Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 1. Leipzig, 1798.Warf sich nieder im Schatten von schaurig rauschen- Als der Abend Ruhe säuselte, kochte sie ruhig Einen Trank aus den Kräutern; und als die Mit- ternacht wehte, Trank sie ihn aus. Der Morgen erschien; da war sie erblichen. Ihre Mutter vernahm im Lager der Schmerzen die Zeitung, Warf sich nieder im Schatten von schaurig rauschen- Als der Abend Ruhe säuselte, kochte sie ruhig Einen Trank aus den Kräutern; und als die Mit- ternacht wehte, Trank sie ihn aus. Der Morgen erschien; da war sie erblichen. Ihre Mutter vernahm im Lager der Schmerzen die Zeitung, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <lg n="30"> <pb facs="#f0318" n="272"/> <l>Warf sich nieder im Schatten von schaurig rauschen-</l><lb/> <l>den Rüstern,</l><lb/> <l>Weint' und jammerte lang' in der Rüstern Rauschen,</l><lb/> <l>zerraufte</l><lb/> <l>Ihr gelbringelndes Haar, rang wund sich die zier-</l><lb/> <l>lichen Hände</l><lb/> <l>Und die Lilienarm'. Ermattet sank sie zu Bo-</l><lb/> <l>den.</l><lb/> <l>Unter ihr krümmete sich der Wermuth; über ihr</l><lb/> <l>wiegte</l><lb/> <l>Sich die Donnernessel; der todberauschende Schier-</l><lb/> <l>ling</l><lb/> <l>Schwirrt' ihr um die verwilderten Augen. Der</l><lb/> <l>Lebenzerstörer</l><lb/> <l>Ward sie gewahr und ahnete Ruh. Sie raffte des</l><lb/> <l>Krautes</l><lb/> <l>Manche Handvoll aus, und floh ins einsame</l><lb/> <l>Zimmer.</l> </lg><lb/> <lg n="31"> <l>Als der Abend Ruhe säuselte, kochte sie</l><lb/> <l>ruhig</l><lb/> <l>Einen Trank aus den Kräutern; und als die Mit-</l><lb/> <l>ternacht wehte,</l><lb/> <l>Trank sie ihn aus. Der Morgen erschien; da war</l><lb/> <l>sie erblichen.</l> </lg><lb/> <lg n="32"> <l>Ihre Mutter vernahm im Lager der Schmerzen</l><lb/> <l>die Zeitung,</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [272/0318]
Warf sich nieder im Schatten von schaurig rauschen-
den Rüstern,
Weint' und jammerte lang' in der Rüstern Rauschen,
zerraufte
Ihr gelbringelndes Haar, rang wund sich die zier-
lichen Hände
Und die Lilienarm'. Ermattet sank sie zu Bo-
den.
Unter ihr krümmete sich der Wermuth; über ihr
wiegte
Sich die Donnernessel; der todberauschende Schier-
ling
Schwirrt' ihr um die verwilderten Augen. Der
Lebenzerstörer
Ward sie gewahr und ahnete Ruh. Sie raffte des
Krautes
Manche Handvoll aus, und floh ins einsame
Zimmer.
Als der Abend Ruhe säuselte, kochte sie
ruhig
Einen Trank aus den Kräutern; und als die Mit-
ternacht wehte,
Trank sie ihn aus. Der Morgen erschien; da war
sie erblichen.
Ihre Mutter vernahm im Lager der Schmerzen
die Zeitung,
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