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Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861.

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Entwicklung der Darmdrüsen.
wichtigen Satz als vollkommen gesichert hinstellen, nämlich den,
dass die Leberzellen des Erwachsenen Abkömmlinge der Zellen der
primitiven Lebercylinder und somit auch derjenigen des Darmdrü-
senblattes des Embryo sind. Mit dieser Erkenntniss, die wir Remak
verdanken, tritt die Leber, so eigenthümlich auch sonst ihr Bau sein
mag, doch auf jeden Fall in die Reihe der übrigen Darm- und Haut-
drüsen ein, deren Drüsenzellen auch sammt und sonders auf die
innere und äussere epitheliale Bekleidung des Embryo zurückzufüh-
ren sind. Unermittelt ist das Nähere der Umwandlung der primiti-
ven Netze der Lebercylinder in die späteren anastomosirenden Le-
berzellenbalken, doch ist auch in dieser Beziehung wenigstens so
viel sicher, dass dieselbe im Wesentlichen durch fortgesetzte Zellen-
vermehrung zu Stande kommt, von welcher in jeder jungen Leber
die deutlichsten Anzeichen zu treffen sind. Mit Bezug auf die Um-
wandlung des primitiven Netzwerkes selbst sind zwei Vorgänge ge-
denkbar. Einmal könnte sich dasselbe mehr direct in das spätere
Netz der Leberzellenbalken umwandeln, dadurch, dass seine Stränge
unter fortgesetztem Wachsthum in die Länge und Dicke immer wie-
der von Neuem sich spalteten, bei welcher Spaltung möglicherweise
die Blutgefässe eine Hauptrolle spielen, dadurch dass dieselben mit
ihren Sprossen die Lebercylinder durchbrechen. Zweitens lässt sich
aber auch annehmen, dass das primitive Netz durch Bildung freier
Sprossen, die immer von Neuem anastomosiren, an Umfang gewinnt.
Für das Vorkommen solcher freier Sprossen auch in späteren Zeiten
sprechen nicht nur eine Reihe älterer Beobachtungen besonders von
J. Müller (de gland. secern. struct. pen.), sondern es will auch in
unseren Tagen Remak solche bei älteren Kaninchenembryonen wahr-
genommen haben, ich muss Ihnen jedoch bemerken, dass nach dem,
was ich bei menschlichen Embryonen gesehen, dieselben, wenn sie
vorkommen, hier auf keinen Fall eine grössere Rolle spielen. Sei dem
wie ihm wolle, so geht auf jeden Fall das ganze mächtige Netz der
Leberzellenbalken der ausgebildeten Leber aus den primitiven Le-
bercylindern hervor und ergibt sich somit, dass diese Leberzellen-
balken den feinsten Drüsenkanälen anderer Drüsen entsprechen,
mit dem Bemerken jedoch, dass dieselben gewissermaassen zeit-
lebens auf embryonaler Stufe verbleiben und nie Höhlungen im In-
nern erlangen.

Zur Vervollständigung des Bildes von der inneren EntwicklungGallengänge.
der Leber habe ich nun noch einiger anderer Puncte und vor allem

Rölliker, Entwicklungsgeschichte. 25

Entwicklung der Darmdrüsen.
wichtigen Satz als vollkommen gesichert hinstellen, nämlich den,
dass die Leberzellen des Erwachsenen Abkömmlinge der Zellen der
primitiven Lebercylinder und somit auch derjenigen des Darmdrü-
senblattes des Embryo sind. Mit dieser Erkenntniss, die wir Remak
verdanken, tritt die Leber, so eigenthümlich auch sonst ihr Bau sein
mag, doch auf jeden Fall in die Reihe der übrigen Darm- und Haut-
drüsen ein, deren Drüsenzellen auch sammt und sonders auf die
innere und äussere epitheliale Bekleidung des Embryo zurückzufüh-
ren sind. Unermittelt ist das Nähere der Umwandlung der primiti-
ven Netze der Lebercylinder in die späteren anastomosirenden Le-
berzellenbalken, doch ist auch in dieser Beziehung wenigstens so
viel sicher, dass dieselbe im Wesentlichen durch fortgesetzte Zellen-
vermehrung zu Stande kommt, von welcher in jeder jungen Leber
die deutlichsten Anzeichen zu treffen sind. Mit Bezug auf die Um-
wandlung des primitiven Netzwerkes selbst sind zwei Vorgänge ge-
denkbar. Einmal könnte sich dasselbe mehr direct in das spätere
Netz der Leberzellenbalken umwandeln, dadurch, dass seine Stränge
unter fortgesetztem Wachsthum in die Länge und Dicke immer wie-
der von Neuem sich spalteten, bei welcher Spaltung möglicherweise
die Blutgefässe eine Hauptrolle spielen, dadurch dass dieselben mit
ihren Sprossen die Lebercylinder durchbrechen. Zweitens lässt sich
aber auch annehmen, dass das primitive Netz durch Bildung freier
Sprossen, die immer von Neuem anastomosiren, an Umfang gewinnt.
Für das Vorkommen solcher freier Sprossen auch in späteren Zeiten
sprechen nicht nur eine Reihe älterer Beobachtungen besonders von
J. Müller (de gland. secern. struct. pen.), sondern es will auch in
unseren Tagen Remak solche bei älteren Kaninchenembryonen wahr-
genommen haben, ich muss Ihnen jedoch bemerken, dass nach dem,
was ich bei menschlichen Embryonen gesehen, dieselben, wenn sie
vorkommen, hier auf keinen Fall eine grössere Rolle spielen. Sei dem
wie ihm wolle, so geht auf jeden Fall das ganze mächtige Netz der
Leberzellenbalken der ausgebildeten Leber aus den primitiven Le-
bercylindern hervor und ergibt sich somit, dass diese Leberzellen-
balken den feinsten Drüsenkanälen anderer Drüsen entsprechen,
mit dem Bemerken jedoch, dass dieselben gewissermaassen zeit-
lebens auf embryonaler Stufe verbleiben und nie Höhlungen im In-
nern erlangen.

Zur Vervollständigung des Bildes von der inneren EntwicklungGallengänge.
der Leber habe ich nun noch einiger anderer Puncte und vor allem

Rölliker, Entwicklungsgeschichte. 25
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[385/0401] Entwicklung der Darmdrüsen. wichtigen Satz als vollkommen gesichert hinstellen, nämlich den, dass die Leberzellen des Erwachsenen Abkömmlinge der Zellen der primitiven Lebercylinder und somit auch derjenigen des Darmdrü- senblattes des Embryo sind. Mit dieser Erkenntniss, die wir Remak verdanken, tritt die Leber, so eigenthümlich auch sonst ihr Bau sein mag, doch auf jeden Fall in die Reihe der übrigen Darm- und Haut- drüsen ein, deren Drüsenzellen auch sammt und sonders auf die innere und äussere epitheliale Bekleidung des Embryo zurückzufüh- ren sind. Unermittelt ist das Nähere der Umwandlung der primiti- ven Netze der Lebercylinder in die späteren anastomosirenden Le- berzellenbalken, doch ist auch in dieser Beziehung wenigstens so viel sicher, dass dieselbe im Wesentlichen durch fortgesetzte Zellen- vermehrung zu Stande kommt, von welcher in jeder jungen Leber die deutlichsten Anzeichen zu treffen sind. Mit Bezug auf die Um- wandlung des primitiven Netzwerkes selbst sind zwei Vorgänge ge- denkbar. Einmal könnte sich dasselbe mehr direct in das spätere Netz der Leberzellenbalken umwandeln, dadurch, dass seine Stränge unter fortgesetztem Wachsthum in die Länge und Dicke immer wie- der von Neuem sich spalteten, bei welcher Spaltung möglicherweise die Blutgefässe eine Hauptrolle spielen, dadurch dass dieselben mit ihren Sprossen die Lebercylinder durchbrechen. Zweitens lässt sich aber auch annehmen, dass das primitive Netz durch Bildung freier Sprossen, die immer von Neuem anastomosiren, an Umfang gewinnt. Für das Vorkommen solcher freier Sprossen auch in späteren Zeiten sprechen nicht nur eine Reihe älterer Beobachtungen besonders von J. Müller (de gland. secern. struct. pen.), sondern es will auch in unseren Tagen Remak solche bei älteren Kaninchenembryonen wahr- genommen haben, ich muss Ihnen jedoch bemerken, dass nach dem, was ich bei menschlichen Embryonen gesehen, dieselben, wenn sie vorkommen, hier auf keinen Fall eine grössere Rolle spielen. Sei dem wie ihm wolle, so geht auf jeden Fall das ganze mächtige Netz der Leberzellenbalken der ausgebildeten Leber aus den primitiven Le- bercylindern hervor und ergibt sich somit, dass diese Leberzellen- balken den feinsten Drüsenkanälen anderer Drüsen entsprechen, mit dem Bemerken jedoch, dass dieselben gewissermaassen zeit- lebens auf embryonaler Stufe verbleiben und nie Höhlungen im In- nern erlangen. Zur Vervollständigung des Bildes von der inneren Entwicklung der Leber habe ich nun noch einiger anderer Puncte und vor allem Gallengänge. Rölliker, Entwicklungsgeschichte. 25

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Zitationshilfe: Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861, S. 385. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/koelliker_entwicklungs_1861/401>, abgerufen am 22.11.2024.