Körner, Theodor: Leyer und Schwerdt. Berlin, 1814.Am Hedwigsbrunnen bei Jauer. 1813. Wie sprech' ichs aus, was meine Brust durchzittert? -- Der Freude wie der Wehmuth Schwingen tragen Das milde Herz zu liebefrohen Tagen, Von keinem Thränengifte mehr verbittert. -- Wer hat mein freies Paradies umgittert? --Wer durfte mich in diese Fesseln schlagen, Den Lieder Sohn ins Kriegsgetümmel jagen? Wer hat mir meinen Freudenbaum zersplittert? Wie? griff' ich nicht mit freier Hand zum Schwerdte,Daß blutversöhnend aus der deutschen Erde Ein heilig Wort jung und lebendig werde? -- Es sprichts ein Gott im Rauschen dieser Wellen:"Am Klippenherzen muß die Kraft zerschellen, "Und aus dem Tode soll das Leben quellen." Am Hedwigsbrunnen bei Jauer. 1813. Wie ſprech' ichs aus, was meine Bruſt durchzittert? — Der Freude wie der Wehmuth Schwingen tragen Das milde Herz zu liebefrohen Tagen, Von keinem Thraͤnengifte mehr verbittert. — Wer hat mein freies Paradies umgittert? —Wer durfte mich in dieſe Feſſeln ſchlagen, Den Lieder Sohn ins Kriegsgetuͤmmel jagen? Wer hat mir meinen Freudenbaum zerſplittert? Wie? griff' ich nicht mit freier Hand zum Schwerdte,Daß blutverſoͤhnend aus der deutſchen Erde Ein heilig Wort jung und lebendig werde? — Es ſprichts ein Gott im Rauſchen dieſer Wellen:„Am Klippenherzen muß die Kraft zerſchellen, „Und aus dem Tode ſoll das Leben quellen.“ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0059" n="47"/> <div n="2"> <head>Am Hedwigsbrunnen bei Jauer.<lb/></head> <p rendition="#c">1813.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <lg type="poem"> <l><hi rendition="#in">W</hi>ie ſprech' ichs aus, was meine Bruſt durchzittert? —</l><lb/> <l rendition="#et">Der Freude wie der Wehmuth Schwingen tragen</l><lb/> <l rendition="#et">Das milde Herz zu liebefrohen Tagen,</l><lb/> <l rendition="#et">Von keinem Thraͤnengifte mehr verbittert. —</l><lb/> <l>Wer hat mein freies Paradies umgittert? —</l><lb/> <l rendition="#et">Wer durfte mich in dieſe Feſſeln ſchlagen,</l><lb/> <l rendition="#et">Den Lieder Sohn ins Kriegsgetuͤmmel jagen?</l><lb/> <l rendition="#et">Wer hat mir meinen Freudenbaum zerſplittert?</l><lb/> <l>Wie? griff' ich nicht mit freier Hand zum Schwerdte,</l><lb/> <l rendition="#et">Daß blutverſoͤhnend aus der deutſchen Erde</l><lb/> <l rendition="#et">Ein heilig Wort jung und lebendig werde? —</l><lb/> <l>Es ſprichts ein Gott im Rauſchen dieſer Wellen:</l><lb/> <l rendition="#et">„Am Klippenherzen muß die Kraft zerſchellen,</l><lb/> <l rendition="#et">„Und aus dem Tode ſoll das Leben quellen.“</l><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [47/0059]
Am Hedwigsbrunnen bei Jauer.
1813.
Wie ſprech' ichs aus, was meine Bruſt durchzittert? —
Der Freude wie der Wehmuth Schwingen tragen
Das milde Herz zu liebefrohen Tagen,
Von keinem Thraͤnengifte mehr verbittert. —
Wer hat mein freies Paradies umgittert? —
Wer durfte mich in dieſe Feſſeln ſchlagen,
Den Lieder Sohn ins Kriegsgetuͤmmel jagen?
Wer hat mir meinen Freudenbaum zerſplittert?
Wie? griff' ich nicht mit freier Hand zum Schwerdte,
Daß blutverſoͤhnend aus der deutſchen Erde
Ein heilig Wort jung und lebendig werde? —
Es ſprichts ein Gott im Rauſchen dieſer Wellen:
„Am Klippenherzen muß die Kraft zerſchellen,
„Und aus dem Tode ſoll das Leben quellen.“
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Zitationshilfe: | Körner, Theodor: Leyer und Schwerdt. Berlin, 1814, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/koerner_leyer_1814/59>, abgerufen am 22.02.2025. |