Kortum, Carl Arnold: Die Jobsiade. Bd. 1. Dortmund, 1799.50. Als wir endlich in X. angekommen, So haben wir uns einmal vorgenommen, Einige Tage da auszuruhn Und uns etwas zu Gute zu thun. 51. Wir blieben da also ruhig liegen, Lebten in Wonne und Vergnügen, Und der Herr Baron von Hogier Stellte sich zärtlich gegen mir. 52. Ich hielte mich nun in meinem Sinne Glücklicher als eine Prinzessinne, Und gedachte an nichts als Freud, Lust, Liebe und Ergötzlichkeit. 53. Doch war nunmehro mein Unglück nahe; Denn ehe ich es mir versahe, Hat sich einst heimlich in der Nacht Herr von Hogier, per Post, davon gemacht. 54. Auch mein Geld, lieber Hieronimus! denk Er! Nebst meinen Juwelen waren zum Henker, Auch alle Kostbarkeiten allzumal, Welche ich vorher meinen Eltern stahl. 55. Nun sah ich alsobald offenbare, Daß Herr von Hogier ein Spitzbube ware, Und daß es nicht allzurichtig stand Mit seinen Gütern im Sachsenland. 56. Es
50. Als wir endlich in X. angekommen, So haben wir uns einmal vorgenommen, Einige Tage da auszuruhn Und uns etwas zu Gute zu thun. 51. Wir blieben da alſo ruhig liegen, Lebten in Wonne und Vergnuͤgen, Und der Herr Baron von Hogier Stellte ſich zaͤrtlich gegen mir. 52. Ich hielte mich nun in meinem Sinne Gluͤcklicher als eine Prinzeſſinne, Und gedachte an nichts als Freud, Luſt, Liebe und Ergoͤtzlichkeit. 53. Doch war nunmehro mein Ungluͤck nahe; Denn ehe ich es mir verſahe, Hat ſich einſt heimlich in der Nacht Herr von Hogier, per Poſt, davon gemacht. 54. Auch mein Geld, lieber Hieronimus! denk Er! Nebſt meinen Juwelen waren zum Henker, Auch alle Koſtbarkeiten allzumal, Welche ich vorher meinen Eltern ſtahl. 55. Nun ſah ich alſobald offenbare, Daß Herr von Hogier ein Spitzbube ware, Und daß es nicht allzurichtig ſtand Mit ſeinen Guͤtern im Sachſenland. 56. Es
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50. Als wir endlich in X. angekommen,
So haben wir uns einmal vorgenommen,
Einige Tage da auszuruhn
Und uns etwas zu Gute zu thun.
51. Wir blieben da alſo ruhig liegen,
Lebten in Wonne und Vergnuͤgen,
Und der Herr Baron von Hogier
Stellte ſich zaͤrtlich gegen mir.
52. Ich hielte mich nun in meinem Sinne
Gluͤcklicher als eine Prinzeſſinne,
Und gedachte an nichts als Freud,
Luſt, Liebe und Ergoͤtzlichkeit.
53. Doch war nunmehro mein Ungluͤck nahe;
Denn ehe ich es mir verſahe,
Hat ſich einſt heimlich in der Nacht
Herr von Hogier, per Poſt, davon gemacht.
54. Auch mein Geld, lieber Hieronimus! denk Er!
Nebſt meinen Juwelen waren zum Henker,
Auch alle Koſtbarkeiten allzumal,
Welche ich vorher meinen Eltern ſtahl.
55. Nun ſah ich alſobald offenbare,
Daß Herr von Hogier ein Spitzbube ware,
Und daß es nicht allzurichtig ſtand
Mit ſeinen Guͤtern im Sachſenland.
56. Es
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