Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 1. Leipzig, 1798.Wohl rinnen, wohl rollen Die Jahre hinab Zur schlafenden Vorwelt Ins gähnende Grab. Mag rollen, mag rauschen Die flüchtige Schaar -- Genossne Sekunden Verrollen nicht gar. Wohl welket noch heute, Was gestern entspross; Und morgen wird welken, Was heut sich erschloss. -- Mag welken, mag modern, Was Moder und Graus. Es dauert die Liebe, Die Ewige, aus. Wohl naget der Liebenden Hüllen der Wurm. Wohl stiebt ihre Asche Im fliegenden Sturm. Mag stieben, mag welken Das raschelnde Laub! Mag wirbeln im Winde Der nichtige Staub! Wohl rinnen, wohl rollen Die Jahre hinab Zur schlafenden Vorwelt Ins gähnende Grab. Mag rollen, mag rauschen Die flüchtige Schaar — Genoſsne Sekunden Verrollen nicht gar. Wohl welket noch heute, Was gestern entsproſs; Und morgen wird welken, Was heut sich erschloſs. — Mag welken, mag modern, Was Moder und Graus. Es dauert die Liebe, Die Ewige, aus. Wohl naget der Liebenden Hüllen der Wurm. Wohl stiebt ihre Asche Im fliegenden Sturm. Mag stieben, mag welken Das raschelnde Laub! Mag wirbeln im Winde Der nichtige Staub! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0281" n="239"/> <lg n="24"> <l>Wohl rinnen, wohl rollen</l><lb/> <l>Die Jahre hinab</l><lb/> <l>Zur schlafenden Vorwelt</l><lb/> <l>Ins gähnende Grab.</l><lb/> <l>Mag rollen, mag rauschen</l><lb/> <l>Die flüchtige Schaar —</l><lb/> <l>Genoſsne Sekunden</l><lb/> <l>Verrollen nicht gar.</l> </lg><lb/> <lg n="25"> <l>Wohl welket noch heute,</l><lb/> <l>Was gestern entsproſs;</l><lb/> <l>Und morgen wird welken,</l><lb/> <l>Was heut sich erschloſs. —</l><lb/> <l>Mag welken, mag modern,</l><lb/> <l>Was Moder und Graus.</l><lb/> <l>Es dauert die Liebe,</l><lb/> <l>Die Ewige, aus.</l> </lg><lb/> <lg n="26"> <l>Wohl naget der Liebenden</l><lb/> <l>Hüllen der Wurm.</l><lb/> <l>Wohl stiebt ihre Asche</l><lb/> <l>Im fliegenden Sturm.</l><lb/> <l>Mag stieben, mag welken</l><lb/> <l>Das raschelnde Laub!</l><lb/> <l>Mag wirbeln im Winde</l><lb/> <l>Der nichtige Staub!</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [239/0281]
Wohl rinnen, wohl rollen
Die Jahre hinab
Zur schlafenden Vorwelt
Ins gähnende Grab.
Mag rollen, mag rauschen
Die flüchtige Schaar —
Genoſsne Sekunden
Verrollen nicht gar.
Wohl welket noch heute,
Was gestern entsproſs;
Und morgen wird welken,
Was heut sich erschloſs. —
Mag welken, mag modern,
Was Moder und Graus.
Es dauert die Liebe,
Die Ewige, aus.
Wohl naget der Liebenden
Hüllen der Wurm.
Wohl stiebt ihre Asche
Im fliegenden Sturm.
Mag stieben, mag welken
Das raschelnde Laub!
Mag wirbeln im Winde
Der nichtige Staub!
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Zitationshilfe: | Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 239. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen01_1798/281>, abgerufen am 16.02.2025. |