Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kortum, Carl Arnold: Die Jobsiade. Bd. 1. Dortmund, 1799.

Bild:
<< vorherige Seite
4. Denn die Hoffnung, eine Pfarre zu bekommen,
War dem armen Scheim gänzlich benommen,
Nachdem die gelernte Predigt einmal
Gehalten war auf den Dörfern überall.
5. Sintemal nun manche große Geister
Ihr Glücke gemacht als Hofmeister,
So fiel es auch dem Hieronimus ein,
Irgendwo Hofmeister zu seyn.
6. Das Glück schien ihm nicht ungeneiget,
Denn es hat sich ohngefähr gezeiget
Nach etwa dreier Monate Zeit
Für ihn eine schöne Gelegenheit.
7. Denn ein benachbarter Herr von Adel
Suchte einen Informator ohne Tadel,
Für billige Kost und acht Gulden Lohn
Bei dem jungen Baron, seinem einzigen
Sohn.
8. Religion, Sitten, fünferlei Sprachen,
Schreiben, Rechnen und dergleichen Sachen,
Philosophie, Physik, Geographie,
Mathematik, Historie, Poesie,
9. Zeichnen, Musik, Tanzen, Fechten, Reiten
Et caetera, waren bloß die Kleinigkeiten
Welche für die acht Gulden Lohn
Lernen sollte der junge Baron.
10. Es
G 2
4. Denn die Hoffnung, eine Pfarre zu bekommen,
War dem armen Scheim gaͤnzlich benommen,
Nachdem die gelernte Predigt einmal
Gehalten war auf den Doͤrfern uͤberall.
5. Sintemal nun manche große Geiſter
Ihr Gluͤcke gemacht als Hofmeiſter,
So fiel es auch dem Hieronimus ein,
Irgendwo Hofmeiſter zu ſeyn.
6. Das Gluͤck ſchien ihm nicht ungeneiget,
Denn es hat ſich ohngefaͤhr gezeiget
Nach etwa dreier Monate Zeit
Fuͤr ihn eine ſchoͤne Gelegenheit.
7. Denn ein benachbarter Herr von Adel
Suchte einen Informator ohne Tadel,
Fuͤr billige Koſt und acht Gulden Lohn
Bei dem jungen Baron, ſeinem einzigen
Sohn.
8. Religion, Sitten, fuͤnferlei Sprachen,
Schreiben, Rechnen und dergleichen Sachen,
Philoſophie, Phyſik, Geographie,
Mathematik, Hiſtorie, Poeſie,
9. Zeichnen, Muſik, Tanzen, Fechten, Reiten
Et caetera, waren bloß die Kleinigkeiten
Welche fuͤr die acht Gulden Lohn
Lernen ſollte der junge Baron.
10. Es
G 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0123" n="99"/>
          <lg n="4">
            <l>4. Denn die Hoffnung, eine Pfarre zu bekommen,</l><lb/>
            <l>War dem armen Scheim ga&#x0364;nzlich benommen,</l><lb/>
            <l>Nachdem die gelernte Predigt einmal</l><lb/>
            <l>Gehalten war auf den Do&#x0364;rfern u&#x0364;berall.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="5">
            <l>5. Sintemal nun manche große Gei&#x017F;ter</l><lb/>
            <l>Ihr Glu&#x0364;cke gemacht als Hofmei&#x017F;ter,</l><lb/>
            <l>So fiel es auch dem Hieronimus ein,</l><lb/>
            <l>Irgendwo Hofmei&#x017F;ter zu &#x017F;eyn.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="6">
            <l>6. Das Glu&#x0364;ck &#x017F;chien ihm nicht ungeneiget,</l><lb/>
            <l>Denn es hat &#x017F;ich ohngefa&#x0364;hr gezeiget</l><lb/>
            <l>Nach etwa dreier Monate Zeit</l><lb/>
            <l>Fu&#x0364;r ihn eine &#x017F;cho&#x0364;ne Gelegenheit.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="7">
            <l>7. Denn ein benachbarter Herr von Adel</l><lb/>
            <l>Suchte einen Informator ohne Tadel,</l><lb/>
            <l>Fu&#x0364;r billige Ko&#x017F;t und acht Gulden Lohn</l><lb/>
            <l>Bei dem jungen Baron, &#x017F;einem einzigen</l><lb/>
            <l>Sohn.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="8">
            <l>8. Religion, Sitten, fu&#x0364;nferlei Sprachen,</l><lb/>
            <l>Schreiben, Rechnen und dergleichen Sachen,</l><lb/>
            <l>Philo&#x017F;ophie, Phy&#x017F;ik, Geographie,</l><lb/>
            <l>Mathematik, Hi&#x017F;torie, Poe&#x017F;ie,</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="9">
            <l>9. Zeichnen, Mu&#x017F;ik, Tanzen, Fechten, Reiten</l><lb/>
            <l><hi rendition="#aq">Et caetera,</hi> waren bloß die Kleinigkeiten</l><lb/>
            <l>Welche fu&#x0364;r die acht Gulden Lohn</l><lb/>
            <l>Lernen &#x017F;ollte der junge Baron.</l>
          </lg><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">G 2</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">10. Es</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[99/0123] 4. Denn die Hoffnung, eine Pfarre zu bekommen, War dem armen Scheim gaͤnzlich benommen, Nachdem die gelernte Predigt einmal Gehalten war auf den Doͤrfern uͤberall. 5. Sintemal nun manche große Geiſter Ihr Gluͤcke gemacht als Hofmeiſter, So fiel es auch dem Hieronimus ein, Irgendwo Hofmeiſter zu ſeyn. 6. Das Gluͤck ſchien ihm nicht ungeneiget, Denn es hat ſich ohngefaͤhr gezeiget Nach etwa dreier Monate Zeit Fuͤr ihn eine ſchoͤne Gelegenheit. 7. Denn ein benachbarter Herr von Adel Suchte einen Informator ohne Tadel, Fuͤr billige Koſt und acht Gulden Lohn Bei dem jungen Baron, ſeinem einzigen Sohn. 8. Religion, Sitten, fuͤnferlei Sprachen, Schreiben, Rechnen und dergleichen Sachen, Philoſophie, Phyſik, Geographie, Mathematik, Hiſtorie, Poeſie, 9. Zeichnen, Muſik, Tanzen, Fechten, Reiten Et caetera, waren bloß die Kleinigkeiten Welche fuͤr die acht Gulden Lohn Lernen ſollte der junge Baron. 10. Es G 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kortum_jobsiade01_1799
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kortum_jobsiade01_1799/123
Zitationshilfe: Kortum, Carl Arnold: Die Jobsiade. Bd. 1. Dortmund, 1799, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kortum_jobsiade01_1799/123>, abgerufen am 22.11.2024.