Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Körner, Theodor: Leyer und Schwerdt. Berlin, 1814.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Schande deiner Töchter schreit um Rache,
Der Meuchelmord der Söhne schreit nach Blut.

Zerbrich den Pflugschaar, laß den Meisel fallen,
Die Leyer still, den Webstuhl ruhig stehn!
Verlasse deine Höfe, deine Hallen! --
Vor dessen Antlitz deine Fahnen wallen,
Er will sein Volk in Waffenrüstung sehn.
Denn einen großen Altar sollst du bauen
In seiner Freiheit ew'gen Morgenroth.
Mit deinem Schwerdt sollst du die Steine hauen,
Der Tempel gründe sich auf Heldentod. --
Was weint ihr, Mädchen, warum klagt ihr, Weiber,
Für die der Herr die Schwerdter nicht gestählt,
Wenn wir entzückt die jugendlichen Leiber
Hinwerfen in die Schaaren eurer Räuber,
Daß euch des Kampfes kühne Wollust fehlt? --
Ihr könnt ja froh zu Gottes Altar treten!
Für Wunden gab er zarte Sorgsamkeit,
Gab euch in Euern herzlichen Gebeten
Den schönen reinen Sieg der Frömmigkeit.

Die Schande deiner Toͤchter ſchreit um Rache,
Der Meuchelmord der Soͤhne ſchreit nach Blut.

Zerbrich den Pflugſchaar, laß den Meiſel fallen,
Die Leyer ſtill, den Webſtuhl ruhig ſtehn!
Verlaſſe deine Hoͤfe, deine Hallen! —
Vor deſſen Antlitz deine Fahnen wallen,
Er will ſein Volk in Waffenruͤſtung ſehn.
Denn einen großen Altar ſollſt du bauen
In ſeiner Freiheit ew'gen Morgenroth.
Mit deinem Schwerdt ſollſt du die Steine hauen,
Der Tempel gruͤnde ſich auf Heldentod. —
Was weint ihr, Maͤdchen, warum klagt ihr, Weiber,
Fuͤr die der Herr die Schwerdter nicht geſtaͤhlt,
Wenn wir entzuͤckt die jugendlichen Leiber
Hinwerfen in die Schaaren eurer Raͤuber,
Daß euch des Kampfes kuͤhne Wolluſt fehlt? —
Ihr koͤnnt ja froh zu Gottes Altar treten!
Fuͤr Wunden gab er zarte Sorgſamkeit,
Gab euch in Euern herzlichen Gebeten
Den ſchoͤnen reinen Sieg der Froͤmmigkeit.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <lg n="2">
              <pb facs="#f0050" n="38"/>
              <l rendition="#et">Die Schande deiner To&#x0364;chter &#x017F;chreit um Rache,</l><lb/>
              <l>Der Meuchelmord der So&#x0364;hne &#x017F;chreit nach Blut.</l><lb/>
            </lg>
            <lg n="3">
              <l>Zerbrich den Pflug&#x017F;chaar, laß den Mei&#x017F;el fallen,</l><lb/>
              <l rendition="#et">Die Leyer &#x017F;till, den Web&#x017F;tuhl ruhig &#x017F;tehn!</l><lb/>
              <l>Verla&#x017F;&#x017F;e deine Ho&#x0364;fe, deine Hallen! &#x2014;</l><lb/>
              <l>Vor de&#x017F;&#x017F;en Antlitz deine Fahnen wallen,</l><lb/>
              <l rendition="#et">Er will &#x017F;ein Volk in Waffenru&#x0364;&#x017F;tung &#x017F;ehn.</l><lb/>
              <l>Denn einen großen Altar &#x017F;oll&#x017F;t du bauen</l><lb/>
              <l rendition="#et">In &#x017F;einer Freiheit ew'gen Morgenroth.</l><lb/>
              <l>Mit deinem Schwerdt &#x017F;oll&#x017F;t du die Steine hauen,</l><lb/>
              <l rendition="#et">Der Tempel gru&#x0364;nde &#x017F;ich auf Heldentod. &#x2014;</l><lb/>
            </lg>
            <lg n="4">
              <l>Was weint ihr, Ma&#x0364;dchen, warum klagt ihr, Weiber,</l><lb/>
              <l rendition="#et">Fu&#x0364;r die der Herr die Schwerdter nicht ge&#x017F;ta&#x0364;hlt,</l><lb/>
              <l>Wenn wir entzu&#x0364;ckt die jugendlichen Leiber</l><lb/>
              <l>Hinwerfen in die Schaaren eurer Ra&#x0364;uber,</l><lb/>
              <l rendition="#et">Daß euch des Kampfes ku&#x0364;hne Wollu&#x017F;t fehlt? &#x2014;</l><lb/>
              <l>Ihr ko&#x0364;nnt ja froh zu Gottes Altar treten!</l><lb/>
              <l rendition="#et">Fu&#x0364;r Wunden gab er zarte Sorg&#x017F;amkeit,</l><lb/>
              <l>Gab euch in Euern herzlichen Gebeten</l><lb/>
              <l rendition="#et">Den &#x017F;cho&#x0364;nen reinen Sieg der Fro&#x0364;mmigkeit.</l><lb/>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[38/0050] Die Schande deiner Toͤchter ſchreit um Rache, Der Meuchelmord der Soͤhne ſchreit nach Blut. Zerbrich den Pflugſchaar, laß den Meiſel fallen, Die Leyer ſtill, den Webſtuhl ruhig ſtehn! Verlaſſe deine Hoͤfe, deine Hallen! — Vor deſſen Antlitz deine Fahnen wallen, Er will ſein Volk in Waffenruͤſtung ſehn. Denn einen großen Altar ſollſt du bauen In ſeiner Freiheit ew'gen Morgenroth. Mit deinem Schwerdt ſollſt du die Steine hauen, Der Tempel gruͤnde ſich auf Heldentod. — Was weint ihr, Maͤdchen, warum klagt ihr, Weiber, Fuͤr die der Herr die Schwerdter nicht geſtaͤhlt, Wenn wir entzuͤckt die jugendlichen Leiber Hinwerfen in die Schaaren eurer Raͤuber, Daß euch des Kampfes kuͤhne Wolluſt fehlt? — Ihr koͤnnt ja froh zu Gottes Altar treten! Fuͤr Wunden gab er zarte Sorgſamkeit, Gab euch in Euern herzlichen Gebeten Den ſchoͤnen reinen Sieg der Froͤmmigkeit.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/koerner_leyer_1814
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/koerner_leyer_1814/50
Zitationshilfe: Körner, Theodor: Leyer und Schwerdt. Berlin, 1814, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/koerner_leyer_1814/50>, abgerufen am 24.11.2024.