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Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861.

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Siebenunddreissigste Vorlesung.
des Embryo selbst auf. Die Venen sammeln sich auf jeder Seite in
Venae jugulares
und cardinales.
einen vom Kopfe herkommenden Stamm, die Vena jugularis,
und einen vom hinteren Leibesende abstammenden, die Vena car-
dinalis
, die in der Herzgegend zu einem queren Stamme, dem
Ductus Cuvieri.Ductus Cuvieri, sich verbinden, welche beide mit dem Ende des
Stammes der Omphalo-mesenterica, später der Vena umbilicalis sich
vereinigen. Hat dieses paarige Körpervenensystem eine gewisse Zeit
bestanden, so entwickelt sich, rechts von der Aorta, aus zwei mit
den Venae cardinales verbundenen Wurzeln ein unpaarer Stamm, die
Cava inferior.Cava inferior, die über den Venae hepaticae revehentes mit dem
Stamm der Umbilicalvene zusammenmündet. Um diese Zeit senken
sich somit alle Venen des Embryo gemeinschaftlich in einen kurzen
Venensinus dicht am Herzen ein, später wird jedoch dieser Behälter
in den Bereich des Vorhofes gezogen, so dass dann die Ductus Cu-
vieri
, die nun obere Hohlvenen heissen, für sich und der durch
Vereinigung der Cava inferior und Vena umbilicalis gebildete kurze
Stamm ebenfalls als Cava inferior gesondert in den Vorhof über-
gehen. Noch später vereint sich dann auch das System der linken
Cava superior grösstentheils mit der rechten oberen Hohlvene, wobei
die Cardinalvenen zur Azygos und Hemiazygos werden, und erhält
sich von ihr nichts als das Herzende als Vena coronaria cordis magna.
Hiermit habe ich Ihnen in groben Umrissen die Hauptentwicklungs-
vorgänge des Venensystems gezeichnet und darf ich nun hoffen, dass
Sie an der Hand dieser Uebersicht die Einzelnheiten, zu denen ich
jetzt übergehe, leichter auffassen werden.

Venae omphalo-
mesentericae
.
Nabelgekrös-
oder
Dottersackvenen.
Was erstens die Venae omphalo-mesentericae betrifft, so
finden Sie die frühesten Zustände derselben von Säugethierembryo-
nen nach Bischoff in den Figg. 43, 45, 46 und 59. Beim Menschen
kennt man dieselben aus diesem Stadium noch nicht und ist die
früheste Beobachtung die von Coste an dem in der Fig. 206 dar-
gestellten fünfzehn bis achtzehn Tage alten Embryo, an dem die
genannten Venen (n) die vorderen Seiten des Dottersackes einneh-
men und an der Bauchfläche des Endes des Vorderdarmes in das
Herz einmünden, woselbst sie mit dem Stamme der Venae umbilicales
zusammenmünden, in der Weise, wie diess das Schema Fig. 207, 1.
ergibt. Zwischen diesem Stadium und dem nächstfolgenden, das
die Fig. 71 und 72 und das Schema Fig. 207, 2. darstellen, ist
eine Lücke die bis jetzt noch von Niemand ausgefüllt ist. Beim
vier Wochen alten Embryo nämlich und noch später läuft die allein

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des Embryo selbst auf. Die Venen sammeln sich auf jeder Seite in
Venae jugulares
und cardinales.
einen vom Kopfe herkommenden Stamm, die Vena jugularis,
und einen vom hinteren Leibesende abstammenden, die Vena car-
dinalis
, die in der Herzgegend zu einem queren Stamme, dem
Ductus Cuvieri.Ductus Cuvieri, sich verbinden, welche beide mit dem Ende des
Stammes der Omphalo-mesenterica, später der Vena umbilicalis sich
vereinigen. Hat dieses paarige Körpervenensystem eine gewisse Zeit
bestanden, so entwickelt sich, rechts von der Aorta, aus zwei mit
den Venae cardinales verbundenen Wurzeln ein unpaarer Stamm, die
Cava inferior.Cava inferior, die über den Venae hepaticae revehentes mit dem
Stamm der Umbilicalvene zusammenmündet. Um diese Zeit senken
sich somit alle Venen des Embryo gemeinschaftlich in einen kurzen
Venensinus dicht am Herzen ein, später wird jedoch dieser Behälter
in den Bereich des Vorhofes gezogen, so dass dann die Ductus Cu-
vieri
, die nun obere Hohlvenen heissen, für sich und der durch
Vereinigung der Cava inferior und Vena umbilicalis gebildete kurze
Stamm ebenfalls als Cava inferior gesondert in den Vorhof über-
gehen. Noch später vereint sich dann auch das System der linken
Cava superior grösstentheils mit der rechten oberen Hohlvene, wobei
die Cardinalvenen zur Azygos und Hemiazygos werden, und erhält
sich von ihr nichts als das Herzende als Vena coronaria cordis magna.
Hiermit habe ich Ihnen in groben Umrissen die Hauptentwicklungs-
vorgänge des Venensystems gezeichnet und darf ich nun hoffen, dass
Sie an der Hand dieser Uebersicht die Einzelnheiten, zu denen ich
jetzt übergehe, leichter auffassen werden.

Venae omphalo-
mesentericae
.
Nabelgekrös-
oder
Dottersackvenen.
Was erstens die Venae omphalo-mesentericae betrifft, so
finden Sie die frühesten Zustände derselben von Säugethierembryo-
nen nach Bischoff in den Figg. 43, 45, 46 und 59. Beim Menschen
kennt man dieselben aus diesem Stadium noch nicht und ist die
früheste Beobachtung die von Coste an dem in der Fig. 206 dar-
gestellten fünfzehn bis achtzehn Tage alten Embryo, an dem die
genannten Venen (n) die vorderen Seiten des Dottersackes einneh-
men und an der Bauchfläche des Endes des Vorderdarmes in das
Herz einmünden, woselbst sie mit dem Stamme der Venae umbilicales
zusammenmünden, in der Weise, wie diess das Schema Fig. 207, 1.
ergibt. Zwischen diesem Stadium und dem nächstfolgenden, das
die Fig. 71 und 72 und das Schema Fig. 207, 2. darstellen, ist
eine Lücke die bis jetzt noch von Niemand ausgefüllt ist. Beim
vier Wochen alten Embryo nämlich und noch später läuft die allein

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[416/0432] Siebenunddreissigste Vorlesung. des Embryo selbst auf. Die Venen sammeln sich auf jeder Seite in einen vom Kopfe herkommenden Stamm, die Vena jugularis, und einen vom hinteren Leibesende abstammenden, die Vena car- dinalis, die in der Herzgegend zu einem queren Stamme, dem Ductus Cuvieri, sich verbinden, welche beide mit dem Ende des Stammes der Omphalo-mesenterica, später der Vena umbilicalis sich vereinigen. Hat dieses paarige Körpervenensystem eine gewisse Zeit bestanden, so entwickelt sich, rechts von der Aorta, aus zwei mit den Venae cardinales verbundenen Wurzeln ein unpaarer Stamm, die Cava inferior, die über den Venae hepaticae revehentes mit dem Stamm der Umbilicalvene zusammenmündet. Um diese Zeit senken sich somit alle Venen des Embryo gemeinschaftlich in einen kurzen Venensinus dicht am Herzen ein, später wird jedoch dieser Behälter in den Bereich des Vorhofes gezogen, so dass dann die Ductus Cu- vieri, die nun obere Hohlvenen heissen, für sich und der durch Vereinigung der Cava inferior und Vena umbilicalis gebildete kurze Stamm ebenfalls als Cava inferior gesondert in den Vorhof über- gehen. Noch später vereint sich dann auch das System der linken Cava superior grösstentheils mit der rechten oberen Hohlvene, wobei die Cardinalvenen zur Azygos und Hemiazygos werden, und erhält sich von ihr nichts als das Herzende als Vena coronaria cordis magna. Hiermit habe ich Ihnen in groben Umrissen die Hauptentwicklungs- vorgänge des Venensystems gezeichnet und darf ich nun hoffen, dass Sie an der Hand dieser Uebersicht die Einzelnheiten, zu denen ich jetzt übergehe, leichter auffassen werden. Venae jugulares und cardinales. Ductus Cuvieri. Cava inferior. Was erstens die Venae omphalo-mesentericae betrifft, so finden Sie die frühesten Zustände derselben von Säugethierembryo- nen nach Bischoff in den Figg. 43, 45, 46 und 59. Beim Menschen kennt man dieselben aus diesem Stadium noch nicht und ist die früheste Beobachtung die von Coste an dem in der Fig. 206 dar- gestellten fünfzehn bis achtzehn Tage alten Embryo, an dem die genannten Venen (n) die vorderen Seiten des Dottersackes einneh- men und an der Bauchfläche des Endes des Vorderdarmes in das Herz einmünden, woselbst sie mit dem Stamme der Venae umbilicales zusammenmünden, in der Weise, wie diess das Schema Fig. 207, 1. ergibt. Zwischen diesem Stadium und dem nächstfolgenden, das die Fig. 71 und 72 und das Schema Fig. 207, 2. darstellen, ist eine Lücke die bis jetzt noch von Niemand ausgefüllt ist. Beim vier Wochen alten Embryo nämlich und noch später läuft die allein Venae omphalo- mesentericae. Nabelgekrös- oder Dottersackvenen.

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Zitationshilfe: Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861, S. 416. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/koelliker_entwicklungs_1861/432>, abgerufen am 22.11.2024.