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Kopisch, August: Der Träumer. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 14. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–67. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Strintillo, lasse die Hochzeitsgäste nicht warten! -- Aber so geschwind ging das nicht; denn statt Sandes waren alle Gänge so dick voll Ducaten, daß wir manchmal bis an die Brust hineinsanken. Endlich kamen wir in einen Keller, wo noch mehr volle Weinfässer lagen, als ich oben Trauben gesehen hatte. Wem gehört dies Alles? fragte ich Ciccio. Angiolinens Bräutigam, war die Antwort. Wir mochten so, wohl ein paar gute Stunden, bei lauter vollen Fässern vorbeigekommen sein, als der Keller endlich ein Ende nahm und sich nach einem großen freien Platze öffnete, wo ganz unzählige Hochzeitgäste sämmtlich auf ungeheuren Würsten saßen, an Tischen von runden Käsen, in deren Mitte jedesmal Springbrunnen von lauterem Wein waren, die nach allen Gästen hin Strahlen schossen. Weder Gläser noch Flaschen waren zum Trinken gestellt, und die Gäste fingen auf gut spanisch den Strahl, der auf sie zukam, mit den Mäulern auf, welches überaus lustig zu sehen war. Auf den Tischen waren Messer gelegt, womit die Gäste sich nach Belieben Käse von den Tischen losschnitten. Mitten auf dem Platze stand ein großer Ofen, wo man gar fette Ochsen hineintrieb, die auf der andern Seite, köstlich gebraten, wieder herauskamen und um die Tische herumspazierten, wo sich dann jeder Gast sein Lieblingsstück losschnitt, worauf die Ochsen sich allemal höflich verneigten und wieder weiter gingen. Auf der anderen Seite war ein Teich von heißem Oel, worin ungeheure gebratene

Strintillo, lasse die Hochzeitsgäste nicht warten! — Aber so geschwind ging das nicht; denn statt Sandes waren alle Gänge so dick voll Ducaten, daß wir manchmal bis an die Brust hineinsanken. Endlich kamen wir in einen Keller, wo noch mehr volle Weinfässer lagen, als ich oben Trauben gesehen hatte. Wem gehört dies Alles? fragte ich Ciccio. Angiolinens Bräutigam, war die Antwort. Wir mochten so, wohl ein paar gute Stunden, bei lauter vollen Fässern vorbeigekommen sein, als der Keller endlich ein Ende nahm und sich nach einem großen freien Platze öffnete, wo ganz unzählige Hochzeitgäste sämmtlich auf ungeheuren Würsten saßen, an Tischen von runden Käsen, in deren Mitte jedesmal Springbrunnen von lauterem Wein waren, die nach allen Gästen hin Strahlen schossen. Weder Gläser noch Flaschen waren zum Trinken gestellt, und die Gäste fingen auf gut spanisch den Strahl, der auf sie zukam, mit den Mäulern auf, welches überaus lustig zu sehen war. Auf den Tischen waren Messer gelegt, womit die Gäste sich nach Belieben Käse von den Tischen losschnitten. Mitten auf dem Platze stand ein großer Ofen, wo man gar fette Ochsen hineintrieb, die auf der andern Seite, köstlich gebraten, wieder herauskamen und um die Tische herumspazierten, wo sich dann jeder Gast sein Lieblingsstück losschnitt, worauf die Ochsen sich allemal höflich verneigten und wieder weiter gingen. Auf der anderen Seite war ein Teich von heißem Oel, worin ungeheure gebratene

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[0020] Strintillo, lasse die Hochzeitsgäste nicht warten! — Aber so geschwind ging das nicht; denn statt Sandes waren alle Gänge so dick voll Ducaten, daß wir manchmal bis an die Brust hineinsanken. Endlich kamen wir in einen Keller, wo noch mehr volle Weinfässer lagen, als ich oben Trauben gesehen hatte. Wem gehört dies Alles? fragte ich Ciccio. Angiolinens Bräutigam, war die Antwort. Wir mochten so, wohl ein paar gute Stunden, bei lauter vollen Fässern vorbeigekommen sein, als der Keller endlich ein Ende nahm und sich nach einem großen freien Platze öffnete, wo ganz unzählige Hochzeitgäste sämmtlich auf ungeheuren Würsten saßen, an Tischen von runden Käsen, in deren Mitte jedesmal Springbrunnen von lauterem Wein waren, die nach allen Gästen hin Strahlen schossen. Weder Gläser noch Flaschen waren zum Trinken gestellt, und die Gäste fingen auf gut spanisch den Strahl, der auf sie zukam, mit den Mäulern auf, welches überaus lustig zu sehen war. Auf den Tischen waren Messer gelegt, womit die Gäste sich nach Belieben Käse von den Tischen losschnitten. Mitten auf dem Platze stand ein großer Ofen, wo man gar fette Ochsen hineintrieb, die auf der andern Seite, köstlich gebraten, wieder herauskamen und um die Tische herumspazierten, wo sich dann jeder Gast sein Lieblingsstück losschnitt, worauf die Ochsen sich allemal höflich verneigten und wieder weiter gingen. Auf der anderen Seite war ein Teich von heißem Oel, worin ungeheure gebratene

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Zitationshilfe: Kopisch, August: Der Träumer. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 14. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–67. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kopisch_traeumer_1910/20>, abgerufen am 23.11.2024.