Und in des Winters ernster Pracht, In seines Schneees Leichentracht, Gemahnst du mich, o Herrscherin, Wie eine Wittwe-Königin.
Gegrüsst, gegrüsst sey mir auch heut In deiner milden Herrlichkeit, Im ersten jungfräulichen Schnee, Der sanft dich hüllet, Traurende.
Wie frisch, wie rasch, wie freudig wehn Die Winterdüfte! Ach, wie stehn Die nackten Bäume zart und klar, Gleich Greisen mit bereiftem Haar!
Aurorens Rosenkelch erblüht, Und die beschämte Luna flieht. So raubet Idens Strahlenglanz Geringrer Schönheit Preis und Kranz.
Den lasurblauen Himmel kränzt Aurorens Rosensaum. Wie glänzt, Wie funkelt die beschneite Flur -- O Gottes Dienerin, Natur!
O heilige Verkünderin Des Unbekannten, Herz und Sinn, Und Tichten, Trachten weih' ich dir, Und will dich lieben für und für.
Und in des Winters ernster Pracht, In seines Schneees Leichentracht, Gemahnst du mich, o Herrscherin, Wie eine Wittwe-Königin.
Gegrüſst, gegrüſst sey mir auch heut In deiner milden Herrlichkeit, Im ersten jungfräulichen Schnee, Der sanft dich hüllet, Traurende.
Wie frisch, wie rasch, wie freudig wehn Die Winterdüfte! Ach, wie stehn Die nackten Bäume zart und klar, Gleich Greisen mit bereiftem Haar!
Aurorens Rosenkelch erblüht, Und die beschämte Luna flieht. So raubet Idens Strahlenglanz Geringrer Schönheit Preis und Kranz.
Den lasurblauen Himmel kränzt Aurorens Rosensaum. Wie glänzt, Wie funkelt die beschneite Flur — O Gottes Dienerin, Natur!
O heilige Verkünderin Des Unbekannten, Herz und Sinn, Und Tichten, Trachten weih' ich dir, Und will dich lieben für und für.
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Und in des Winters ernster Pracht,
In seines Schneees Leichentracht,
Gemahnst du mich, o Herrscherin,
Wie eine Wittwe-Königin.
Gegrüſst, gegrüſst sey mir auch heut
In deiner milden Herrlichkeit,
Im ersten jungfräulichen Schnee,
Der sanft dich hüllet, Traurende.
Wie frisch, wie rasch, wie freudig wehn
Die Winterdüfte! Ach, wie stehn
Die nackten Bäume zart und klar,
Gleich Greisen mit bereiftem Haar!
Aurorens Rosenkelch erblüht,
Und die beschämte Luna flieht.
So raubet Idens Strahlenglanz
Geringrer Schönheit Preis und Kranz.
Den lasurblauen Himmel kränzt
Aurorens Rosensaum. Wie glänzt,
Wie funkelt die beschneite Flur —
O Gottes Dienerin, Natur!
O heilige Verkünderin
Des Unbekannten, Herz und Sinn,
Und Tichten, Trachten weih' ich dir,
Und will dich lieben für und für.
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Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 160. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen01_1798/202>, abgerufen am 16.02.2025.
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