entsteht und nichts als die äussere Schicht derselben ist. Zur Be- stätigung dieser Auffassung kann ich Ihnen noch bemerken, dass auch Remak, wenigstens beim Frosche, für die Kopfhaut eine Entste- hung derselben an Ort und Stelle zugleich mit der Schliessung des Medullarrohres statuirt (Entw. St. 155), was meinen Erfahrungen zufolge auch für das Hühnchen gilt.
Weitere Ausbildung des Rückens.Ist die Hautschicht des Rückens einmal angelegt, so wird der Rücken langsam dadurch vollendet, dass erstens die Wirbelbogen, die mittlerweile verknorpeln, mit ihren obern Enden in den ur- sprünglichen häutigen Bogen einander entgegenwachsen und endlich verschmelzen, was jedoch erst spät geschieht, zweitens die Haut- platten ebenfalls in der Mittellinie von beiden Seiten her sich ver- einen und drittens die Muskelplatten auch nach oben Ausläufer senden, aus denen dann, zusammen mit den übrigen im Bereiche der Wirbelanlagen gelegenen Theilen derselben, die vertebralen Muskeln (tieferen Rückenmuskeln) sich gestalten, deren Beziehungen zu den Urwirbeln und den bleibenden Wirbeln, wenigstens bei den von Wirbel zu Wirbel sich wiederholenden Muskeln, dieselben sind, wie die der Intercostales. Zu der Muskelplatte des Rückens gesellt sich dann natürlich auch noch ein Ast des Spinalnervens, der Ramus posterior, doch ist es mir noch nicht gelungen, in einer früheren Zeit desselben ansichtig zu werden.
Erste Bildung der Extremitäten.Ich gebe Ihnen nun noch einige Andeutungen über die erste Bildung der Extremitäten und über die den geschilderten Vorgängen
[Abbildung]
Fig. 32.
analogen Erscheinungen am Halse und Kopfe. Die erste Andeutung der Extremitäten zeigt sich in einer Verdickung der Hautplatten. Ist diese stärker geworden und als kleiner Stummel hervorgetreten (Fig. 32), so zeigt sich auch schon eine Verbindung des Axentheils der Anlage mit einem Auswuchse
[Abbildung]
Fig. 32. Querschnitt durch die Beckengegend und Allantois eines Hühner- embryo mit eben hervorsprossenden hintern Extremitäten (vom 5. Tage), etwa
Eilfte Vorlesung.
entsteht und nichts als die äussere Schicht derselben ist. Zur Be- stätigung dieser Auffassung kann ich Ihnen noch bemerken, dass auch Remak, wenigstens beim Frosche, für die Kopfhaut eine Entste- hung derselben an Ort und Stelle zugleich mit der Schliessung des Medullarrohres statuirt (Entw. St. 155), was meinen Erfahrungen zufolge auch für das Hühnchen gilt.
Weitere Ausbildung des Rückens.Ist die Hautschicht des Rückens einmal angelegt, so wird der Rücken langsam dadurch vollendet, dass erstens die Wirbelbogen, die mittlerweile verknorpeln, mit ihren obern Enden in den ur- sprünglichen häutigen Bogen einander entgegenwachsen und endlich verschmelzen, was jedoch erst spät geschieht, zweitens die Haut- platten ebenfalls in der Mittellinie von beiden Seiten her sich ver- einen und drittens die Muskelplatten auch nach oben Ausläufer senden, aus denen dann, zusammen mit den übrigen im Bereiche der Wirbelanlagen gelegenen Theilen derselben, die vertebralen Muskeln (tieferen Rückenmuskeln) sich gestalten, deren Beziehungen zu den Urwirbeln und den bleibenden Wirbeln, wenigstens bei den von Wirbel zu Wirbel sich wiederholenden Muskeln, dieselben sind, wie die der Intercostales. Zu der Muskelplatte des Rückens gesellt sich dann natürlich auch noch ein Ast des Spinalnervens, der Ramus posterior, doch ist es mir noch nicht gelungen, in einer früheren Zeit desselben ansichtig zu werden.
Erste Bildung der Extremitäten.Ich gebe Ihnen nun noch einige Andeutungen über die erste Bildung der Extremitäten und über die den geschilderten Vorgängen
[Abbildung]
Fig. 32.
analogen Erscheinungen am Halse und Kopfe. Die erste Andeutung der Extremitäten zeigt sich in einer Verdickung der Hautplatten. Ist diese stärker geworden und als kleiner Stummel hervorgetreten (Fig. 32), so zeigt sich auch schon eine Verbindung des Axentheils der Anlage mit einem Auswuchse
[Abbildung]
Fig. 32. Querschnitt durch die Beckengegend und Allantois eines Hühner- embryo mit eben hervorsprossenden hintern Extremitäten (vom 5. Tage), etwa
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Eilfte Vorlesung.
entsteht und nichts als die äussere Schicht derselben ist. Zur Be-
stätigung dieser Auffassung kann ich Ihnen noch bemerken, dass
auch Remak, wenigstens beim Frosche, für die Kopfhaut eine Entste-
hung derselben an Ort und Stelle zugleich mit der Schliessung des
Medullarrohres statuirt (Entw. St. 155), was meinen Erfahrungen
zufolge auch für das Hühnchen gilt.
Ist die Hautschicht des Rückens einmal angelegt, so wird der
Rücken langsam dadurch vollendet, dass erstens die Wirbelbogen,
die mittlerweile verknorpeln, mit ihren obern Enden in den ur-
sprünglichen häutigen Bogen einander entgegenwachsen und endlich
verschmelzen, was jedoch erst spät geschieht, zweitens die Haut-
platten ebenfalls in der Mittellinie von beiden Seiten her sich ver-
einen und drittens die Muskelplatten auch nach oben Ausläufer
senden, aus denen dann, zusammen mit den übrigen im Bereiche der
Wirbelanlagen gelegenen Theilen derselben, die vertebralen Muskeln
(tieferen Rückenmuskeln) sich gestalten, deren Beziehungen zu den
Urwirbeln und den bleibenden Wirbeln, wenigstens bei den von
Wirbel zu Wirbel sich wiederholenden Muskeln, dieselben sind, wie
die der Intercostales. Zu der Muskelplatte des Rückens gesellt sich
dann natürlich auch noch ein Ast des Spinalnervens, der Ramus
posterior, doch ist es mir noch nicht gelungen, in einer früheren
Zeit desselben ansichtig zu werden.
Weitere
Ausbildung des
Rückens.
Ich gebe Ihnen nun noch einige Andeutungen über die erste
Bildung der Extremitäten und über die den geschilderten Vorgängen
[Abbildung Fig. 32.]
analogen Erscheinungen
am Halse und Kopfe.
Die erste Andeutung der
Extremitäten zeigt sich
in einer Verdickung
der Hautplatten. Ist
diese stärker geworden
und als kleiner Stummel
hervorgetreten (Fig. 32),
so zeigt sich auch schon
eine Verbindung des
Axentheils der Anlage
mit einem Auswuchse
[Abbildung Fig. 32. Querschnitt durch die Beckengegend und Allantois eines Hühner-
embryo mit eben hervorsprossenden hintern Extremitäten (vom 5. Tage), etwa]
Erste Bildung der
Extremitäten.
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Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/koelliker_entwicklungs_1861/84>, abgerufen am 25.07.2024.
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