Kortum, Carl Arnold: Die Jobsiade. Bd. 3. Dortmund, 1799.8. Der alte Herr hat dies nun zwar gesehen, Ließ es aber diesmal tacite geschehen; Auch die vernünftige gnädige Frau Nahm dies Ding nicht mehr so genau. 9. Denn Umstände pflegen in menschlichen Sa- chen Mancherlei wichtige Veränderungen zu machen, Und nach dem latein'schen Sprüchwort heißt es: Circumstantiae variant res. 10. Auch Herr Jobs hat dazu stillgeschwiegen, Mochte die Liebenden nicht kränken oder rügen, Und dachte vielleicht in seinem Herzen dabei, Daß es alles so der Wille des Himmels sey. 11. Als der junge Herr noch einmal bei den Alten Um die Einwilligung in seine Liebe angehalten, Nahm man ihm solches so übel nicht mehr, Als man es hatte genommen vorher. 12. Es entstanden doch noch zuweilen abseiten Der gnädigen Eltern einige Schwürigkeiten; Denn ein bürgerliches Mädchen zu trau'n War ihrem Magen noch schwer zu verdau'n. 13. Herr Jobs ward dieses mehrmalen inne Und nun kam ihm von ohngefähr im Sinne, Daß er von seinem Vater es mehrmals ver- nahm, Die Jöbse wären vom altadlichen Stamm; 14. Auch
8. Der alte Herr hat dies nun zwar geſehen, Ließ es aber diesmal tacite geſchehen; Auch die vernuͤnftige gnaͤdige Frau Nahm dies Ding nicht mehr ſo genau. 9. Denn Umſtaͤnde pflegen in menſchlichen Sa- chen Mancherlei wichtige Veraͤnderungen zu machen, Und nach dem latein’ſchen Spruͤchwort heißt es: Circumſtantiae variant res. 10. Auch Herr Jobs hat dazu ſtillgeſchwiegen, Mochte die Liebenden nicht kraͤnken oder ruͤgen, Und dachte vielleicht in ſeinem Herzen dabei, Daß es alles ſo der Wille des Himmels ſey. 11. Als der junge Herr noch einmal bei den Alten Um die Einwilligung in ſeine Liebe angehalten, Nahm man ihm ſolches ſo uͤbel nicht mehr, Als man es hatte genommen vorher. 12. Es entſtanden doch noch zuweilen abſeiten Der gnaͤdigen Eltern einige Schwuͤrigkeiten; Denn ein buͤrgerliches Maͤdchen zu trau’n War ihrem Magen noch ſchwer zu verdau’n. 13. Herr Jobs ward dieſes mehrmalen inne Und nun kam ihm von ohngefaͤhr im Sinne, Daß er von ſeinem Vater es mehrmals ver- nahm, Die Joͤbſe waͤren vom altadlichen Stamm; 14. Auch
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0160" n="138"/> <lg n="8"> <l>8. Der alte Herr hat dies nun zwar geſehen,</l><lb/> <l>Ließ es aber diesmal tacite geſchehen;</l><lb/> <l>Auch die vernuͤnftige gnaͤdige Frau</l><lb/> <l>Nahm dies Ding nicht mehr ſo genau.</l> </lg><lb/> <lg n="9"> <l>9. Denn Umſtaͤnde pflegen in menſchlichen Sa-</l><lb/> <l>chen</l><lb/> <l>Mancherlei wichtige Veraͤnderungen zu machen,</l><lb/> <l>Und nach dem latein’ſchen Spruͤchwort</l><lb/> <l>heißt es:</l><lb/> <l><hi rendition="#aq">Circumſtantiae variant res</hi>.</l> </lg><lb/> <lg n="10"> <l>10. Auch Herr Jobs hat dazu ſtillgeſchwiegen,</l><lb/> <l>Mochte die Liebenden nicht kraͤnken oder ruͤgen,</l><lb/> <l>Und dachte vielleicht in ſeinem Herzen dabei,</l><lb/> <l>Daß es alles ſo der Wille des Himmels ſey.</l> </lg><lb/> <lg n="11"> <l>11. Als der junge Herr noch einmal bei den Alten</l><lb/> <l>Um die Einwilligung in ſeine Liebe angehalten,</l><lb/> <l>Nahm man ihm ſolches ſo uͤbel nicht mehr,</l><lb/> <l>Als man es hatte genommen vorher.</l> </lg><lb/> <lg n="12"> <l>12. Es entſtanden doch noch zuweilen abſeiten</l><lb/> <l>Der gnaͤdigen Eltern einige Schwuͤrigkeiten;</l><lb/> <l>Denn ein buͤrgerliches Maͤdchen zu trau’n</l><lb/> <l>War ihrem Magen noch ſchwer zu verdau’n.</l> </lg><lb/> <lg n="13"> <l>13. Herr Jobs ward dieſes mehrmalen inne</l><lb/> <l>Und nun kam ihm von ohngefaͤhr im Sinne,</l><lb/> <l>Daß er von ſeinem Vater es mehrmals ver-</l><lb/> <l>nahm,</l><lb/> <l>Die Joͤbſe waͤren vom altadlichen Stamm;</l> </lg><lb/> <fw place="bottom" type="catch">14. Auch</fw><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [138/0160]
8. Der alte Herr hat dies nun zwar geſehen,
Ließ es aber diesmal tacite geſchehen;
Auch die vernuͤnftige gnaͤdige Frau
Nahm dies Ding nicht mehr ſo genau.
9. Denn Umſtaͤnde pflegen in menſchlichen Sa-
chen
Mancherlei wichtige Veraͤnderungen zu machen,
Und nach dem latein’ſchen Spruͤchwort
heißt es:
Circumſtantiae variant res.
10. Auch Herr Jobs hat dazu ſtillgeſchwiegen,
Mochte die Liebenden nicht kraͤnken oder ruͤgen,
Und dachte vielleicht in ſeinem Herzen dabei,
Daß es alles ſo der Wille des Himmels ſey.
11. Als der junge Herr noch einmal bei den Alten
Um die Einwilligung in ſeine Liebe angehalten,
Nahm man ihm ſolches ſo uͤbel nicht mehr,
Als man es hatte genommen vorher.
12. Es entſtanden doch noch zuweilen abſeiten
Der gnaͤdigen Eltern einige Schwuͤrigkeiten;
Denn ein buͤrgerliches Maͤdchen zu trau’n
War ihrem Magen noch ſchwer zu verdau’n.
13. Herr Jobs ward dieſes mehrmalen inne
Und nun kam ihm von ohngefaͤhr im Sinne,
Daß er von ſeinem Vater es mehrmals ver-
nahm,
Die Joͤbſe waͤren vom altadlichen Stamm;
14. Auch
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/kortum_jobsiade03_1799 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/kortum_jobsiade03_1799/160 |
Zitationshilfe: | Kortum, Carl Arnold: Die Jobsiade. Bd. 3. Dortmund, 1799, S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kortum_jobsiade03_1799/160>, abgerufen am 16.02.2025. |