Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kortum, Carl Arnold: Die Jobsiade. Bd. 3. Dortmund, 1799.

Bild:
<< vorherige Seite

so macht sie die possirlichsten Sprünge daß man
sich halb krank lachen sollte, wenn man nicht
billiges Mitleiden mit der armen Patientin
hätte. Er kann, wenn er mit seiner Opera-
tion bei ihr an den Füßen anfängt, sie bis an
die Stubendecke, mit seinem kleinsten Finger,
in einer Entfernung von zehn Schritten, in die
Höhe heben und sie stundenlang daselbst schwe-
bend erhalten; mit einem Augenwinke sie über
einem Tisch der acht Fuß breit ist springen, auch
sie auf seinen Fingerspitzen wie ein Eichhörnchen
herumtanzen lassen. Mehrmahls hat er sie
durch eine geringe Manipulation auf den Kopf
gestellt so lange es ihm und ihr gefiel, und
bloß mit einem Anhauchen aus der Ferne stell-
te er sie wieder auf die Füße. Er darf sie
nur anblasen, so läuft sie im Kreise herum wie
eine Windmühle, daß sie schwitzen muß wie
ein Bär.

Die anziehende Kraft ist so groß, daß wenn
der Operateur in der Entfernung von zwanzig
Schritten, ihr seine beiden Daumen entgegen
streckt, sie mit ihren Daumen sofort fest gegen
dieselben hinfliegt, wie Feilstaub gegen den Mag-
neten, und nur mit äusserster Gewalt wieder
los gemacht werden kann,

ſo macht ſie die poſſirlichſten Spruͤnge daß man
ſich halb krank lachen ſollte, wenn man nicht
billiges Mitleiden mit der armen Patientin
haͤtte. Er kann, wenn er mit ſeiner Opera-
tion bei ihr an den Fuͤßen anfaͤngt, ſie bis an
die Stubendecke, mit ſeinem kleinſten Finger,
in einer Entfernung von zehn Schritten, in die
Hoͤhe heben und ſie ſtundenlang daſelbſt ſchwe-
bend erhalten; mit einem Augenwinke ſie uͤber
einem Tiſch der acht Fuß breit iſt ſpringen, auch
ſie auf ſeinen Fingerſpitzen wie ein Eichhoͤrnchen
herumtanzen laſſen. Mehrmahls hat er ſie
durch eine geringe Manipulation auf den Kopf
geſtellt ſo lange es ihm und ihr gefiel, und
bloß mit einem Anhauchen aus der Ferne ſtell-
te er ſie wieder auf die Fuͤße. Er darf ſie
nur anblaſen, ſo laͤuft ſie im Kreiſe herum wie
eine Windmuͤhle, daß ſie ſchwitzen muß wie
ein Baͤr.

Die anziehende Kraft iſt ſo groß, daß wenn
der Operateur in der Entfernung von zwanzig
Schritten, ihr ſeine beiden Daumen entgegen
ſtreckt, ſie mit ihren Daumen ſofort feſt gegen
dieſelben hinfliegt, wie Feilſtaub gegen den Mag-
neten, und nur mit aͤuſſerſter Gewalt wieder
los gemacht werden kann,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0230" n="24"/>
&#x017F;o macht &#x017F;ie die po&#x017F;&#x017F;irlich&#x017F;ten Spru&#x0364;nge daß man<lb/>
&#x017F;ich halb krank lachen &#x017F;ollte, wenn man nicht<lb/>
billiges Mitleiden mit der armen Patientin<lb/>
ha&#x0364;tte. Er kann, wenn er mit &#x017F;einer Opera-<lb/>
tion bei ihr an den Fu&#x0364;ßen anfa&#x0364;ngt, &#x017F;ie bis an<lb/>
die Stubendecke, mit &#x017F;einem klein&#x017F;ten Finger,<lb/>
in einer Entfernung von zehn Schritten, in die<lb/>
Ho&#x0364;he heben und &#x017F;ie &#x017F;tundenlang da&#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;chwe-<lb/>
bend erhalten; mit einem Augenwinke &#x017F;ie u&#x0364;ber<lb/>
einem Ti&#x017F;ch der acht Fuß breit i&#x017F;t &#x017F;pringen, auch<lb/>
&#x017F;ie auf &#x017F;einen Finger&#x017F;pitzen wie ein Eichho&#x0364;rnchen<lb/>
herumtanzen la&#x017F;&#x017F;en. Mehrmahls hat er &#x017F;ie<lb/>
durch eine geringe Manipulation auf den Kopf<lb/>
ge&#x017F;tellt &#x017F;o lange es ihm und ihr gefiel, und<lb/>
bloß mit einem Anhauchen aus der Ferne &#x017F;tell-<lb/>
te er &#x017F;ie wieder auf die Fu&#x0364;ße. Er darf &#x017F;ie<lb/>
nur anbla&#x017F;en, &#x017F;o la&#x0364;uft &#x017F;ie im Krei&#x017F;e herum wie<lb/>
eine Windmu&#x0364;hle, daß &#x017F;ie &#x017F;chwitzen muß wie<lb/>
ein Ba&#x0364;r.</p><lb/>
          <p>Die anziehende Kraft i&#x017F;t &#x017F;o groß, daß wenn<lb/>
der Operateur in der Entfernung von zwanzig<lb/>
Schritten, ihr &#x017F;eine beiden Daumen entgegen<lb/>
&#x017F;treckt, &#x017F;ie mit ihren Daumen &#x017F;ofort fe&#x017F;t gegen<lb/>
die&#x017F;elben hinfliegt, wie Feil&#x017F;taub gegen den Mag-<lb/>
neten, und nur mit a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;er&#x017F;ter Gewalt wieder<lb/>
los gemacht werden kann,</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[24/0230] ſo macht ſie die poſſirlichſten Spruͤnge daß man ſich halb krank lachen ſollte, wenn man nicht billiges Mitleiden mit der armen Patientin haͤtte. Er kann, wenn er mit ſeiner Opera- tion bei ihr an den Fuͤßen anfaͤngt, ſie bis an die Stubendecke, mit ſeinem kleinſten Finger, in einer Entfernung von zehn Schritten, in die Hoͤhe heben und ſie ſtundenlang daſelbſt ſchwe- bend erhalten; mit einem Augenwinke ſie uͤber einem Tiſch der acht Fuß breit iſt ſpringen, auch ſie auf ſeinen Fingerſpitzen wie ein Eichhoͤrnchen herumtanzen laſſen. Mehrmahls hat er ſie durch eine geringe Manipulation auf den Kopf geſtellt ſo lange es ihm und ihr gefiel, und bloß mit einem Anhauchen aus der Ferne ſtell- te er ſie wieder auf die Fuͤße. Er darf ſie nur anblaſen, ſo laͤuft ſie im Kreiſe herum wie eine Windmuͤhle, daß ſie ſchwitzen muß wie ein Baͤr. Die anziehende Kraft iſt ſo groß, daß wenn der Operateur in der Entfernung von zwanzig Schritten, ihr ſeine beiden Daumen entgegen ſtreckt, ſie mit ihren Daumen ſofort feſt gegen dieſelben hinfliegt, wie Feilſtaub gegen den Mag- neten, und nur mit aͤuſſerſter Gewalt wieder los gemacht werden kann,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kortum_jobsiade03_1799
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kortum_jobsiade03_1799/230
Zitationshilfe: Kortum, Carl Arnold: Die Jobsiade. Bd. 3. Dortmund, 1799, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kortum_jobsiade03_1799/230>, abgerufen am 27.11.2024.