Kopisch, August: Der Träumer. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 14. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–67. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.Strintillo gelangen! Er hat sich fest verschlossen und läßt Niemanden vor. -- Schadet nichts, sagte Ciccio, ich thue wie Unverstand und werde schon eindringen! Hier in dem Säckchen habe ich ein Pröbchen von dem Senfsamen, nach dem Strintillo schon so lange verlangt hat, damit werde ich die Thür öffnen! Ihr bleibt noch zurück, ich gehe zuerst hinein und rede mit ihm, dann später kommst du nach, Cecca, dann Angiolina, dann Giovanni, und wenn unser Bitten und Ermahnen nichts fruchtet, will der gute Pater Antonio das Letzte versuchen. Hiemit ging Don Ciccio, das Säckchen in der Hand, auf Strintillo's Zimmer los. Vorsichtig folgten die Andern. Ciccio pochte. Niemand herein! rief Strintillo. Ich bin es, lieber Vetter, sagte Ciccio. Niemand herein! rief Strintillo wiederum. Gut, sagte Ciccio, so werde ich dir den Senfsamen durch das Schlüsselloch hineinblasen! Hiemit nahm er dessen, halbe Hände voll, und blies ihn durch das gewaltig große Schlüsselloch. Ach so? kommst du endlich mit dem Senf? fragte Strintillo und öffnete die Thür. Ja wohl, ich bringe dir Senf, sagte Ciccio, und zwar von zweierlei Art. Von zweierlei? Ja, von zweierlei: erstlich hier den in diesem Säckchen, wie gefällt dir der? Der ist sehr schön, sehr schön! Strintillo gelangen! Er hat sich fest verschlossen und läßt Niemanden vor. — Schadet nichts, sagte Ciccio, ich thue wie Unverstand und werde schon eindringen! Hier in dem Säckchen habe ich ein Pröbchen von dem Senfsamen, nach dem Strintillo schon so lange verlangt hat, damit werde ich die Thür öffnen! Ihr bleibt noch zurück, ich gehe zuerst hinein und rede mit ihm, dann später kommst du nach, Cecca, dann Angiolina, dann Giovanni, und wenn unser Bitten und Ermahnen nichts fruchtet, will der gute Pater Antonio das Letzte versuchen. Hiemit ging Don Ciccio, das Säckchen in der Hand, auf Strintillo's Zimmer los. Vorsichtig folgten die Andern. Ciccio pochte. Niemand herein! rief Strintillo. Ich bin es, lieber Vetter, sagte Ciccio. Niemand herein! rief Strintillo wiederum. Gut, sagte Ciccio, so werde ich dir den Senfsamen durch das Schlüsselloch hineinblasen! Hiemit nahm er dessen, halbe Hände voll, und blies ihn durch das gewaltig große Schlüsselloch. Ach so? kommst du endlich mit dem Senf? fragte Strintillo und öffnete die Thür. Ja wohl, ich bringe dir Senf, sagte Ciccio, und zwar von zweierlei Art. Von zweierlei? Ja, von zweierlei: erstlich hier den in diesem Säckchen, wie gefällt dir der? Der ist sehr schön, sehr schön! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0026"/> Strintillo gelangen! Er hat sich fest verschlossen und läßt Niemanden vor. — Schadet nichts, sagte Ciccio, ich thue wie Unverstand und werde schon eindringen! Hier in dem Säckchen habe ich ein Pröbchen von dem Senfsamen, nach dem Strintillo schon so lange verlangt hat, damit werde ich die Thür öffnen! Ihr bleibt noch zurück, ich gehe zuerst hinein und rede mit ihm, dann später kommst du nach, Cecca, dann Angiolina, dann Giovanni, und wenn unser Bitten und Ermahnen nichts fruchtet, will der gute Pater Antonio das Letzte versuchen. Hiemit ging Don Ciccio, das Säckchen in der Hand, auf Strintillo's Zimmer los. Vorsichtig folgten die Andern. Ciccio pochte.</p><lb/> <p>Niemand herein! rief Strintillo.</p><lb/> <p>Ich bin es, lieber Vetter, sagte Ciccio.</p><lb/> <p>Niemand herein! rief Strintillo wiederum.</p><lb/> <p>Gut, sagte Ciccio, so werde ich dir den Senfsamen durch das Schlüsselloch hineinblasen! Hiemit nahm er dessen, halbe Hände voll, und blies ihn durch das gewaltig große Schlüsselloch.</p><lb/> <p>Ach so? kommst du endlich mit dem Senf? fragte Strintillo und öffnete die Thür.</p><lb/> <p>Ja wohl, ich bringe dir Senf, sagte Ciccio, und zwar von zweierlei Art.</p><lb/> <p>Von zweierlei?</p><lb/> <p>Ja, von zweierlei: erstlich hier den in diesem Säckchen, wie gefällt dir der?</p><lb/> <p>Der ist sehr schön, sehr schön!</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [0026]
Strintillo gelangen! Er hat sich fest verschlossen und läßt Niemanden vor. — Schadet nichts, sagte Ciccio, ich thue wie Unverstand und werde schon eindringen! Hier in dem Säckchen habe ich ein Pröbchen von dem Senfsamen, nach dem Strintillo schon so lange verlangt hat, damit werde ich die Thür öffnen! Ihr bleibt noch zurück, ich gehe zuerst hinein und rede mit ihm, dann später kommst du nach, Cecca, dann Angiolina, dann Giovanni, und wenn unser Bitten und Ermahnen nichts fruchtet, will der gute Pater Antonio das Letzte versuchen. Hiemit ging Don Ciccio, das Säckchen in der Hand, auf Strintillo's Zimmer los. Vorsichtig folgten die Andern. Ciccio pochte.
Niemand herein! rief Strintillo.
Ich bin es, lieber Vetter, sagte Ciccio.
Niemand herein! rief Strintillo wiederum.
Gut, sagte Ciccio, so werde ich dir den Senfsamen durch das Schlüsselloch hineinblasen! Hiemit nahm er dessen, halbe Hände voll, und blies ihn durch das gewaltig große Schlüsselloch.
Ach so? kommst du endlich mit dem Senf? fragte Strintillo und öffnete die Thür.
Ja wohl, ich bringe dir Senf, sagte Ciccio, und zwar von zweierlei Art.
Von zweierlei?
Ja, von zweierlei: erstlich hier den in diesem Säckchen, wie gefällt dir der?
Der ist sehr schön, sehr schön!
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription.
(2017-03-15T13:35:42Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2017-03-15T13:35:42Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |