Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 1. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite
Mond, du wirst nicht ewig schimmern;
Blaue Feste, du wirst trümmern;
Sternensaat, du wirst verwehn.
Was aus Moder spross, muss modern,
Was der Asch' entglomm, verlodern,
Was begann, muss untergehn.
Untergehn? . . . Nein, untergehen,
Gar verflattern, gar verwehen
Mag aus Gottes Schoosse nichts.
Altern, kränkeln, welken, sterben
Mag es wohl; doch gar verderben,
Gar verlieren mag sich nichts:
Nicht die Asch' erloschner Sonnen,
Nicht Gespinnst, vom Wurm gesponnen,
Nicht des Baumes fallend Laub,
Nicht zerborstner Welten Trümmer,
Nicht verblichner Wangen Schimmer,
Nicht verflogner Blumenstaub.
Unverloren ruhet Alles,
Stoff des Blatts, des Sonnenballes,
In des Ewgen sicherm Schooss;
Windet einstens aus dem Staube --
Süsse Hoffnung! schöner Glaube! --
Herrlicher sich wieder los. --
Mond, du wirst nicht ewig schimmern;
Blaue Feste, du wirst trümmern;
Sternensaat, du wirst verwehn.
Was aus Moder sproſs, muſs modern,
Was der Asch' entglomm, verlodern,
Was begann, muſs untergehn.
Untergehn? . . . Nein, untergehen,
Gar verflattern, gar verwehen
Mag aus Gottes Schooſse nichts.
Altern, kränkeln, welken, sterben
Mag es wohl; doch gar verderben,
Gar verlieren mag sich nichts:
Nicht die Asch' erloschner Sonnen,
Nicht Gespinnst, vom Wurm gesponnen,
Nicht des Baumes fallend Laub,
Nicht zerborstner Welten Trümmer,
Nicht verblichner Wangen Schimmer,
Nicht verflogner Blumenstaub.
Unverloren ruhet Alles,
Stoff des Blatts, des Sonnenballes,
In des Ewgen sicherm Schooſs;
Windet einstens aus dem Staube —
Süſse Hoffnung! schöner Glaube! —
Herrlicher sich wieder los. —
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0116" n="76"/>
            <lg n="7">
              <l>Mond, du wirst nicht ewig schimmern;</l><lb/>
              <l>Blaue Feste, du wirst trümmern;</l><lb/>
              <l>Sternensaat, du wirst verwehn.</l><lb/>
              <l>Was aus Moder spro&#x017F;s, mu&#x017F;s modern,</l><lb/>
              <l>Was der Asch' entglomm, verlodern,</l><lb/>
              <l>Was begann, mu&#x017F;s untergehn.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="8">
              <l>Untergehn? . . . Nein, untergehen,</l><lb/>
              <l>Gar verflattern, gar verwehen</l><lb/>
              <l>Mag aus Gottes Schoo&#x017F;se nichts.</l><lb/>
              <l>Altern, kränkeln, welken, sterben</l><lb/>
              <l>Mag es wohl; doch gar verderben,</l><lb/>
              <l>Gar verlieren mag sich nichts:</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="9">
              <l>Nicht die Asch' erloschner Sonnen,</l><lb/>
              <l>Nicht Gespinnst, vom Wurm gesponnen,</l><lb/>
              <l>Nicht des Baumes fallend Laub,</l><lb/>
              <l>Nicht zerborstner Welten Trümmer,</l><lb/>
              <l>Nicht verblichner Wangen Schimmer,</l><lb/>
              <l>Nicht verflogner Blumenstaub.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="10">
              <l>Unverloren ruhet Alles,</l><lb/>
              <l>Stoff des Blatts, des Sonnenballes,</l><lb/>
              <l>In des Ewgen sicherm Schoo&#x017F;s;</l><lb/>
              <l>Windet einstens aus dem Staube &#x2014;</l><lb/>
              <l>&#x017F;se Hoffnung! schöner Glaube! &#x2014;</l><lb/>
              <l>Herrlicher sich wieder los. &#x2014;</l>
            </lg><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[76/0116] Mond, du wirst nicht ewig schimmern; Blaue Feste, du wirst trümmern; Sternensaat, du wirst verwehn. Was aus Moder sproſs, muſs modern, Was der Asch' entglomm, verlodern, Was begann, muſs untergehn. Untergehn? . . . Nein, untergehen, Gar verflattern, gar verwehen Mag aus Gottes Schooſse nichts. Altern, kränkeln, welken, sterben Mag es wohl; doch gar verderben, Gar verlieren mag sich nichts: Nicht die Asch' erloschner Sonnen, Nicht Gespinnst, vom Wurm gesponnen, Nicht des Baumes fallend Laub, Nicht zerborstner Welten Trümmer, Nicht verblichner Wangen Schimmer, Nicht verflogner Blumenstaub. Unverloren ruhet Alles, Stoff des Blatts, des Sonnenballes, In des Ewgen sicherm Schooſs; Windet einstens aus dem Staube — Süſse Hoffnung! schöner Glaube! — Herrlicher sich wieder los. —

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen01_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen01_1798/116
Zitationshilfe: Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen01_1798/116>, abgerufen am 24.11.2024.