Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 1. Leipzig, 1798.Es kreisst der Zeiten Strudel, Und reisst des Menschen Freuden Und seine tausend Leiden In seinen Schlund hinab. Hast du verjauchzt Secunden? Hast du verjammert Stunden? -- Dein Jauchzen und dein Jammern Verschliesst das stumme Grab. Die Ros' erblüht am Morgen. Wie strömen ihre Düfte! Ihr Hauch durchwürzt die Lüfte; Am Abend welkt sie hin. Es lockt im Mayenschatten Die Nachtigal den Gatten. Der May entflieht, und traurig Erstummt die Sängerin. Hoch klingt des Dichters Harfe; Sie schmelzt die rohe Jugend, Entflammt zu hoher Tugend, Und stärkt zu Edelthat. Der Wandrer kommt im Lenzen, Sein grünend Grab zu kränzen -- Umsonst! denn niemand kennet Des Edeln Ruhestatt. Es kreiſst der Zeiten Strudel, Und reiſst des Menschen Freuden Und seine tausend Leiden In seinen Schlund hinab. Hast du verjauchzt Secunden? Hast du verjammert Stunden? — Dein Jauchzen und dein Jammern Verschlieſst das stumme Grab. Die Ros' erblüht am Morgen. Wie strömen ihre Düfte! Ihr Hauch durchwürzt die Lüfte; Am Abend welkt sie hin. Es lockt im Mayenschatten Die Nachtigal den Gatten. Der May entflieht, und traurig Erstummt die Sängerin. Hoch klingt des Dichters Harfe; Sie schmelzt die rohe Jugend, Entflammt zu hoher Tugend, Und stärkt zu Edelthat. Der Wandrer kommt im Lenzen, Sein grünend Grab zu kränzen — Umsonst! denn niemand kennet Des Edeln Ruhestatt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0120" n="80"/> <lg n="2"> <l>Es kreiſst der Zeiten Strudel,</l><lb/> <l>Und reiſst des Menschen Freuden</l><lb/> <l>Und seine tausend Leiden</l><lb/> <l>In seinen Schlund hinab.</l><lb/> <l>Hast du verjauchzt Secunden?</l><lb/> <l>Hast du verjammert Stunden? —</l><lb/> <l>Dein Jauchzen und dein Jammern</l><lb/> <l>Verschlieſst das stumme Grab.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Die Ros' erblüht am Morgen.</l><lb/> <l>Wie strömen ihre Düfte!</l><lb/> <l>Ihr Hauch durchwürzt die Lüfte;</l><lb/> <l>Am Abend welkt sie hin.</l><lb/> <l>Es lockt im Mayenschatten</l><lb/> <l>Die Nachtigal den Gatten.</l><lb/> <l>Der May entflieht, und traurig</l><lb/> <l>Erstummt die Sängerin.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Hoch klingt des Dichters Harfe;</l><lb/> <l>Sie schmelzt die rohe Jugend,</l><lb/> <l>Entflammt zu hoher Tugend,</l><lb/> <l>Und stärkt zu Edelthat.</l><lb/> <l>Der Wandrer kommt im Lenzen,</l><lb/> <l>Sein grünend Grab zu kränzen —</l><lb/> <l>Umsonst! denn niemand kennet</l><lb/> <l>Des Edeln Ruhestatt.</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [80/0120]
Es kreiſst der Zeiten Strudel,
Und reiſst des Menschen Freuden
Und seine tausend Leiden
In seinen Schlund hinab.
Hast du verjauchzt Secunden?
Hast du verjammert Stunden? —
Dein Jauchzen und dein Jammern
Verschlieſst das stumme Grab.
Die Ros' erblüht am Morgen.
Wie strömen ihre Düfte!
Ihr Hauch durchwürzt die Lüfte;
Am Abend welkt sie hin.
Es lockt im Mayenschatten
Die Nachtigal den Gatten.
Der May entflieht, und traurig
Erstummt die Sängerin.
Hoch klingt des Dichters Harfe;
Sie schmelzt die rohe Jugend,
Entflammt zu hoher Tugend,
Und stärkt zu Edelthat.
Der Wandrer kommt im Lenzen,
Sein grünend Grab zu kränzen —
Umsonst! denn niemand kennet
Des Edeln Ruhestatt.
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