Kortum, Carl Arnold: Die Jobsiade. Bd. 3. Dortmund, 1799.So könne doch seine Schwester nie 3. Sintemal nach des Kirchenlehrers Ovids Spruche, Besser sey, daß gleich und gleiches sich suche, Und im Gegenfalle manch Leid und Unheil Entstehe für den einen oder andern Theil. 4. Gesetzt auch, man könne in den ersten Tagen Sich gut mit einander begehen und betragen, So wäre nach verfloß'ner Flitterwoch Immer der Henker loß doch. 5. Der junge Baron aber hatte dagegen Viele Exceptiones einzulegen, Und zeigte, daß hoch, gering, arm und reich, In der Liebe, so wie in der Natur, sey gleich. 6. Bewieß auch aus der Geschichte alt- und neuer Häuser Daß nicht nur Edelleute, sondern auch Kön'ge und Kaiser Aus niedrigem Stande sich eine Braut Mit glücklichem Erfolge hätten angetraut. 7. Bat auch und beschwor ihn, daß er von seiner Seite Ihm kein Hinderniß in der Liebe bereite, Sondern zur Erfüllung des Wunsches viel- mehr So viel ihm möglich, behülflich wär. 8. Er
So koͤnne doch ſeine Schweſter nie 3. Sintemal nach des Kirchenlehrers Ovids Spruche, Beſſer ſey, daß gleich und gleiches ſich ſuche, Und im Gegenfalle manch Leid und Unheil Entſtehe fuͤr den einen oder andern Theil. 4. Geſetzt auch, man koͤnne in den erſten Tagen Sich gut mit einander begehen und betragen, So waͤre nach verfloß’ner Flitterwoch Immer der Henker loß doch. 5. Der junge Baron aber hatte dagegen Viele Exceptiones einzulegen, Und zeigte, daß hoch, gering, arm und reich, In der Liebe, ſo wie in der Natur, ſey gleich. 6. Bewieß auch aus der Geſchichte alt- und neuer Haͤuſer Daß nicht nur Edelleute, ſondern auch Koͤn’ge und Kaiſer Aus niedrigem Stande ſich eine Braut Mit gluͤcklichem Erfolge haͤtten angetraut. 7. Bat auch und beſchwor ihn, daß er von ſeiner Seite Ihm kein Hinderniß in der Liebe bereite, Sondern zur Erfuͤllung des Wunſches viel- mehr So viel ihm moͤglich, behuͤlflich waͤr. 8. Er
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <lg n="2"> <pb facs="#f0094" n="72"/> <l>So koͤnne doch ſeine Schweſter nie</l><lb/> <l>Fuͤr ihn ſeyn eine ſchickliche Parthie.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>3. Sintemal nach des Kirchenlehrers <hi rendition="#g">Ovids</hi></l><lb/> <l>Spruche,</l><lb/> <l>Beſſer ſey, daß gleich und gleiches ſich ſuche,</l><lb/> <l>Und im Gegenfalle manch Leid und Unheil</l><lb/> <l>Entſtehe fuͤr den einen oder andern Theil.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>4. Geſetzt auch, man koͤnne in den erſten Tagen</l><lb/> <l>Sich gut mit einander begehen und betragen,</l><lb/> <l>So waͤre nach verfloß’ner Flitterwoch</l><lb/> <l>Immer der Henker loß doch.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>5. Der junge Baron aber hatte dagegen</l><lb/> <l>Viele Exceptiones einzulegen,</l><lb/> <l>Und zeigte, daß hoch, gering, arm und</l><lb/> <l>reich,</l><lb/> <l>In der Liebe, ſo wie in der Natur, ſey gleich.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>6. Bewieß auch aus der Geſchichte alt- und</l><lb/> <l>neuer Haͤuſer</l><lb/> <l>Daß nicht nur Edelleute, ſondern auch Koͤn’ge</l><lb/> <l>und Kaiſer</l><lb/> <l>Aus niedrigem Stande ſich eine Braut</l><lb/> <l>Mit gluͤcklichem Erfolge haͤtten angetraut.</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l>7. Bat auch und beſchwor ihn, daß er von ſeiner</l><lb/> <l>Seite</l><lb/> <l>Ihm kein Hinderniß in der Liebe bereite,</l><lb/> <l>Sondern zur Erfuͤllung des Wunſches viel-</l><lb/> <l>mehr</l><lb/> <l>So viel ihm moͤglich, behuͤlflich waͤr.</l> </lg><lb/> <fw place="bottom" type="catch">8. Er</fw><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [72/0094]
So koͤnne doch ſeine Schweſter nie
Fuͤr ihn ſeyn eine ſchickliche Parthie.
3. Sintemal nach des Kirchenlehrers Ovids
Spruche,
Beſſer ſey, daß gleich und gleiches ſich ſuche,
Und im Gegenfalle manch Leid und Unheil
Entſtehe fuͤr den einen oder andern Theil.
4. Geſetzt auch, man koͤnne in den erſten Tagen
Sich gut mit einander begehen und betragen,
So waͤre nach verfloß’ner Flitterwoch
Immer der Henker loß doch.
5. Der junge Baron aber hatte dagegen
Viele Exceptiones einzulegen,
Und zeigte, daß hoch, gering, arm und
reich,
In der Liebe, ſo wie in der Natur, ſey gleich.
6. Bewieß auch aus der Geſchichte alt- und
neuer Haͤuſer
Daß nicht nur Edelleute, ſondern auch Koͤn’ge
und Kaiſer
Aus niedrigem Stande ſich eine Braut
Mit gluͤcklichem Erfolge haͤtten angetraut.
7. Bat auch und beſchwor ihn, daß er von ſeiner
Seite
Ihm kein Hinderniß in der Liebe bereite,
Sondern zur Erfuͤllung des Wunſches viel-
mehr
So viel ihm moͤglich, behuͤlflich waͤr.
8. Er
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |