Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 1. Leipzig, 1798.Welche Eroberer, Schmeichler, und Freyheitsmör- Frühe mit dämmerndem Tag' -- der Rausch des Weins und der Wollust Lag noch bleyern, wie Brodem der See, auf den Wimpern der Schwelger -- Rief es durch Hof und Burg: "Agathe! Agathe!" Die Arme War auf ewig dahin. Von einer seufzenden Pappel Schwankendem Ast hing welk und schlaff die Er- würgte herunter. Winde durchsausten ihr Haar. Vom Krampf des gewaltsamen Todes War des Antlitzes Schöne verstellt. Aus brennender Stirne Quollen die Augen hervor. Ihr Blut gefror, und ihr Herz stand. Da entsprang der Ralunke dem Lager. Die gräss- liche Zeitung Kracht' ihm ins innerste Mark. Er hatte die Schwe- ster geliebet. Fürchterlich brüllend tobt' er umher, und ballte die Fäuste, Schlug sich die eherne Stirn, und zerstampfte den Boden. Ihm rollten Welche Eroberer, Schmeichler, und Freyheitsmör- Frühe mit dämmerndem Tag' — der Rausch des Weins und der Wollust Lag noch bleyern, wie Brodem der See, auf den Wimpern der Schwelger — Rief es durch Hof und Burg: „Agathe! Agathe!“ Die Arme War auf ewig dahin. Von einer seufzenden Pappel Schwankendem Ast hing welk und schlaff die Er- würgte herunter. Winde durchsausten ihr Haar. Vom Krampf des gewaltsamen Todes War des Antlitzes Schöne verstellt. Aus brennender Stirne Quollen die Augen hervor. Ihr Blut gefror, und ihr Herz stand. Da entsprang der Ralunke dem Lager. Die gräſs- liche Zeitung Kracht' ihm ins innerste Mark. Er hatte die Schwe- ster geliebet. Fürchterlich brüllend tobt' er umher, und ballte die Fäuste, Schlug sich die eherne Stirn, und zerstampfte den Boden. Ihm rollten <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <lg n="25"> <pb facs="#f0180" n="138"/> <l>Welche Eroberer, Schmeichler, und Freyheitsmör-</l><lb/> <l>der gebaren!</l> </lg><lb/> <lg n="26"> <l>Frühe mit dämmerndem Tag' — der Rausch des</l><lb/> <l>Weins und der Wollust</l><lb/> <l>Lag noch bleyern, wie Brodem der See, auf den</l><lb/> <l>Wimpern der Schwelger —</l><lb/> <l>Rief es durch Hof und Burg: „Agathe! Agathe!“</l><lb/> <l>Die Arme</l><lb/> <l>War auf ewig dahin. Von einer seufzenden Pappel</l><lb/> <l>Schwankendem Ast hing welk und schlaff die Er-</l><lb/> <l>würgte herunter.</l><lb/> <l>Winde durchsausten ihr Haar. Vom Krampf des</l><lb/> <l>gewaltsamen Todes</l><lb/> <l>War des Antlitzes Schöne verstellt. Aus brennender</l><lb/> <l>Stirne</l><lb/> <l>Quollen die Augen hervor. Ihr Blut gefror, und</l><lb/> <l>ihr Herz stand.</l> </lg><lb/> <lg n="27"> <l>Da entsprang der Ralunke dem Lager. Die gräſs-</l><lb/> <l>liche Zeitung</l><lb/> <l>Kracht' ihm ins innerste Mark. Er hatte die Schwe-</l><lb/> <l>ster geliebet.</l><lb/> <l>Fürchterlich brüllend tobt' er umher, und ballte</l><lb/> <l>die Fäuste,</l><lb/> <l>Schlug sich die eherne Stirn, und zerstampfte den</l><lb/> <l>Boden. Ihm rollten</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [138/0180]
Welche Eroberer, Schmeichler, und Freyheitsmör-
der gebaren!
Frühe mit dämmerndem Tag' — der Rausch des
Weins und der Wollust
Lag noch bleyern, wie Brodem der See, auf den
Wimpern der Schwelger —
Rief es durch Hof und Burg: „Agathe! Agathe!“
Die Arme
War auf ewig dahin. Von einer seufzenden Pappel
Schwankendem Ast hing welk und schlaff die Er-
würgte herunter.
Winde durchsausten ihr Haar. Vom Krampf des
gewaltsamen Todes
War des Antlitzes Schöne verstellt. Aus brennender
Stirne
Quollen die Augen hervor. Ihr Blut gefror, und
ihr Herz stand.
Da entsprang der Ralunke dem Lager. Die gräſs-
liche Zeitung
Kracht' ihm ins innerste Mark. Er hatte die Schwe-
ster geliebet.
Fürchterlich brüllend tobt' er umher, und ballte
die Fäuste,
Schlug sich die eherne Stirn, und zerstampfte den
Boden. Ihm rollten
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