Kopisch, August: Der Träumer. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 14. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–67. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.Tarantelchen! will sie wohl das Mündchen halten und nicht immer drein reden, wenn der Vater Weisheit spricht! -- So und noch viel närrischer geberdete sich Don Strintillo vor Freuden, daß sich zu seinen Träumen so sonderbare Dinge gesellten, und die Muhme mußte ihn mit Gewalt von der Tochter reißen, er hätte sie umgebracht! Doch eilen wir wieder zu Giovanni. Dieser hatte nun alle seine vorige Lebhaftigkeit wieder gewonnen. Im Schatten einer traulichen Reblaube, um eine runde Tafel, bei süßen Feigen und blinkendem Weine, saß er mit seinen Freunden und berieth sich über das, was nun geschehen sollte. Kam die Summe des über ihn ausgeschütteten Goldes auch lange nicht dem Vermögen Granco's gleich, so vertraute er doch fest auf des Engels Wiedererscheinen, und das Empfangene war immer mehr als hinreichend zu Ausrüstung eines überprächtigen Festes. Spare diesmal nichts! hatte der Engel zu ihm gesagt. Nun, so muß das Fest etwas ganz Besonderes werden! meinte Don Ciccio. -- Ja wohl! schrieen Alle. -- Gewiß, sagte Giovanni, und ich denke schon lange darüber nach. Still, still, nun hab' ich es! fuhr er auf einmal auf. Nun, was denn, was denn? riefen die Freunde. Ich will . . . doch nein, . . . besser ist es, ihr erfahrt es später. Ihr würdet glauben, daß es nicht möglich sei, und mich nur abreden wollen. Morgen Tarantelchen! will sie wohl das Mündchen halten und nicht immer drein reden, wenn der Vater Weisheit spricht! — So und noch viel närrischer geberdete sich Don Strintillo vor Freuden, daß sich zu seinen Träumen so sonderbare Dinge gesellten, und die Muhme mußte ihn mit Gewalt von der Tochter reißen, er hätte sie umgebracht! Doch eilen wir wieder zu Giovanni. Dieser hatte nun alle seine vorige Lebhaftigkeit wieder gewonnen. Im Schatten einer traulichen Reblaube, um eine runde Tafel, bei süßen Feigen und blinkendem Weine, saß er mit seinen Freunden und berieth sich über das, was nun geschehen sollte. Kam die Summe des über ihn ausgeschütteten Goldes auch lange nicht dem Vermögen Granco's gleich, so vertraute er doch fest auf des Engels Wiedererscheinen, und das Empfangene war immer mehr als hinreichend zu Ausrüstung eines überprächtigen Festes. Spare diesmal nichts! hatte der Engel zu ihm gesagt. Nun, so muß das Fest etwas ganz Besonderes werden! meinte Don Ciccio. — Ja wohl! schrieen Alle. — Gewiß, sagte Giovanni, und ich denke schon lange darüber nach. Still, still, nun hab' ich es! fuhr er auf einmal auf. Nun, was denn, was denn? riefen die Freunde. Ich will . . . doch nein, . . . besser ist es, ihr erfahrt es später. Ihr würdet glauben, daß es nicht möglich sei, und mich nur abreden wollen. Morgen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0047"/> Tarantelchen! will sie wohl das Mündchen halten und nicht immer drein reden, wenn der Vater Weisheit spricht! — So und noch viel närrischer geberdete sich Don Strintillo vor Freuden, daß sich zu seinen Träumen so sonderbare Dinge gesellten, und die Muhme mußte ihn mit Gewalt von der Tochter reißen, er hätte sie umgebracht!</p><lb/> <p>Doch eilen wir wieder zu Giovanni. Dieser hatte nun alle seine vorige Lebhaftigkeit wieder gewonnen. Im Schatten einer traulichen Reblaube, um eine runde Tafel, bei süßen Feigen und blinkendem Weine, saß er mit seinen Freunden und berieth sich über das, was nun geschehen sollte. Kam die Summe des über ihn ausgeschütteten Goldes auch lange nicht dem Vermögen Granco's gleich, so vertraute er doch fest auf des Engels Wiedererscheinen, und das Empfangene war immer mehr als hinreichend zu Ausrüstung eines überprächtigen Festes. Spare diesmal nichts! hatte der Engel zu ihm gesagt.</p><lb/> <p>Nun, so muß das Fest etwas ganz Besonderes werden! meinte Don Ciccio. — Ja wohl! schrieen Alle. — Gewiß, sagte Giovanni, und ich denke schon lange darüber nach. Still, still, nun hab' ich es! fuhr er auf einmal auf.</p><lb/> <p>Nun, was denn, was denn? riefen die Freunde.</p><lb/> <p>Ich will . . . doch nein, . . . besser ist es, ihr erfahrt es später. Ihr würdet glauben, daß es nicht möglich sei, und mich nur abreden wollen. Morgen<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0047]
Tarantelchen! will sie wohl das Mündchen halten und nicht immer drein reden, wenn der Vater Weisheit spricht! — So und noch viel närrischer geberdete sich Don Strintillo vor Freuden, daß sich zu seinen Träumen so sonderbare Dinge gesellten, und die Muhme mußte ihn mit Gewalt von der Tochter reißen, er hätte sie umgebracht!
Doch eilen wir wieder zu Giovanni. Dieser hatte nun alle seine vorige Lebhaftigkeit wieder gewonnen. Im Schatten einer traulichen Reblaube, um eine runde Tafel, bei süßen Feigen und blinkendem Weine, saß er mit seinen Freunden und berieth sich über das, was nun geschehen sollte. Kam die Summe des über ihn ausgeschütteten Goldes auch lange nicht dem Vermögen Granco's gleich, so vertraute er doch fest auf des Engels Wiedererscheinen, und das Empfangene war immer mehr als hinreichend zu Ausrüstung eines überprächtigen Festes. Spare diesmal nichts! hatte der Engel zu ihm gesagt.
Nun, so muß das Fest etwas ganz Besonderes werden! meinte Don Ciccio. — Ja wohl! schrieen Alle. — Gewiß, sagte Giovanni, und ich denke schon lange darüber nach. Still, still, nun hab' ich es! fuhr er auf einmal auf.
Nun, was denn, was denn? riefen die Freunde.
Ich will . . . doch nein, . . . besser ist es, ihr erfahrt es später. Ihr würdet glauben, daß es nicht möglich sei, und mich nur abreden wollen. Morgen
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Zitationshilfe: | Kopisch, August: Der Träumer. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 14. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–67. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kopisch_traeumer_1910/47>, abgerufen am 16.07.2024. |