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Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 1. Leipzig, 1798.

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Es buhlt' um Schön Hedchen manch gleissender
Gast.
Sie gönnten der Holden nicht Ruhe noch Rast.
Sie weinte die blaulichen Augen wohl wund,
Und wahrte der Treue beschworenen Bund.
Drey Jahre verrollten durchgrämt und durch-
stöhnt.
Nun schien das Verhängniss den Treuen versöhnt.
Denn Treue besieget des Schicksals Gebot;
Besieget die Bosheit, besieget den Tod.
Der Jüngling kam wieder, erhöht und gerühmt,
Mit herrlichen Narben die Stirne beblümt.
Auf Flügeln der Liebe, auf Flügeln der Lust,
Flog Eins an des Andern hochklopfende Brust.
Still Wogen und Winde! Die Sonne ging auf,
Ging golden und lieblich den Liebenden auf.
Die Freude verwehte den wolkigen Gram,
Je höher, je heller und wärmer sie kam.
Viel Thränen hat Liebe, doch Freuden noch
mehr.
Sie streiten ums Herz sich, ein brüderlich Heer.
Sie streiten, und fallen sich friedlich in Arm;
Dann weinet die Freude, dann lächelt der Harm.
Es buhlt' um Schön Hedchen manch gleiſsender
Gast.
Sie gönnten der Holden nicht Ruhe noch Rast.
Sie weinte die blaulichen Augen wohl wund,
Und wahrte der Treue beschworenen Bund.
Drey Jahre verrollten durchgrämt und durch-
stöhnt.
Nun schien das Verhängniſs den Treuen versöhnt.
Denn Treue besieget des Schicksals Gebot;
Besieget die Bosheit, besieget den Tod.
Der Jüngling kam wieder, erhöht und gerühmt,
Mit herrlichen Narben die Stirne beblümt.
Auf Flügeln der Liebe, auf Flügeln der Lust,
Flog Eins an des Andern hochklopfende Brust.
Still Wogen und Winde! Die Sonne ging auf,
Ging golden und lieblich den Liebenden auf.
Die Freude verwehte den wolkigen Gram,
Je höher, je heller und wärmer sie kam.
Viel Thränen hat Liebe, doch Freuden noch
mehr.
Sie streiten ums Herz sich, ein brüderlich Heer.
Sie streiten, und fallen sich friedlich in Arm;
Dann weinet die Freude, dann lächelt der Harm.
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[214/0256] Es buhlt' um Schön Hedchen manch gleiſsender Gast. Sie gönnten der Holden nicht Ruhe noch Rast. Sie weinte die blaulichen Augen wohl wund, Und wahrte der Treue beschworenen Bund. Drey Jahre verrollten durchgrämt und durch- stöhnt. Nun schien das Verhängniſs den Treuen versöhnt. Denn Treue besieget des Schicksals Gebot; Besieget die Bosheit, besieget den Tod. Der Jüngling kam wieder, erhöht und gerühmt, Mit herrlichen Narben die Stirne beblümt. Auf Flügeln der Liebe, auf Flügeln der Lust, Flog Eins an des Andern hochklopfende Brust. Still Wogen und Winde! Die Sonne ging auf, Ging golden und lieblich den Liebenden auf. Die Freude verwehte den wolkigen Gram, Je höher, je heller und wärmer sie kam. Viel Thränen hat Liebe, doch Freuden noch mehr. Sie streiten ums Herz sich, ein brüderlich Heer. Sie streiten, und fallen sich friedlich in Arm; Dann weinet die Freude, dann lächelt der Harm.

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Zitationshilfe: Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 214. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen01_1798/256>, abgerufen am 25.11.2024.