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Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861.

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Achtunddreissigste Vorlesung.
zu verästeln. Die Membrana propria scheint mir wie bei der Niere
eine Ausscheidung der Zellen der ersten Drüsenanlage zu sein, zu der
dann nachher, jedoch erst spät, eine besondere bindegewebige Hülle
von aussen dazu kommt, die noch bei Neugebornen noch wenig ent-
wickelt ist. Ueber die übrige Entwicklung der Hoden bemerke ich
Ihnen nur noch Folgendes. Die Albuginea, die aus der ursprünglichen
Drüsenanlage hervorgeht, ist schon im dritten Monate zu erkennen,
nimmt jedoch erst später eine grössere Festigkeit an. In der Mitte
des Embryonallebens treten auch die Windungen der Samenkanäl-
chen und Läppchen mehr hervor, doch wachsen die ersten nur lang-
sam in die Breite und sind noch bei Neugebornen mindestens 1/2mal
dünner als beim Erwachsenen.

Innere Ausbil-
dung der
Eierstöcke.
Die innere Entwicklung des Eierstocks stimmt in manchen
Beziehungen mit derjenigen des Hodens überein. Von gleichen An-
fängen aus entwickelt sich der Unterschied darin, dass im Eierstock
der Theil der Bildungszellen, der nicht zur Bildung des Stroma und
seiner Gefässe Verwendung findet, zu kleinen rundlichen Häuf-
chen sich gruppirt, welche bei Rindsembryonen mit Leichtigkeit und
in Menge nachzuweisen sind und die Anlagen der Graaf'schen Folli-
kel darstellen. Eine centrale Zelle einer solchen Anlage wird zum
Ovulum, während die übrigen Zellen eine structurlose Membran
ausscheiden und dann als Epithel des so gebildeten Follikels erschei-
nen. Später wächst die centrale Zelle mehr als die übrigen Elemente,
welche jedoch ihrerseits an Zahl zunehmen, und so entstehen bald

[Abbildung] Fig. 216.
Follikel wie die in der Fig. 216 darge-
stellten, die man zu tausenden in den
Eierstöcken von älteren thierischen und
auch bei reifen menschlichen Früchten
findet. Wie diese in die fertigen Graaf'-
schen Follikel sich umbilden ist nicht
schwer zu verstehen, und bemerke ich
Ihnen in dieser Beziehung nur, dass die
Zona pellucida oder die dicke Dotterhaut
des Säugethiereies auf jeden Fall eine secundäre Bildung ist, die am
besten als Ausscheidung der ursprünglichen Eizelle aufgefasst wird.

[Abbildung]

Fig. 216. Drei Graaf'sche Follikel aus dem Eierstock eines neugebornen
Mädchens, 350mal vergr. 1. ohne, 2. mit Essigsäure. a structurlose Haut der
Follikel, b Epithel (Membrana granulosa), c Dotter, d Keimbläschen mit Fleck,
e Kerne der Epithelzellen, f Dotterhaut, sehr zart.

Achtunddreissigste Vorlesung.
zu verästeln. Die Membrana propria scheint mir wie bei der Niere
eine Ausscheidung der Zellen der ersten Drüsenanlage zu sein, zu der
dann nachher, jedoch erst spät, eine besondere bindegewebige Hülle
von aussen dazu kommt, die noch bei Neugebornen noch wenig ent-
wickelt ist. Ueber die übrige Entwicklung der Hoden bemerke ich
Ihnen nur noch Folgendes. Die Albuginea, die aus der ursprünglichen
Drüsenanlage hervorgeht, ist schon im dritten Monate zu erkennen,
nimmt jedoch erst später eine grössere Festigkeit an. In der Mitte
des Embryonallebens treten auch die Windungen der Samenkanäl-
chen und Läppchen mehr hervor, doch wachsen die ersten nur lang-
sam in die Breite und sind noch bei Neugebornen mindestens ½mal
dünner als beim Erwachsenen.

Innere Ausbil-
dung der
Eierstöcke.
Die innere Entwicklung des Eierstocks stimmt in manchen
Beziehungen mit derjenigen des Hodens überein. Von gleichen An-
fängen aus entwickelt sich der Unterschied darin, dass im Eierstock
der Theil der Bildungszellen, der nicht zur Bildung des Stroma und
seiner Gefässe Verwendung findet, zu kleinen rundlichen Häuf-
chen sich gruppirt, welche bei Rindsembryonen mit Leichtigkeit und
in Menge nachzuweisen sind und die Anlagen der Graaf’schen Folli-
kel darstellen. Eine centrale Zelle einer solchen Anlage wird zum
Ovulum, während die übrigen Zellen eine structurlose Membran
ausscheiden und dann als Epithel des so gebildeten Follikels erschei-
nen. Später wächst die centrale Zelle mehr als die übrigen Elemente,
welche jedoch ihrerseits an Zahl zunehmen, und so entstehen bald

[Abbildung] Fig. 216.
Follikel wie die in der Fig. 216 darge-
stellten, die man zu tausenden in den
Eierstöcken von älteren thierischen und
auch bei reifen menschlichen Früchten
findet. Wie diese in die fertigen Graaf’-
schen Follikel sich umbilden ist nicht
schwer zu verstehen, und bemerke ich
Ihnen in dieser Beziehung nur, dass die
Zona pellucida oder die dicke Dotterhaut
des Säugethiereies auf jeden Fall eine secundäre Bildung ist, die am
besten als Ausscheidung der ursprünglichen Eizelle aufgefasst wird.

[Abbildung]

Fig. 216. Drei Graaf’sche Follikel aus dem Eierstock eines neugebornen
Mädchens, 350mal vergr. 1. ohne, 2. mit Essigsäure. a structurlose Haut der
Follikel, b Epithel (Membrana granulosa), c Dotter, d Keimbläschen mit Fleck,
e Kerne der Epithelzellen, f Dotterhaut, sehr zart.

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[440/0456] Achtunddreissigste Vorlesung. zu verästeln. Die Membrana propria scheint mir wie bei der Niere eine Ausscheidung der Zellen der ersten Drüsenanlage zu sein, zu der dann nachher, jedoch erst spät, eine besondere bindegewebige Hülle von aussen dazu kommt, die noch bei Neugebornen noch wenig ent- wickelt ist. Ueber die übrige Entwicklung der Hoden bemerke ich Ihnen nur noch Folgendes. Die Albuginea, die aus der ursprünglichen Drüsenanlage hervorgeht, ist schon im dritten Monate zu erkennen, nimmt jedoch erst später eine grössere Festigkeit an. In der Mitte des Embryonallebens treten auch die Windungen der Samenkanäl- chen und Läppchen mehr hervor, doch wachsen die ersten nur lang- sam in die Breite und sind noch bei Neugebornen mindestens ½mal dünner als beim Erwachsenen. Die innere Entwicklung des Eierstocks stimmt in manchen Beziehungen mit derjenigen des Hodens überein. Von gleichen An- fängen aus entwickelt sich der Unterschied darin, dass im Eierstock der Theil der Bildungszellen, der nicht zur Bildung des Stroma und seiner Gefässe Verwendung findet, zu kleinen rundlichen Häuf- chen sich gruppirt, welche bei Rindsembryonen mit Leichtigkeit und in Menge nachzuweisen sind und die Anlagen der Graaf’schen Folli- kel darstellen. Eine centrale Zelle einer solchen Anlage wird zum Ovulum, während die übrigen Zellen eine structurlose Membran ausscheiden und dann als Epithel des so gebildeten Follikels erschei- nen. Später wächst die centrale Zelle mehr als die übrigen Elemente, welche jedoch ihrerseits an Zahl zunehmen, und so entstehen bald [Abbildung Fig. 216.] Follikel wie die in der Fig. 216 darge- stellten, die man zu tausenden in den Eierstöcken von älteren thierischen und auch bei reifen menschlichen Früchten findet. Wie diese in die fertigen Graaf’- schen Follikel sich umbilden ist nicht schwer zu verstehen, und bemerke ich Ihnen in dieser Beziehung nur, dass die Zona pellucida oder die dicke Dotterhaut des Säugethiereies auf jeden Fall eine secundäre Bildung ist, die am besten als Ausscheidung der ursprünglichen Eizelle aufgefasst wird. Innere Ausbil- dung der Eierstöcke. [Abbildung Fig. 216. Drei Graaf’sche Follikel aus dem Eierstock eines neugebornen Mädchens, 350mal vergr. 1. ohne, 2. mit Essigsäure. a structurlose Haut der Follikel, b Epithel (Membrana granulosa), c Dotter, d Keimbläschen mit Fleck, e Kerne der Epithelzellen, f Dotterhaut, sehr zart. ]

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Zitationshilfe: Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861, S. 440. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/koelliker_entwicklungs_1861/456>, abgerufen am 23.11.2024.