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Kortum, Carl Arnold: Die Jobsiade. Bd. 3. Dortmund, 1799.

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14. Nach und nach entwickelten sich ihre Triebe,
Wuchsen, und sie merkte, es sey die Liebe,
Und sie gestand sich, sie hätte nie gesehn,
Einen jungen Herrn so artig und schön.
15. Aber sie suchte die Gefühle zu bestreiten,
Und die aufwachsende Liebe auszureuten;
Jedoch sahe sie immer den jungen Herrn,
Wenn er zu ihnen ins Pfarrhaus kam, gern.
16. Und oft, wenn sie ihn in der Nähe erblicket,
Ward ein aufsteigender Seufzer in ihr zerdrücket,
Und es ging hervor aus ihres Herzensschrein,
Manchmal ein gewagtes Wünschlein klein.
17. Allein, sie war bemüht in kältern Augenblicken,
Alle diese Wünsche in der Geburt zu ersticken,
Denn als 'ne vernünft'ge Person gedachte sie:
Die Wünsche würden doch realisiret nie.
18. Freilich für 'nen Herrn solch hohen Standes,
Einz'gen Sohn des reichsten Kavliers des Lan-
des,
War sie zur Abkühlung fürs adliche Blut,
Nur höchstens allenfalls als Maitresse gut.
19. Aber sie ware seit ihrer frühen Jugend,
Eine Bewahrerin unverdorbener Tugend,
Und hätte so was selbst keinem Königssohn,
Für jährlich Lohn von tausend Dukaten ge-
thon.
20. Auch
14. Nach und nach entwickelten ſich ihre Triebe,
Wuchſen, und ſie merkte, es ſey die Liebe,
Und ſie geſtand ſich, ſie haͤtte nie geſehn,
Einen jungen Herrn ſo artig und ſchoͤn.
15. Aber ſie ſuchte die Gefuͤhle zu beſtreiten,
Und die aufwachſende Liebe auszureuten;
Jedoch ſahe ſie immer den jungen Herrn,
Wenn er zu ihnen ins Pfarrhaus kam, gern.
16. Und oft, wenn ſie ihn in der Naͤhe erblicket,
Ward ein aufſteigender Seufzer in ihr zerdruͤcket,
Und es ging hervor aus ihres Herzensſchrein,
Manchmal ein gewagtes Wuͤnſchlein klein.
17. Allein, ſie war bemuͤht in kaͤltern Augenblicken,
Alle dieſe Wuͤnſche in der Geburt zu erſticken,
Denn als ’ne vernuͤnft’ge Perſon gedachte ſie:
Die Wuͤnſche wuͤrden doch realiſiret nie.
18. Freilich fuͤr ’nen Herrn ſolch hohen Standes,
Einz’gen Sohn des reichſten Kavliers des Lan-
des,
War ſie zur Abkuͤhlung fuͤrs adliche Blut,
Nur hoͤchſtens allenfalls als Maitreſſe gut.
19. Aber ſie ware ſeit ihrer fruͤhen Jugend,
Eine Bewahrerin unverdorbener Tugend,
Und haͤtte ſo was ſelbſt keinem Koͤnigsſohn,
Fuͤr jaͤhrlich Lohn von tauſend Dukaten ge-
thon.
20. Auch
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[47/0069] 14. Nach und nach entwickelten ſich ihre Triebe, Wuchſen, und ſie merkte, es ſey die Liebe, Und ſie geſtand ſich, ſie haͤtte nie geſehn, Einen jungen Herrn ſo artig und ſchoͤn. 15. Aber ſie ſuchte die Gefuͤhle zu beſtreiten, Und die aufwachſende Liebe auszureuten; Jedoch ſahe ſie immer den jungen Herrn, Wenn er zu ihnen ins Pfarrhaus kam, gern. 16. Und oft, wenn ſie ihn in der Naͤhe erblicket, Ward ein aufſteigender Seufzer in ihr zerdruͤcket, Und es ging hervor aus ihres Herzensſchrein, Manchmal ein gewagtes Wuͤnſchlein klein. 17. Allein, ſie war bemuͤht in kaͤltern Augenblicken, Alle dieſe Wuͤnſche in der Geburt zu erſticken, Denn als ’ne vernuͤnft’ge Perſon gedachte ſie: Die Wuͤnſche wuͤrden doch realiſiret nie. 18. Freilich fuͤr ’nen Herrn ſolch hohen Standes, Einz’gen Sohn des reichſten Kavliers des Lan- des, War ſie zur Abkuͤhlung fuͤrs adliche Blut, Nur hoͤchſtens allenfalls als Maitreſſe gut. 19. Aber ſie ware ſeit ihrer fruͤhen Jugend, Eine Bewahrerin unverdorbener Tugend, Und haͤtte ſo was ſelbſt keinem Koͤnigsſohn, Fuͤr jaͤhrlich Lohn von tauſend Dukaten ge- thon. 20. Auch

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Zitationshilfe: Kortum, Carl Arnold: Die Jobsiade. Bd. 3. Dortmund, 1799, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kortum_jobsiade03_1799/69>, abgerufen am 25.11.2024.