Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 1. Leipzig, 1798."Edallwina, du schläfst im Grabe. Her um dich heulet Ängstlich der Wind, und bald schlosset der Winter um dich. "Schönste der Bräute, wie ist dein Bräutigam hager und grässlich! Schönste der Bräute, wie kalt ist dein hoch- zeitliches Bett! "Schönste der Mädchen, wie ist dein hoher Busen gesunken! Wie erblindet dein Aug'! Ach, wie erblichen dein Mund! "Edallwina, um dich will ich mein Leben ver- trauern. Bleich, wie die Sonn' im Herbst, stumm wie das einsame Grab." Also sang er, und hielt drey traurige Winter dem Grame, Drey umsonst ihm lächelnde Lenze sein finstres Gelübde; Aber im vierten rafft' er sich auf in seinem Ver- mögen. Harf', und Ehre trösteten ihn und machten ihn nahmhaft „Edallwina, du schläfst im Grabe. Her um dich heulet Ängstlich der Wind, und bald schloſset der Winter um dich. „Schönste der Bräute, wie ist dein Bräutigam hager und gräſslich! Schönste der Bräute, wie kalt ist dein hoch- zeitliches Bett! „Schönste der Mädchen, wie ist dein hoher Busen gesunken! Wie erblindet dein Aug'! Ach, wie erblichen dein Mund! „Edallwina, um dich will ich mein Leben ver- trauern. Bleich, wie die Sonn' im Herbst, stumm wie das einsame Grab.“ Also sang er, und hielt drey traurige Winter dem Grame, Drey umsonst ihm lächelnde Lenze sein finstres Gelübde; Aber im vierten rafft' er sich auf in seinem Ver- mögen. Harf', und Ehre trösteten ihn und machten ihn nahmhaft <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0323" n="277"/> <lg n="41"> <l>„Edallwina, du schläfst im Grabe. Her um dich</l><lb/> <l>heulet</l><lb/> <l>Ängstlich der Wind, und bald schloſset der</l><lb/> <l>Winter um dich.</l> </lg><lb/> <lg n="42"> <l>„Schönste der Bräute, wie ist dein Bräutigam</l><lb/> <l>hager und gräſslich!</l><lb/> <l>Schönste der Bräute, wie kalt ist dein hoch-</l><lb/> <l>zeitliches Bett!</l> </lg><lb/> <lg n="43"> <l>„Schönste der Mädchen, wie ist dein hoher</l><lb/> <l>Busen gesunken!</l><lb/> <l>Wie erblindet dein Aug'! Ach, wie erblichen</l><lb/> <l>dein Mund!</l> </lg><lb/> <lg n="44"> <l>„Edallwina, um dich will ich mein Leben ver-</l><lb/> <l>trauern.</l><lb/> <l>Bleich, wie die Sonn' im Herbst, stumm</l><lb/> <l>wie das einsame Grab.“</l> </lg><lb/> <lg n="45"> <l>Also sang er, und hielt drey traurige Winter</l><lb/> <l>dem Grame,</l><lb/> <l>Drey umsonst ihm lächelnde Lenze sein finstres</l><lb/> <l>Gelübde;</l><lb/> <l>Aber im vierten rafft' er sich auf in seinem Ver-</l><lb/> <l>mögen.</l><lb/> <l>Harf', und Ehre trösteten ihn und machten ihn</l><lb/> <l>nahmhaft</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [277/0323]
„Edallwina, du schläfst im Grabe. Her um dich
heulet
Ängstlich der Wind, und bald schloſset der
Winter um dich.
„Schönste der Bräute, wie ist dein Bräutigam
hager und gräſslich!
Schönste der Bräute, wie kalt ist dein hoch-
zeitliches Bett!
„Schönste der Mädchen, wie ist dein hoher
Busen gesunken!
Wie erblindet dein Aug'! Ach, wie erblichen
dein Mund!
„Edallwina, um dich will ich mein Leben ver-
trauern.
Bleich, wie die Sonn' im Herbst, stumm
wie das einsame Grab.“
Also sang er, und hielt drey traurige Winter
dem Grame,
Drey umsonst ihm lächelnde Lenze sein finstres
Gelübde;
Aber im vierten rafft' er sich auf in seinem Ver-
mögen.
Harf', und Ehre trösteten ihn und machten ihn
nahmhaft
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