Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kopisch, August: Der Träumer. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 14. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–67. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

Bild:
<< vorherige Seite

Im fünften Bande unseres Novellenschatzes haben wir unter dem Titel "Ein Carnevalsfest auf Ischia" eine Novelle von August Kopisch (geb. 1799, gest. 1853) mitgetheilt, über deren Entstehung in Prutz' deutschem Museum 1854, II, S. 498, von dem Freunde des Dichters, August Kahlert, folgende Notizen gegeben werden, die hier nachträglich ihre Stelle finden mögen.

"Das erste Auftreten der Cholera hatte, wie in ganz Europa, so auch in Breslau die schrecklichsten Verwüstungen angerichtet; namentlich sah sich die Stadt mit der Sorge für eine große Zahl armer Waisen beladen, zu deren Bestem dann die literarische Abtheilung des Breslauer Künstlervereines ihre Archive veröffentlichte. Kopisch steuerte sehr reichlich dazu bei, und zwar nicht bloß Gedichte, sondern auch eine Novelle, mit der er sogleich ein gewisses Aufsehen erregte. Dieselbe trägt die Ueberschrift: ""Ein Carnevalsfest auf Ischia"", und ist von dem gesammten damals in Deutschland beliebten Erzählungsgenre so himmelweit verschieden, daß die Kritik überall stutzte, aber nur, um gleich darauf ihre lauteste Anerkennung auszusprechen. Abgesehen von ihrer Keuschheit erinnert sie auf das Lebhafteste an Boccaccio; die Vortragsweise ist fast patriarchalisch, das Colorit von durchaus localer Färbung.

"Der Erfolg, den diese Erstlingsarbeit des Dichters auf dem Felde der Erzählung fand, veranlaßte K. Büchner den Verfasser um eine Novelle ähnlicher Gattung für sein ""Deutsches Taschenbuch"" anzugehen. Kopisch schrieb in Folge dieser Aufforderung eine zweite Erzählung ""der Träumer"". Das

Im fünften Bande unseres Novellenschatzes haben wir unter dem Titel „Ein Carnevalsfest auf Ischia“ eine Novelle von August Kopisch (geb. 1799, gest. 1853) mitgetheilt, über deren Entstehung in Prutz' deutschem Museum 1854, II, S. 498, von dem Freunde des Dichters, August Kahlert, folgende Notizen gegeben werden, die hier nachträglich ihre Stelle finden mögen.

„Das erste Auftreten der Cholera hatte, wie in ganz Europa, so auch in Breslau die schrecklichsten Verwüstungen angerichtet; namentlich sah sich die Stadt mit der Sorge für eine große Zahl armer Waisen beladen, zu deren Bestem dann die literarische Abtheilung des Breslauer Künstlervereines ihre Archive veröffentlichte. Kopisch steuerte sehr reichlich dazu bei, und zwar nicht bloß Gedichte, sondern auch eine Novelle, mit der er sogleich ein gewisses Aufsehen erregte. Dieselbe trägt die Ueberschrift: „„Ein Carnevalsfest auf Ischia““, und ist von dem gesammten damals in Deutschland beliebten Erzählungsgenre so himmelweit verschieden, daß die Kritik überall stutzte, aber nur, um gleich darauf ihre lauteste Anerkennung auszusprechen. Abgesehen von ihrer Keuschheit erinnert sie auf das Lebhafteste an Boccaccio; die Vortragsweise ist fast patriarchalisch, das Colorit von durchaus localer Färbung.

„Der Erfolg, den diese Erstlingsarbeit des Dichters auf dem Felde der Erzählung fand, veranlaßte K. Büchner den Verfasser um eine Novelle ähnlicher Gattung für sein „„Deutsches Taschenbuch““ anzugehen. Kopisch schrieb in Folge dieser Aufforderung eine zweite Erzählung „„der Träumer““. Das

<TEI>
  <text>
    <front>
      <pb facs="#f0005"/>
      <div type="preface">
        <p>Im fünften Bande unseres Novellenschatzes haben wir unter dem Titel &#x201E;Ein                 Carnevalsfest auf Ischia&#x201C; eine Novelle von August Kopisch (geb. 1799, gest. 1853)                 mitgetheilt, über deren Entstehung in Prutz' deutschem Museum 1854, II, S. 498, von                 dem Freunde des Dichters, August Kahlert, folgende Notizen gegeben werden, die hier                 nachträglich ihre Stelle finden mögen.</p><lb/>
        <p>&#x201E;Das erste Auftreten der Cholera hatte, wie in ganz Europa, so auch in Breslau die                 schrecklichsten Verwüstungen angerichtet; namentlich sah sich die Stadt mit der                 Sorge für eine große Zahl armer Waisen beladen, zu deren Bestem dann die                 literarische Abtheilung des Breslauer Künstlervereines ihre Archive veröffentlichte.                 Kopisch steuerte sehr reichlich dazu bei, und zwar nicht bloß Gedichte, sondern auch                 eine Novelle, mit der er sogleich ein gewisses Aufsehen erregte. Dieselbe trägt die                 Ueberschrift: &#x201E;&#x201E;Ein Carnevalsfest auf Ischia&#x201C;&#x201C;, und ist von dem gesammten damals in                 Deutschland beliebten Erzählungsgenre so himmelweit verschieden, daß die Kritik                 überall stutzte, aber nur, um gleich darauf ihre lauteste Anerkennung auszusprechen.                 Abgesehen von ihrer Keuschheit erinnert sie auf das Lebhafteste an Boccaccio; die                 Vortragsweise ist fast patriarchalisch, das Colorit von durchaus localer                 Färbung.</p><lb/>
        <p>&#x201E;Der Erfolg, den diese Erstlingsarbeit des Dichters auf dem Felde der Erzählung fand,                 veranlaßte K. Büchner den Verfasser um eine Novelle ähnlicher Gattung für sein                 &#x201E;&#x201E;Deutsches Taschenbuch&#x201C;&#x201C; anzugehen. Kopisch schrieb in Folge dieser Aufforderung                 eine zweite Erzählung &#x201E;&#x201E;der Träumer&#x201C;&#x201C;. Das<lb/></p>
      </div>
    </front>
  </text>
</TEI>
[0005] Im fünften Bande unseres Novellenschatzes haben wir unter dem Titel „Ein Carnevalsfest auf Ischia“ eine Novelle von August Kopisch (geb. 1799, gest. 1853) mitgetheilt, über deren Entstehung in Prutz' deutschem Museum 1854, II, S. 498, von dem Freunde des Dichters, August Kahlert, folgende Notizen gegeben werden, die hier nachträglich ihre Stelle finden mögen. „Das erste Auftreten der Cholera hatte, wie in ganz Europa, so auch in Breslau die schrecklichsten Verwüstungen angerichtet; namentlich sah sich die Stadt mit der Sorge für eine große Zahl armer Waisen beladen, zu deren Bestem dann die literarische Abtheilung des Breslauer Künstlervereines ihre Archive veröffentlichte. Kopisch steuerte sehr reichlich dazu bei, und zwar nicht bloß Gedichte, sondern auch eine Novelle, mit der er sogleich ein gewisses Aufsehen erregte. Dieselbe trägt die Ueberschrift: „„Ein Carnevalsfest auf Ischia““, und ist von dem gesammten damals in Deutschland beliebten Erzählungsgenre so himmelweit verschieden, daß die Kritik überall stutzte, aber nur, um gleich darauf ihre lauteste Anerkennung auszusprechen. Abgesehen von ihrer Keuschheit erinnert sie auf das Lebhafteste an Boccaccio; die Vortragsweise ist fast patriarchalisch, das Colorit von durchaus localer Färbung. „Der Erfolg, den diese Erstlingsarbeit des Dichters auf dem Felde der Erzählung fand, veranlaßte K. Büchner den Verfasser um eine Novelle ähnlicher Gattung für sein „„Deutsches Taschenbuch““ anzugehen. Kopisch schrieb in Folge dieser Aufforderung eine zweite Erzählung „„der Träumer““. Das

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T13:35:42Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T13:35:42Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kopisch_traeumer_1910
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kopisch_traeumer_1910/5
Zitationshilfe: Kopisch, August: Der Träumer. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 14. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–67. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kopisch_traeumer_1910/5>, abgerufen am 22.11.2024.