Schöner und wilder. Es war dein Nam' in den Ta- gen der Vorzeit Weitgefeyert. Es pfiffen nicht deine Söhne vor Zeiten Hinter den Heerden so müssig. Es dampften die schauernden Rosse Nicht vor dem knechtischen Pflug. Von der Burg weitschauender Warte Spähte der Thürmer fern in die See, und mahnte den Wiking, Dass er komme mit Schnelle des Blitzes, mit Don- nergeprassel Jedem nahenden Kiel die Rippen zermalm', und die Beute Jauchzend in deinem Schooss, o Tochter des Mee- res, verbürge.
Burg der tosenden See, mir weht mit der Kühle, mir rauschet Mit dem Sausen des Hayns der Begeisterung Fittig. Die Wange Flammet mir schon, wie die Scheibe des steigenden Vollmonds. Hoch schwillt Meine Seele, wie Wogen im Sturm, und gesichte- trunken Seh' ich dämmernd und bleich die Schatten schlum- mernder Vorwelt.
Schöner und wilder. Es war dein Nam' in den Ta- gen der Vorzeit Weitgefeyert. Es pfiffen nicht deine Söhne vor Zeiten Hinter den Heerden so müſsig. Es dampften die schauernden Rosse Nicht vor dem knechtischen Pflug. Von der Burg weitschauender Warte Spähte der Thürmer fern in die See, und mahnte den Wiking, Daſs er komme mit Schnelle des Blitzes, mit Don- nergeprassel Jedem nahenden Kiel die Rippen zermalm', und die Beute Jauchzend in deinem Schooſs, o Tochter des Mee- res, verbürge.
Burg der tosenden See, mir weht mit der Kühle, mir rauschet Mit dem Sausen des Hayns der Begeisterung Fittig. Die Wange Flammet mir schon, wie die Scheibe des steigenden Vollmonds. Hoch schwillt Meine Seele, wie Wogen im Sturm, und gesichte- trunken Seh' ich dämmernd und bleich die Schatten schlum- mernder Vorwelt.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><lgtype="poem"><lgn="2"><pbfacs="#f0163"n="121"/><l>Schöner und wilder. Es war dein Nam' in den Ta-</l><lb/><l>gen der Vorzeit</l><lb/><l>Weitgefeyert. Es pfiffen nicht deine Söhne vor</l><lb/><l>Zeiten</l><lb/><l>Hinter den Heerden so müſsig. Es dampften die</l><lb/><l>schauernden Rosse</l><lb/><l>Nicht vor dem knechtischen Pflug. Von der Burg</l><lb/><l>weitschauender Warte</l><lb/><l>Spähte der Thürmer fern in die See, und mahnte den</l><lb/><l>Wiking,</l><lb/><l>Daſs er komme mit Schnelle des Blitzes, mit Don-</l><lb/><l>nergeprassel</l><lb/><l>Jedem nahenden Kiel die Rippen zermalm', und die</l><lb/><l>Beute</l><lb/><l>Jauchzend in deinem Schooſs, o Tochter des Mee-</l><lb/><l>res, verbürge.</l></lg><lb/><lgn="3"><l>Burg der tosenden See, mir weht mit der Kühle,</l><lb/><l>mir rauschet</l><lb/><l>Mit dem Sausen des Hayns der Begeisterung Fittig.</l><lb/><l>Die Wange</l><lb/><l>Flammet mir schon, wie die Scheibe des steigenden</l><lb/><l>Vollmonds. Hoch schwillt</l><lb/><l>Meine Seele, wie Wogen im Sturm, und gesichte-</l><lb/><l>trunken</l><lb/><l>Seh' ich dämmernd und bleich die Schatten schlum-</l><lb/><l>mernder Vorwelt.</l></lg><lb/></lg></div></div></body></text></TEI>
[121/0163]
Schöner und wilder. Es war dein Nam' in den Ta-
gen der Vorzeit
Weitgefeyert. Es pfiffen nicht deine Söhne vor
Zeiten
Hinter den Heerden so müſsig. Es dampften die
schauernden Rosse
Nicht vor dem knechtischen Pflug. Von der Burg
weitschauender Warte
Spähte der Thürmer fern in die See, und mahnte den
Wiking,
Daſs er komme mit Schnelle des Blitzes, mit Don-
nergeprassel
Jedem nahenden Kiel die Rippen zermalm', und die
Beute
Jauchzend in deinem Schooſs, o Tochter des Mee-
res, verbürge.
Burg der tosenden See, mir weht mit der Kühle,
mir rauschet
Mit dem Sausen des Hayns der Begeisterung Fittig.
Die Wange
Flammet mir schon, wie die Scheibe des steigenden
Vollmonds. Hoch schwillt
Meine Seele, wie Wogen im Sturm, und gesichte-
trunken
Seh' ich dämmernd und bleich die Schatten schlum-
mernder Vorwelt.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen01_1798/163>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.