Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861.Achtunddreissigste Vorlesung. nach Rathke auch Bischoff (Entw. St. 370) und Thiersch (Illustr.med. Zeitz. 1852. St. 11) angegeben haben, und ist es mir durch Untersuchung von mikroskopischen Querschnitten derselben nicht schwer geworden nachzuweisen, dass dieselben ebenso sich bilden, wie die Urnierengänge, wie Ihnen diess die Fig. 217 von einem etwa [Abbildung]
Fig. 217. 11/2" Rindsembryo versinn-licht. In derselben stellt ug den Wolff'schen Gang dar, der ausser einem Pfla- sterepithel auch eine jedoch nicht scharf abgesetzte ganz dünne Faserhülle besitzt. Derselbe liegt in einer ziem- lich dicken Blastemschicht, welche als Peritonealhülle der Urniere betrachtet werden kann, und in dieser findet sich bei m, in einem leistenartigen Vorsprunge a, der Querschnitt des Mül- ler'schen Ganges, der in diesem Stadium aus einem noch fast soliden Zellenstrange besteht. Mit anderen Worten, es hat der Gang noch ein sehr enges Lumen, das gegen die grossen cylindrischen Zellen desselben ganz zurücksteht. Bei älteren Embryonen weiblichen Ge- schlechtes wird dieses Lumen immer grösser und bildet sich dann auch noch eine besondere Faserhülle aus, während beim anderen Geschlechte der Gang, ohne weiter sich zu entwickeln, grösstentheils der Resorption anheimfällt. -- So war bei dem männlichen Embryo der Fig. 215 der Müller'sche Gang an der Urniere selbst nicht stär- ker als ihn die Fig. 217 zeigt und schon ohne Lumen, während derselbe beim weiblichen Embryo derselben Figur schon nahezu die Stärke des Wolff'schen Ganges erreicht hatte. Die Müller'schen Gänge nun sind offenbar eigentlich die Aus- [Abbildung]
Fig. 217. Querschnitt durch den vorderen Theil der Urniere eines weib- Achtunddreissigste Vorlesung. nach Rathke auch Bischoff (Entw. St. 370) und Thiersch (Illustr.med. Zeitz. 1852. St. 11) angegeben haben, und ist es mir durch Untersuchung von mikroskopischen Querschnitten derselben nicht schwer geworden nachzuweisen, dass dieselben ebenso sich bilden, wie die Urnierengänge, wie Ihnen diess die Fig. 217 von einem etwa [Abbildung]
Fig. 217. 1½″ Rindsembryo versinn-licht. In derselben stellt ug den Wolff’schen Gang dar, der ausser einem Pfla- sterepithel auch eine jedoch nicht scharf abgesetzte ganz dünne Faserhülle besitzt. Derselbe liegt in einer ziem- lich dicken Blastemschicht, welche als Peritonealhülle der Urniere betrachtet werden kann, und in dieser findet sich bei m, in einem leistenartigen Vorsprunge a, der Querschnitt des Mül- ler’schen Ganges, der in diesem Stadium aus einem noch fast soliden Zellenstrange besteht. Mit anderen Worten, es hat der Gang noch ein sehr enges Lumen, das gegen die grossen cylindrischen Zellen desselben ganz zurücksteht. Bei älteren Embryonen weiblichen Ge- schlechtes wird dieses Lumen immer grösser und bildet sich dann auch noch eine besondere Faserhülle aus, während beim anderen Geschlechte der Gang, ohne weiter sich zu entwickeln, grösstentheils der Resorption anheimfällt. — So war bei dem männlichen Embryo der Fig. 215 der Müller’sche Gang an der Urniere selbst nicht stär- ker als ihn die Fig. 217 zeigt und schon ohne Lumen, während derselbe beim weiblichen Embryo derselben Figur schon nahezu die Stärke des Wolff’schen Ganges erreicht hatte. Die Müller’schen Gänge nun sind offenbar eigentlich die Aus- [Abbildung]
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Achtunddreissigste Vorlesung.
nach Rathke auch Bischoff (Entw. St. 370) und Thiersch (Illustr.
med. Zeitz. 1852. St. 11) angegeben haben, und ist es mir durch
Untersuchung von mikroskopischen Querschnitten derselben nicht
schwer geworden nachzuweisen, dass dieselben ebenso sich bilden,
wie die Urnierengänge, wie Ihnen diess die Fig. 217 von einem etwa
[Abbildung Fig. 217.]
1½″ Rindsembryo versinn-
licht. In derselben stellt
ug den Wolff’schen Gang
dar, der ausser einem Pfla-
sterepithel auch eine jedoch
nicht scharf abgesetzte ganz
dünne Faserhülle besitzt.
Derselbe liegt in einer ziem-
lich dicken Blastemschicht,
welche als Peritonealhülle
der Urniere betrachtet werden kann, und in dieser findet sich bei
m, in einem leistenartigen Vorsprunge a, der Querschnitt des Mül-
ler’schen Ganges, der in diesem Stadium aus einem noch fast soliden
Zellenstrange besteht. Mit anderen Worten, es hat der Gang noch
ein sehr enges Lumen, das gegen die grossen cylindrischen Zellen
desselben ganz zurücksteht. Bei älteren Embryonen weiblichen Ge-
schlechtes wird dieses Lumen immer grösser und bildet sich dann
auch noch eine besondere Faserhülle aus, während beim anderen
Geschlechte der Gang, ohne weiter sich zu entwickeln, grösstentheils
der Resorption anheimfällt. — So war bei dem männlichen Embryo
der Fig. 215 der Müller’sche Gang an der Urniere selbst nicht stär-
ker als ihn die Fig. 217 zeigt und schon ohne Lumen, während
derselbe beim weiblichen Embryo derselben Figur schon nahezu die
Stärke des Wolff’schen Ganges erreicht hatte.
Die Müller’schen Gänge nun sind offenbar eigentlich die Aus-
führungsgänge der Sexualdrüsen beider Geschlechter, um so auffal-
lender ist es, dass dieselben nur beim weiblichen Geschlechte wirk-
lich zu dieser Function sich ausbilden, während sie beim männlichen
Geschlechte fast spurlos vergehen und ihre Rolle von den Urnieren-
gängen oder den Wolff’schen Kanälen übernommen wird. Es würde
[Abbildung Fig. 217. Querschnitt durch den vorderen Theil der Urniere eines weib-
lichen Rindsembryo von 1½″, 100mal vergr. a Leiste in der der Müller’sche
Gang m liegt, ug Urnierengang, wc Kanälchen der Urniere (das Epithel nicht
gezeichnet), p Peritonealhülle der Urniere.]
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