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Korn, Philipp Anton: Die erste deutsche Frauen-Conferenz in Leipzig. Leipzig, 1865.

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überzeugt, daß Sie Ihre Sympathie mit unsern Bestrebungen hergeführt hat und der Wunsch, sie zu theilen. Oder sollte ich mich täuschen und wären einige nur aus müssiger Neugier erschienen - nun, so werden auch sie hoffentlich, wenn sie das, was sie hier erfahren, wahrheitsgetreu weiter berichten, unsrer Sache dienen und mittelbar oder unmittelbar die gegen uns herrschenden Vorurtheile vertilgen helfen. Denn eben nur darum haben wir die weibliche Scheu vor öffentlichen Verhandlungen überwunden, weil es besser ist unsere Mitbürger können sich selbst über unser Vorhaben ein Urtheil bilden, als daß sie aus Mangel an Gelegenheit hierzu blindlings glauben was unsere Gegner fabeln! -

Dank auch den Männern, die uns ihren Beistand zu unserm Werke angedeihen lassen, den Männern, die nicht, wie so viele nur den Fortschritt der einen Hälfte des menschlichen Geschlechts, sondern die den Fortschritt der ganzen Menschheit wollen und darum auch die Frauen nicht ausschließen von der gleichen Bahn! Dank besonders den Mitgliedern des Arbeiterbildungsvereins, die unserm Wirken schon so oft ihre Theilnahme bezeugten. Wie die Arbeiter überhaupt die Stütze der Nationen sind, so erfüllt es uns mit gerechtem Stolz gemeinsam mit ihnen zu wirken.

Und so eröffne ich die deutsche Frauenconferenz mit dem Wunsche, daß die Begeisterung, die uns bis heute alle Schwierigkeiten überwinden ließ, die sich uns entgegenstellten, fortgesetzt unter uns walte, denn:

Nur die Begeisterung allein hat Werth
Die niemals weicht - nur reiner sich verklärt.

In gehobener Stimmung sprach hierauf Frl. Auguste Schmidt folgenden mit Beifall aufgenommenen Vortrag:

Groß und herrlich sind die Güter dieser Erde; die Fülle der reichsten Gaben ist von der Hand des gütigsten Schöpfers über unser Dasein ausgestreut worden. Nirgend's begegnet dem staunenden Blick die dürftige Sparsamkeit des allein Nothwendigen, überall tritt uns der Reichthum des Angenehmen, Schönen entgegen. Die Natur bietet uns tagtäglich neue, große Werke, deren erhabene Schönheit unsern Blick und unsre Gedanken vom niedern Erdenstaube loslöst. Die Frucht, die uns entgegenreift, ladet nicht nur zu ihrem Genuß; wir bewundern staunend die liebliche Schönheit ihrer Form und Färbung, wir erfreuen uns ihrer, wenn unser Auge sie berührt. Die liebliche Blume erinnert uns fortwährend daran, daß sie nur geschaffen sei, um uns zu erfreuen, und der majestätische Wald fordert stumme Bewunderung. Herrlich erglänzen die Gestirne am weiten Firmament, dessen blaue Klarheit uns entzückt. Wohin könnten wir unsern Blick richten, ohne jener

überzeugt, daß Sie Ihre Sympathie mit unsern Bestrebungen hergeführt hat und der Wunsch, sie zu theilen. Oder sollte ich mich täuschen und wären einige nur aus müssiger Neugier erschienen – nun, so werden auch sie hoffentlich, wenn sie das, was sie hier erfahren, wahrheitsgetreu weiter berichten, unsrer Sache dienen und mittelbar oder unmittelbar die gegen uns herrschenden Vorurtheile vertilgen helfen. Denn eben nur darum haben wir die weibliche Scheu vor öffentlichen Verhandlungen überwunden, weil es besser ist unsere Mitbürger können sich selbst über unser Vorhaben ein Urtheil bilden, als daß sie aus Mangel an Gelegenheit hierzu blindlings glauben was unsere Gegner fabeln! –

Dank auch den Männern, die uns ihren Beistand zu unserm Werke angedeihen lassen, den Männern, die nicht, wie so viele nur den Fortschritt der einen Hälfte des menschlichen Geschlechts, sondern die den Fortschritt der ganzen Menschheit wollen und darum auch die Frauen nicht ausschließen von der gleichen Bahn! Dank besonders den Mitgliedern des Arbeiterbildungsvereins, die unserm Wirken schon so oft ihre Theilnahme bezeugten. Wie die Arbeiter überhaupt die Stütze der Nationen sind, so erfüllt es uns mit gerechtem Stolz gemeinsam mit ihnen zu wirken.

Und so eröffne ich die deutsche Frauenconferenz mit dem Wunsche, daß die Begeisterung, die uns bis heute alle Schwierigkeiten überwinden ließ, die sich uns entgegenstellten, fortgesetzt unter uns walte, denn:

Nur die Begeisterung allein hat Werth
Die niemals weicht – nur reiner sich verklärt.

In gehobener Stimmung sprach hierauf Frl. Auguste Schmidt folgenden mit Beifall aufgenommenen Vortrag:

Groß und herrlich sind die Güter dieser Erde; die Fülle der reichsten Gaben ist von der Hand des gütigsten Schöpfers über unser Dasein ausgestreut worden. Nirgend’s begegnet dem staunenden Blick die dürftige Sparsamkeit des allein Nothwendigen, überall tritt uns der Reichthum des Angenehmen, Schönen entgegen. Die Natur bietet uns tagtäglich neue, große Werke, deren erhabene Schönheit unsern Blick und unsre Gedanken vom niedern Erdenstaube loslöst. Die Frucht, die uns entgegenreift, ladet nicht nur zu ihrem Genuß; wir bewundern staunend die liebliche Schönheit ihrer Form und Färbung, wir erfreuen uns ihrer, wenn unser Auge sie berührt. Die liebliche Blume erinnert uns fortwährend daran, daß sie nur geschaffen sei, um uns zu erfreuen, und der majestätische Wald fordert stumme Bewunderung. Herrlich erglänzen die Gestirne am weiten Firmament, dessen blaue Klarheit uns entzückt. Wohin könnten wir unsern Blick richten, ohne jener

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[5/0005] überzeugt, daß Sie Ihre Sympathie mit unsern Bestrebungen hergeführt hat und der Wunsch, sie zu theilen. Oder sollte ich mich täuschen und wären einige nur aus müssiger Neugier erschienen – nun, so werden auch sie hoffentlich, wenn sie das, was sie hier erfahren, wahrheitsgetreu weiter berichten, unsrer Sache dienen und mittelbar oder unmittelbar die gegen uns herrschenden Vorurtheile vertilgen helfen. Denn eben nur darum haben wir die weibliche Scheu vor öffentlichen Verhandlungen überwunden, weil es besser ist unsere Mitbürger können sich selbst über unser Vorhaben ein Urtheil bilden, als daß sie aus Mangel an Gelegenheit hierzu blindlings glauben was unsere Gegner fabeln! – Dank auch den Männern, die uns ihren Beistand zu unserm Werke angedeihen lassen, den Männern, die nicht, wie so viele nur den Fortschritt der einen Hälfte des menschlichen Geschlechts, sondern die den Fortschritt der ganzen Menschheit wollen und darum auch die Frauen nicht ausschließen von der gleichen Bahn! Dank besonders den Mitgliedern des Arbeiterbildungsvereins, die unserm Wirken schon so oft ihre Theilnahme bezeugten. Wie die Arbeiter überhaupt die Stütze der Nationen sind, so erfüllt es uns mit gerechtem Stolz gemeinsam mit ihnen zu wirken. Und so eröffne ich die deutsche Frauenconferenz mit dem Wunsche, daß die Begeisterung, die uns bis heute alle Schwierigkeiten überwinden ließ, die sich uns entgegenstellten, fortgesetzt unter uns walte, denn: Nur die Begeisterung allein hat Werth Die niemals weicht – nur reiner sich verklärt. In gehobener Stimmung sprach hierauf Frl. Auguste Schmidt folgenden mit Beifall aufgenommenen Vortrag: Groß und herrlich sind die Güter dieser Erde; die Fülle der reichsten Gaben ist von der Hand des gütigsten Schöpfers über unser Dasein ausgestreut worden. Nirgend’s begegnet dem staunenden Blick die dürftige Sparsamkeit des allein Nothwendigen, überall tritt uns der Reichthum des Angenehmen, Schönen entgegen. Die Natur bietet uns tagtäglich neue, große Werke, deren erhabene Schönheit unsern Blick und unsre Gedanken vom niedern Erdenstaube loslöst. Die Frucht, die uns entgegenreift, ladet nicht nur zu ihrem Genuß; wir bewundern staunend die liebliche Schönheit ihrer Form und Färbung, wir erfreuen uns ihrer, wenn unser Auge sie berührt. Die liebliche Blume erinnert uns fortwährend daran, daß sie nur geschaffen sei, um uns zu erfreuen, und der majestätische Wald fordert stumme Bewunderung. Herrlich erglänzen die Gestirne am weiten Firmament, dessen blaue Klarheit uns entzückt. Wohin könnten wir unsern Blick richten, ohne jener

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Zitationshilfe: Korn, Philipp Anton: Die erste deutsche Frauen-Conferenz in Leipzig. Leipzig, 1865, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/korn_frauenconferenz_1865/5>, abgerufen am 24.11.2024.