ganz den Sehnsuchtkranken,
Tränkte mich mit Edenslust.
Aber itzt erwacht der Morgen;
Und die Hoffnung, dich zu sehn,
Lindert nicht mein zärtlich Sorgen,
Nicht der Trennung heiſse Weh'n.
Ich durchschwärme trüb' und traurig
Brach und Thal, und Wald und Flur,
Und die Welt dünkt mir so schaurig,
Und ein Grabmahl die Natur.
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Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 318. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen01_1798/364>, abgerufen am 16.02.2025.
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