Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 1. Leipzig, 1798.Schweigt Nachtigallen! Unken schweigt! Schauererinnerung umflistert mich. Zwischen vier bemooseten Steinen, Unter drey rauschenden Eichen sitz' ich hier. Über die vier moosbewachsnen Steine, Über die drey rauschenden Eichen Fried' und Ruh! Die ihr schlummert drunten, Helden, Herr- liche, Schlummert sanft, die ihr sanket in der blutigen Schlacht! Die Schlucht brüllte, Der Wald brauste, Das Meer tosete dumpf auf, Als die Herrlichen fielen. Sie fielen. Die Feinde frohlockten. Verlassen weinten die Bräute. Die Barden klagten. Die Übrigbliebnen Thürmten das ehrekrönende Mahl. Schlaft sanft, ihr Edelgefallnen. Schlaft sanft im Ringe der Steine. Schlaft sanft -- oder steigt herauf Mit der benarbeten Stirn, mit dem blut- beströmeten Busen. Schweigt Nachtigallen! Unken schweigt! Schauererinnerung umflistert mich. Zwischen vier bemooseten Steinen, Unter drey rauschenden Eichen sitz' ich hier. Über die vier moosbewachsnen Steine, Über die drey rauschenden Eichen Fried' und Ruh! Die ihr schlummert drunten, Helden, Herr- liche, Schlummert sanft, die ihr sanket in der blutigen Schlacht! Die Schlucht brüllte, Der Wald brauste, Das Meer tosete dumpf auf, Als die Herrlichen fielen. Sie fielen. Die Feinde frohlockten. Verlassen weinten die Bräute. Die Barden klagten. Die Übrigbliebnen Thürmten das ehrekrönende Mahl. Schlaft sanft, ihr Edelgefallnen. Schlaft sanft im Ringe der Steine. Schlaft sanft — oder steigt herauf Mit der benarbeten Stirn, mit dem blut- beströmeten Busen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0227" n="185"/> <lg n="3"> <l>Schweigt Nachtigallen! Unken schweigt!</l><lb/> <l>Schauererinnerung umflistert mich.</l><lb/> <l>Zwischen vier bemooseten Steinen,</l><lb/> <l>Unter drey rauschenden Eichen sitz' ich</l><lb/> <l>hier.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Über die vier moosbewachsnen Steine,</l><lb/> <l>Über die drey rauschenden Eichen Fried' und Ruh!</l><lb/> <l>Die ihr schlummert drunten, Helden, Herr-</l><lb/> <l>liche,</l><lb/> <l>Schlummert sanft, die ihr sanket in der</l><lb/> <l>blutigen Schlacht!</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Die Schlucht brüllte,</l><lb/> <l>Der Wald brauste,</l><lb/> <l>Das Meer tosete dumpf auf,</l><lb/> <l>Als die Herrlichen fielen.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Sie fielen. Die Feinde frohlockten.</l><lb/> <l>Verlassen weinten die Bräute.</l><lb/> <l>Die Barden klagten. Die Übrigbliebnen</l><lb/> <l>Thürmten das ehrekrönende Mahl.</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l>Schlaft sanft, ihr Edelgefallnen.</l><lb/> <l>Schlaft sanft im Ringe der Steine.</l><lb/> <l>Schlaft sanft — oder steigt herauf</l><lb/> <l>Mit der benarbeten Stirn, mit dem blut-</l><lb/> <l>beströmeten Busen.</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [185/0227]
Schweigt Nachtigallen! Unken schweigt!
Schauererinnerung umflistert mich.
Zwischen vier bemooseten Steinen,
Unter drey rauschenden Eichen sitz' ich
hier.
Über die vier moosbewachsnen Steine,
Über die drey rauschenden Eichen Fried' und Ruh!
Die ihr schlummert drunten, Helden, Herr-
liche,
Schlummert sanft, die ihr sanket in der
blutigen Schlacht!
Die Schlucht brüllte,
Der Wald brauste,
Das Meer tosete dumpf auf,
Als die Herrlichen fielen.
Sie fielen. Die Feinde frohlockten.
Verlassen weinten die Bräute.
Die Barden klagten. Die Übrigbliebnen
Thürmten das ehrekrönende Mahl.
Schlaft sanft, ihr Edelgefallnen.
Schlaft sanft im Ringe der Steine.
Schlaft sanft — oder steigt herauf
Mit der benarbeten Stirn, mit dem blut-
beströmeten Busen.
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