Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 1. Leipzig, 1798.Das Fräulein von Garmin. Sulvina. Welches Dunkel bewölkt des Dichters glän-zende Seele? Warum meidest du, Sohn des Gesanges, den Tag und die Menschen, Seufzest zur Sonn' empor: "Vergib, du Holde, du weissest, Dass ich dich liebe. Doch eil' in deinem strahlen- den Laufe, Eile nur heute hinunter, und rufe dem Abend." -- Und kommt nun Kühl und schaurig der Abend, so wandelt der Träumende draussen Das Fräulein von Garmin. Sulvina. Welches Dunkel bewölkt des Dichters glän-zende Seele? Warum meidest du, Sohn des Gesanges, den Tag und die Menschen, Seufzest zur Sonn' empor: „Vergib, du Holde, du weiſsest, Daſs ich dich liebe. Doch eil' in deinem strahlen- den Laufe, Eile nur heute hinunter, und rufe dem Abend.“ — Und kommt nun Kühl und schaurig der Abend, so wandelt der Träumende drauſsen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0299" n="255"/> <div n="2"> <head>Das<lb/> Fräulein von Garmin.</head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <head><hi rendition="#g">Sulvina</hi>.</head><lb/> <l><hi rendition="#in">W</hi>elches Dunkel bewölkt des Dichters glän-</l><lb/> <l>zende Seele?</l><lb/> <l>Warum meidest du, Sohn des Gesanges, den Tag</l><lb/> <l>und die Menschen,</l><lb/> <l>Seufzest zur Sonn' empor: „Vergib, du Holde, du</l><lb/> <l>weiſsest,</l><lb/> <l>Daſs ich dich liebe. Doch eil' in deinem strahlen-</l><lb/> <l>den Laufe,</l><lb/> <l>Eile nur heute hinunter, und rufe dem Abend.“ —</l><lb/> <l>Und kommt nun</l><lb/> <l>Kühl und schaurig der Abend, so wandelt der</l><lb/> <l>Träumende drauſsen</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [255/0299]
Das
Fräulein von Garmin.
Sulvina.
Welches Dunkel bewölkt des Dichters glän-
zende Seele?
Warum meidest du, Sohn des Gesanges, den Tag
und die Menschen,
Seufzest zur Sonn' empor: „Vergib, du Holde, du
weiſsest,
Daſs ich dich liebe. Doch eil' in deinem strahlen-
den Laufe,
Eile nur heute hinunter, und rufe dem Abend.“ —
Und kommt nun
Kühl und schaurig der Abend, so wandelt der
Träumende drauſsen
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