Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 1. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite
Blümchen, die ihr hold und lieblich
Gestern, blühtet, still und trüblich
Heute welket -- trauert nicht!
Eurer Asch' entspriessen Keime,
Himmelsblumen, Lebensbäume,
Die kein Herbststurm knickt noch bricht!
Edler Jüngling, sey nicht traurig,
Wenn so früh, so dumpf und schaurig
Dir die ernste Stimme ruft.
Edler, kräftiger, verklärter,
Liebevoller, liebenswerther,
Überstrahlst du einst die Gruft.
Mädchen mit der sanften Seele,
Zittre nicht, die enge Höhle
Langer Ruh' hinab zu sehn.
Über Grab und Grabestrümmer
Wirst du einst im Sonnenschimmer
Himmlischer Verklärung stehn.
Englisch wird dein Antlitz glänzen
Kränzen wirst du dich mit Kränzen,
Deren Rose nie erblasst.
In den selgen Myrtenthalen,
Horchend ewgen Nachtigalen
Wirst du pflegen süsser Rast!
Blümchen, die ihr hold und lieblich
Gestern, blühtet, still und trüblich
Heute welket — trauert nicht!
Eurer Asch' entsprieſsen Keime,
Himmelsblumen, Lebensbäume,
Die kein Herbststurm knickt noch bricht!
Edler Jüngling, sey nicht traurig,
Wenn so früh, so dumpf und schaurig
Dir die ernste Stimme ruft.
Edler, kräftiger, verklärter,
Liebevoller, liebenswerther,
Überstrahlst du einst die Gruft.
Mädchen mit der sanften Seele,
Zittre nicht, die enge Höhle
Langer Ruh' hinab zu sehn.
Über Grab und Grabestrümmer
Wirst du einst im Sonnenschimmer
Himmlischer Verklärung stehn.
Englisch wird dein Antlitz glänzen
Kränzen wirst du dich mit Kränzen,
Deren Rose nie erblaſst.
In den selgen Myrtenthalen,
Horchend ewgen Nachtigalen
Wirst du pflegen süſser Rast!
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0117" n="77"/>
            <lg n="11">
              <l>Blümchen, die ihr hold und lieblich</l><lb/>
              <l>Gestern, blühtet, still und trüblich</l><lb/>
              <l>Heute welket &#x2014; trauert nicht!</l><lb/>
              <l>Eurer Asch' entsprie&#x017F;sen Keime,</l><lb/>
              <l>Himmelsblumen, Lebensbäume,</l><lb/>
              <l>Die kein Herbststurm knickt noch bricht!</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="12">
              <l>Edler Jüngling, sey nicht traurig,</l><lb/>
              <l>Wenn so früh, so dumpf und schaurig</l><lb/>
              <l>Dir die ernste Stimme ruft.</l><lb/>
              <l>Edler, kräftiger, verklärter,</l><lb/>
              <l>Liebevoller, liebenswerther,</l><lb/>
              <l>Überstrahlst du einst die Gruft.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="13">
              <l>Mädchen mit der sanften Seele,</l><lb/>
              <l>Zittre nicht, die enge Höhle</l><lb/>
              <l>Langer Ruh' hinab zu sehn.</l><lb/>
              <l>Über Grab und Grabestrümmer</l><lb/>
              <l>Wirst du einst im Sonnenschimmer</l><lb/>
              <l>Himmlischer Verklärung stehn.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="14">
              <l>Englisch wird dein Antlitz glänzen</l><lb/>
              <l>Kränzen wirst du dich mit Kränzen,</l><lb/>
              <l>Deren Rose nie erbla&#x017F;st.</l><lb/>
              <l>In den selgen Myrtenthalen,</l><lb/>
              <l>Horchend ewgen Nachtigalen</l><lb/>
              <l>Wirst du pflegen sü&#x017F;ser Rast!</l>
            </lg><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[77/0117] Blümchen, die ihr hold und lieblich Gestern, blühtet, still und trüblich Heute welket — trauert nicht! Eurer Asch' entsprieſsen Keime, Himmelsblumen, Lebensbäume, Die kein Herbststurm knickt noch bricht! Edler Jüngling, sey nicht traurig, Wenn so früh, so dumpf und schaurig Dir die ernste Stimme ruft. Edler, kräftiger, verklärter, Liebevoller, liebenswerther, Überstrahlst du einst die Gruft. Mädchen mit der sanften Seele, Zittre nicht, die enge Höhle Langer Ruh' hinab zu sehn. Über Grab und Grabestrümmer Wirst du einst im Sonnenschimmer Himmlischer Verklärung stehn. Englisch wird dein Antlitz glänzen Kränzen wirst du dich mit Kränzen, Deren Rose nie erblaſst. In den selgen Myrtenthalen, Horchend ewgen Nachtigalen Wirst du pflegen süſser Rast!

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen01_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen01_1798/117
Zitationshilfe: Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen01_1798/117>, abgerufen am 24.11.2024.