Fühle mich wieder von deines Odems Duften um- säuselt, Wieder gehoben mein Haupt von der geho- benen Brust -- Meine Ida, wie selig . . . wie träumend . . . wäh- nend und . . . selig! -- Meine Ida, warum sträubest du wegernd dich weg? Warum wendest du seitwärts dein Aug'? Und warum entstrebst du Meinem liebenden Arm? -- Ida, liebst du mich nicht? -- Wehe, sie liebet mich nicht! Verlass mich, Mäd- chen, verlass mich, Wenn du mich nicht liebst! Spotte des Jünglinges nicht, Dem du Liebe versprachst, und den du nicht lie- best -- Verläugn' es, Falsche, wenn du es darfst, dass du mir Liebe versprachst! Strafe Lügen dein Auge, die Hände Lügen, und Lügen Jeden ertappten Blick, jeden gestammelten Laut, Jedes Flammenberühren der Wangen und Herzen, und Seelen, Jedes Suchen und Scheun, jegliches Fliehen und Nahn;
Fühle mich wieder von deines Odems Duften um- säuselt, Wieder gehoben mein Haupt von der geho- benen Brust — Meine Ida, wie selig . . . wie träumend . . . wäh- nend und . . . selig! — Meine Ida, warum sträubest du wegernd dich weg? Warum wendest du seitwärts dein Aug'? Und warum entstrebst du Meinem liebenden Arm? — Ida, liebst du mich nicht? — Wehe, sie liebet mich nicht! Verlaſs mich, Mäd- chen, verlaſs mich, Wenn du mich nicht liebst! Spotte des Jünglinges nicht, Dem du Liebe versprachst, und den du nicht lie- best — Verläugn' es, Falsche, wenn du es darfst, daſs du mir Liebe versprachst! Strafe Lügen dein Auge, die Hände Lügen, und Lügen Jeden ertappten Blick, jeden gestammelten Laut, Jedes Flammenberühren der Wangen und Herzen, und Seelen, Jedes Suchen und Scheun, jegliches Fliehen und Nahn;
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><lgtype="poem"><lgn="1"><pbfacs="#f0346"n="300"/><l>Fühle mich wieder von deines Odems Duften um-</l><lb/><l>säuselt,</l><lb/><l>Wieder gehoben mein Haupt von der geho-</l><lb/><l>benen Brust —</l><lb/><l>Meine Ida, wie selig . . . wie träumend . . . wäh-</l><lb/><l>nend und . . . selig! —</l><lb/><l>Meine Ida, warum sträubest du wegernd</l><lb/><l>dich weg?</l><lb/><l>Warum wendest du seitwärts dein Aug'? Und</l><lb/><l>warum entstrebst du</l><lb/><l>Meinem liebenden Arm? — Ida, liebst du</l><lb/><l>mich nicht? —</l><lb/><l>Wehe, sie liebet mich nicht! Verlaſs mich, Mäd-</l><lb/><l>chen, verlaſs mich,</l><lb/><l>Wenn du mich nicht liebst! Spotte des</l><lb/><l>Jünglinges nicht,</l><lb/><l>Dem du Liebe versprachst, und den du nicht lie-</l><lb/><l>best — Verläugn' es,</l><lb/><l>Falsche, wenn du es darfst, daſs du mir</l><lb/><l>Liebe versprachst!</l><lb/><l>Strafe Lügen dein Auge, die Hände Lügen, und</l><lb/><l>Lügen</l><lb/><l>Jeden ertappten Blick, jeden gestammelten</l><lb/><l>Laut,</l><lb/><l>Jedes Flammenberühren der Wangen und Herzen,</l><lb/><l>und Seelen,</l><lb/><l>Jedes Suchen und Scheun, jegliches Fliehen</l><lb/><l>und Nahn;</l><lb/></lg></lg></div></div></body></text></TEI>
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Fühle mich wieder von deines Odems Duften um-
säuselt,
Wieder gehoben mein Haupt von der geho-
benen Brust —
Meine Ida, wie selig . . . wie träumend . . . wäh-
nend und . . . selig! —
Meine Ida, warum sträubest du wegernd
dich weg?
Warum wendest du seitwärts dein Aug'? Und
warum entstrebst du
Meinem liebenden Arm? — Ida, liebst du
mich nicht? —
Wehe, sie liebet mich nicht! Verlaſs mich, Mäd-
chen, verlaſs mich,
Wenn du mich nicht liebst! Spotte des
Jünglinges nicht,
Dem du Liebe versprachst, und den du nicht lie-
best — Verläugn' es,
Falsche, wenn du es darfst, daſs du mir
Liebe versprachst!
Strafe Lügen dein Auge, die Hände Lügen, und
Lügen
Jeden ertappten Blick, jeden gestammelten
Laut,
Jedes Flammenberühren der Wangen und Herzen,
und Seelen,
Jedes Suchen und Scheun, jegliches Fliehen
und Nahn;
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Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 300. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen01_1798/346>, abgerufen am 22.11.2024.
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