Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 1. Leipzig, 1798."Was säumst du, Schön Hedchen? was säumst du so lang? "Und machst mich so ängstig und machst mich so bang? "Du wandelst wohl oben im sonnigen Licht, "Und denkst des verlassenen Traurenden nicht. "Wer war es, Schön Hedchen? wer war es? wer sprach: "Sey ruhig, Geliebter, du folgst mir bald nach! "Wo bleibt dein Geloben? Wie säumst du so lang, "Und machst mirs im zagenden Busen so bang? "Ich trag' es nicht länger; ich halt' es nicht aus. "Mir ekelt das Leben, wie Moder und Graus. "Schön Hedchen, du logst mir! Wer wehrt es mir? -- Ha! "Ich komme schon selber! du täuschtest mich ja!" Er riss aus der Scheide sein funkelndes Schwert -- Da erbebte der Hügel. Da stand es verklärt Und sonnenhell vor ihm, und lächelt' und sprach: "Acht Tage, mein Trauter, so folgst du mir nach." Es verschwand in goldenem Wolkengesäum; Da ging der getröstete Traurende heim. Der Morgen brach an. Da kam ein Gebot; Sein König entbot ihn zu Schlachten und Tod. „Was säumst du, Schön Hedchen? was säumst du so lang? „Und machst mich so ängstig und machst mich so bang? „Du wandelst wohl oben im sonnigen Licht, „Und denkst des verlassenen Traurenden nicht. „Wer war es, Schön Hedchen? wer war es? wer sprach: „Sey ruhig, Geliebter, du folgst mir bald nach! „Wo bleibt dein Geloben? Wie säumst du so lang, „Und machst mirs im zagenden Busen so bang? „Ich trag' es nicht länger; ich halt' es nicht aus. „Mir ekelt das Leben, wie Moder und Graus. „Schön Hedchen, du logst mir! Wer wehrt es mir? — Ha! „Ich komme schon selber! du täuschtest mich ja!“ Er riſs aus der Scheide sein funkelndes Schwert — Da erbebte der Hügel. Da stand es verklärt Und sonnenhell vor ihm, und lächelt' und sprach: „Acht Tage, mein Trauter, so folgst du mir nach.“ Es verschwand in goldenem Wolkengesäum; Da ging der getröstete Traurende heim. Der Morgen brach an. Da kam ein Gebot; Sein König entbot ihn zu Schlachten und Tod. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0264" n="222"/> <lg n="48"> <l>„Was säumst du, Schön Hedchen? was säumst</l><lb/> <l>du so lang?</l><lb/> <l>„Und machst mich so ängstig und machst mich so</l><lb/> <l>bang?</l><lb/> <l>„Du wandelst wohl oben im sonnigen Licht,</l><lb/> <l>„Und denkst des verlassenen Traurenden nicht.</l> </lg><lb/> <lg n="49"> <l>„Wer war es, Schön Hedchen? wer war es?</l><lb/> <l>wer sprach:</l><lb/> <l>„Sey ruhig, Geliebter, du folgst mir bald nach!</l><lb/> <l>„Wo bleibt dein Geloben? Wie säumst du so lang,</l><lb/> <l>„Und machst mirs im zagenden Busen so bang?</l> </lg><lb/> <lg n="50"> <l>„Ich trag' es nicht länger; ich halt' es nicht aus.</l><lb/> <l>„Mir ekelt das Leben, wie Moder und Graus.</l><lb/> <l>„Schön Hedchen, du logst mir! Wer wehrt es</l><lb/> <l>mir? — Ha!</l><lb/> <l>„Ich komme schon selber! du täuschtest mich ja!“</l> </lg><lb/> <lg n="51"> <l>Er riſs aus der Scheide sein funkelndes Schwert —</l><lb/> <l>Da erbebte der Hügel. Da stand es verklärt</l><lb/> <l>Und sonnenhell vor ihm, und lächelt' und sprach:</l><lb/> <l>„Acht Tage, mein Trauter, so folgst du mir nach.“</l> </lg><lb/> <lg n="52"> <l>Es verschwand in goldenem Wolkengesäum;</l><lb/> <l>Da ging der getröstete Traurende heim.</l><lb/> <l>Der Morgen brach an. Da kam ein Gebot;</l><lb/> <l>Sein König entbot ihn zu Schlachten und Tod.</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [222/0264]
„Was säumst du, Schön Hedchen? was säumst
du so lang?
„Und machst mich so ängstig und machst mich so
bang?
„Du wandelst wohl oben im sonnigen Licht,
„Und denkst des verlassenen Traurenden nicht.
„Wer war es, Schön Hedchen? wer war es?
wer sprach:
„Sey ruhig, Geliebter, du folgst mir bald nach!
„Wo bleibt dein Geloben? Wie säumst du so lang,
„Und machst mirs im zagenden Busen so bang?
„Ich trag' es nicht länger; ich halt' es nicht aus.
„Mir ekelt das Leben, wie Moder und Graus.
„Schön Hedchen, du logst mir! Wer wehrt es
mir? — Ha!
„Ich komme schon selber! du täuschtest mich ja!“
Er riſs aus der Scheide sein funkelndes Schwert —
Da erbebte der Hügel. Da stand es verklärt
Und sonnenhell vor ihm, und lächelt' und sprach:
„Acht Tage, mein Trauter, so folgst du mir nach.“
Es verschwand in goldenem Wolkengesäum;
Da ging der getröstete Traurende heim.
Der Morgen brach an. Da kam ein Gebot;
Sein König entbot ihn zu Schlachten und Tod.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |