Kortum, Carl Arnold: Die Jobsiade. Bd. 3. Dortmund, 1799.Und nach reiflicher Erwägung riethen sie an, 19. Andre versicherten dem Herrn Jobs aufrichtig, Jedoch sub Rosa, sie würde wassersüchtig, Und sagten, seiner Schwester Krankheit sey, Wiß und wahrhaftig eine Kachexei. 20. Aber alle ihre häufig verschrieb'ne Arzneien, Wollten nicht bei ihr anschlagen noch gedeihen, Und sie ward nach deren Gebrauch vielmehr Täglich schlimmer und kränklicher. 21. Einige alte ehrbare sachkundige Dorffrauen, Sagten sich eine der andern im Vertrauen, Die Krankheit der Mamsel Esther wäre nur klein, Und hätte Leben, Kopf, Hals, Arm und Bein. 22. Aber wir werden's künftig finden und sehen, Daß dem guten Mädchen drin zu viel geschehen, Denn die Folge bewieß es genung, Daß jene Sage nur sey Verleumdung. 23. Dem Pfarrer Jobs däuchte es unerhörbar, Daß seiner Schwester Krankheit so verschieden erklärbar Bei den Kennern der Arzneikunst sey Und dachte heimlich das Seine dabei. 24. Er
Und nach reiflicher Erwaͤgung riethen ſie an, 19. Andre verſicherten dem Herrn Jobs aufrichtig, Jedoch ſub Roſa, ſie wuͤrde waſſerſuͤchtig, Und ſagten, ſeiner Schweſter Krankheit ſey, Wiß und wahrhaftig eine Kachexei. 20. Aber alle ihre haͤufig verſchrieb’ne Arzneien, Wollten nicht bei ihr anſchlagen noch gedeihen, Und ſie ward nach deren Gebrauch vielmehr Taͤglich ſchlimmer und kraͤnklicher. 21. Einige alte ehrbare ſachkundige Dorffrauen, Sagten ſich eine der andern im Vertrauen, Die Krankheit der Mamſel Eſther waͤre nur klein, Und haͤtte Leben, Kopf, Hals, Arm und Bein. 22. Aber wir werden’s kuͤnftig finden und ſehen, Daß dem guten Maͤdchen drin zu viel geſchehen, Denn die Folge bewieß es genung, Daß jene Sage nur ſey Verleumdung. 23. Dem Pfarrer Jobs daͤuchte es unerhoͤrbar, Daß ſeiner Schweſter Krankheit ſo verſchieden erklaͤrbar Bei den Kennern der Arzneikunſt ſey Und dachte heimlich das Seine dabei. 24. Er
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Und nach reiflicher Erwaͤgung riethen ſie an,
Moſchus, Teufelsdreck, Bibergeil und Bal-
drian.
19. Andre verſicherten dem Herrn Jobs aufrichtig,
Jedoch ſub Roſa, ſie wuͤrde waſſerſuͤchtig,
Und ſagten, ſeiner Schweſter Krankheit ſey,
Wiß und wahrhaftig eine Kachexei.
20. Aber alle ihre haͤufig verſchrieb’ne Arzneien,
Wollten nicht bei ihr anſchlagen noch gedeihen,
Und ſie ward nach deren Gebrauch vielmehr
Taͤglich ſchlimmer und kraͤnklicher.
21. Einige alte ehrbare ſachkundige Dorffrauen,
Sagten ſich eine der andern im Vertrauen,
Die Krankheit der Mamſel Eſther waͤre nur
klein,
Und haͤtte Leben, Kopf, Hals, Arm und
Bein.
22. Aber wir werden’s kuͤnftig finden und ſehen,
Daß dem guten Maͤdchen drin zu viel geſchehen,
Denn die Folge bewieß es genung,
Daß jene Sage nur ſey Verleumdung.
23. Dem Pfarrer Jobs daͤuchte es unerhoͤrbar,
Daß ſeiner Schweſter Krankheit ſo verſchieden
erklaͤrbar
Bei den Kennern der Arzneikunſt ſey
Und dachte heimlich das Seine dabei.
24. Er
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