Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 1. Leipzig, 1798.An Ethelinde. Wallt der Trennung Nebel endlich nieder? Strahlt des Wiedersehens goldner Tag? Dich, du Langentbehrte, find' ich wieder; Dich, du Langgemisste -- aber ach! Ach, von deines Alfred Arm umschlungen, Von des treuen Gatten Kuss durchdrungen, Angesonnt von seines Auges Licht, Find' ich dich, du Frühverlassne, nicht. Heimgewallt zu jenen schönern Fluren, Wo ein ewiggrüner Frühling blüht; Wo das Mark erhabnerer Naturen Ewge Kraft und ewge Gluth durchsprüht, Wo kein Siechender nach Heilung ächzet, Wo kein Traurender nach Tröstung lechzet, Wo kein Gram die schweren Wimper nässt, Und kein Schmerz den Busen engt und presst; An Ethelinde. Wallt der Trennung Nebel endlich nieder? Strahlt des Wiedersehens goldner Tag? Dich, du Langentbehrte, find' ich wieder; Dich, du Langgemiſste — aber ach! Ach, von deines Alfred Arm umschlungen, Von des treuen Gatten Kuſs durchdrungen, Angesonnt von seines Auges Licht, Find' ich dich, du Frühverlaſsne, nicht. Heimgewallt zu jenen schönern Fluren, Wo ein ewiggrüner Frühling blüht; Wo das Mark erhabnerer Naturen Ewge Kraft und ewge Gluth durchsprüht, Wo kein Siechender nach Heilung ächzet, Wo kein Traurender nach Tröstung lechzet, Wo kein Gram die schweren Wimper näſst, Und kein Schmerz den Busen engt und preſst; <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0147" n="107"/> <div n="2"> <head>An Ethelinde.</head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">W</hi>allt der Trennung Nebel endlich nieder?</l><lb/> <l>Strahlt des Wiedersehens goldner Tag?</l><lb/> <l>Dich, du Langentbehrte, find' ich wieder;</l><lb/> <l>Dich, du Langgemiſste — aber ach!</l><lb/> <l>Ach, von deines Alfred Arm umschlungen,</l><lb/> <l>Von des treuen Gatten Kuſs durchdrungen,</l><lb/> <l>Angesonnt von seines Auges Licht,</l><lb/> <l>Find' ich dich, du Frühverlaſsne, nicht.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Heimgewallt zu jenen schönern Fluren,</l><lb/> <l>Wo ein ewiggrüner Frühling blüht;</l><lb/> <l>Wo das Mark erhabnerer Naturen</l><lb/> <l>Ewge Kraft und ewge Gluth durchsprüht,</l><lb/> <l>Wo kein Siechender nach Heilung ächzet,</l><lb/> <l>Wo kein Traurender nach Tröstung lechzet,</l><lb/> <l>Wo kein Gram die schweren Wimper näſst,</l><lb/> <l>Und kein Schmerz den Busen engt und preſst;</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [107/0147]
An Ethelinde.
Wallt der Trennung Nebel endlich nieder?
Strahlt des Wiedersehens goldner Tag?
Dich, du Langentbehrte, find' ich wieder;
Dich, du Langgemiſste — aber ach!
Ach, von deines Alfred Arm umschlungen,
Von des treuen Gatten Kuſs durchdrungen,
Angesonnt von seines Auges Licht,
Find' ich dich, du Frühverlaſsne, nicht.
Heimgewallt zu jenen schönern Fluren,
Wo ein ewiggrüner Frühling blüht;
Wo das Mark erhabnerer Naturen
Ewge Kraft und ewge Gluth durchsprüht,
Wo kein Siechender nach Heilung ächzet,
Wo kein Traurender nach Tröstung lechzet,
Wo kein Gram die schweren Wimper näſst,
Und kein Schmerz den Busen engt und preſst;
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