Redet, wer seyd ihr? -- Wer bist du? -- Bist du es Liebe? -- Dein Odem Wehet er so? Wie wild weht er! Wie stürmt er! Es flieht Alle Ruhe vor ihm aus meinem Herzen. In Auf- ruhr Stürmt er diess friedliche Herz. Schone, Zerstörende, mein! Schon', o schone mein! ich mag nicht kosten des Kelches, Dessen sprudelnder Schaum, dessen Gedüft mich berauscht. Hemme den Fittig, und wehre dem Odem! Es weht so ermattend, So erkrankend darin. Schone, Zerstören- de, mein! Nein, du willst nicht schonen! Mit jeglichem sie- genden Reize, Jeder gewinnenden Huld, hast du die Fein- din geschmückt, Ach, die süsse Feindin -- dich meine Ida -- Ver- gönne, Dass die Seinige dich grüsset das schmach- tende Herz. Ida, Ida, du bist so hold, wie die Schimmer in Osten, Wie die Wies' im Thau blühend und duf- tend und frisch.
Redet, wer seyd ihr? — Wer bist du? — Bist du es Liebe? — Dein Odem Wehet er so? Wie wild weht er! Wie stürmt er! Es flieht Alle Ruhe vor ihm aus meinem Herzen. In Auf- ruhr Stürmt er dieſs friedliche Herz. Schone, Zerstörende, mein! Schon', o schone mein! ich mag nicht kosten des Kelches, Dessen sprudelnder Schaum, dessen Gedüft mich berauscht. Hemme den Fittig, und wehre dem Odem! Es weht so ermattend, So erkrankend darin. Schone, Zerstören- de, mein! Nein, du willst nicht schonen! Mit jeglichem sie- genden Reize, Jeder gewinnenden Huld, hast du die Fein- din geschmückt, Ach, die süſse Feindin — dich meine Ida — Ver- gönne, Daſs die Seinige dich grüſset das schmach- tende Herz. Ida, Ida, du bist so hold, wie die Schimmer in Osten, Wie die Wies' im Thau blühend und duf- tend und frisch.
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Redet, wer seyd ihr? — Wer bist du? — Bist du
es Liebe? — Dein Odem
Wehet er so? Wie wild weht er! Wie
stürmt er! Es flieht
Alle Ruhe vor ihm aus meinem Herzen. In Auf-
ruhr
Stürmt er dieſs friedliche Herz. Schone,
Zerstörende, mein!
Schon', o schone mein! ich mag nicht kosten des
Kelches,
Dessen sprudelnder Schaum, dessen Gedüft
mich berauscht.
Hemme den Fittig, und wehre dem Odem! Es weht
so ermattend,
So erkrankend darin. Schone, Zerstören-
de, mein!
Nein, du willst nicht schonen! Mit jeglichem sie-
genden Reize,
Jeder gewinnenden Huld, hast du die Fein-
din geschmückt,
Ach, die süſse Feindin — dich meine Ida — Ver-
gönne,
Daſs die Seinige dich grüſset das schmach-
tende Herz.
Ida, Ida, du bist so hold, wie die Schimmer in
Osten,
Wie die Wies' im Thau blühend und duf-
tend und frisch.
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Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 281. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen01_1798/327>, abgerufen am 25.11.2024.
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