Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861.Fünfunddreissigste Vorlesung. Lungen der [Abbildung]
Fig. 181. mit dem Dottersacke sich befand, die Lungenals zwei kleine dickwandige Ausstülpungen gesehen, die noch jede für sich in den Anfang der Speiseröhre dicht hinter dem Schlunde einmündeten. Vom Menschen liegt bis jetzt einzig und allein eine Erfahrung von Coste vor. Bei einem Embryo von 25--28 Tagen fand er die Lungen in demselben Sta- dium, das Rathke von einem 5''' langen Schaafembryo beschreibt, als zwei kleine birnförmige, mit einer einfachen Höhlung versehene Säckchen, welche durch einen kürzeren Gang in das Ende des Schlundes mündeten (Hist. du devel. Pl. III, a; Longet, Traite de phys. II. pag. 205. Fig. 28). Bei Longet findet sich ausserdem noch die Bemerkung, dass nach Coste die Lungen anfangs eine einfache Aussackung darstellen, die erst in zweiter Linie in zwei sich theile, es findet sich jedoch in dem bisher von Coste Veröffentlichten Nichts auf dieses früheste Stadium be- zügliche, und vermuthe ich, dass die Annahme eines solchen nicht wirklich auf Beobachtungen beruht. Was mich betrifft, so kann ich die Angabe von Coste durch eine Beobachtung an einem vier Wochen alten Embryo bestätigen, von dessen Lungen ich Ihnen eine Abbil- dung vorlege. Sie entnehmen aus derselben, dass die Lungen, deren [Abbildung]
Fig. 181. Darm des in Fig. 60 (s. unten) dargestellten Hundeembryo von Fünfunddreissigste Vorlesung. Lungen der [Abbildung]
Fig. 181. mit dem Dottersacke sich befand, die Lungenals zwei kleine dickwandige Ausstülpungen gesehen, die noch jede für sich in den Anfang der Speiseröhre dicht hinter dem Schlunde einmündeten. Vom Menschen liegt bis jetzt einzig und allein eine Erfahrung von Coste vor. Bei einem Embryo von 25—28 Tagen fand er die Lungen in demselben Sta- dium, das Rathke von einem 5‴ langen Schaafembryo beschreibt, als zwei kleine birnförmige, mit einer einfachen Höhlung versehene Säckchen, welche durch einen kürzeren Gang in das Ende des Schlundes mündeten (Hist. du dével. Pl. III, a; Longet, Traité de phys. II. pag. 205. Fig. 28). Bei Longet findet sich ausserdem noch die Bemerkung, dass nach Coste die Lungen anfangs eine einfache Aussackung darstellen, die erst in zweiter Linie in zwei sich theile, es findet sich jedoch in dem bisher von Coste Veröffentlichten Nichts auf dieses früheste Stadium be- zügliche, und vermuthe ich, dass die Annahme eines solchen nicht wirklich auf Beobachtungen beruht. Was mich betrifft, so kann ich die Angabe von Coste durch eine Beobachtung an einem vier Wochen alten Embryo bestätigen, von dessen Lungen ich Ihnen eine Abbil- dung vorlege. Sie entnehmen aus derselben, dass die Lungen, deren [Abbildung]
Fig. 181. Darm des in Fig. 60 (s. unten) dargestellten Hundeembryo von <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0388" n="372"/> <fw place="top" type="header">Fünfunddreissigste Vorlesung.</fw><lb/> <p><note place="left">Lungen der<lb/> Säuger.</note>Was die <hi rendition="#g">Säugethiere</hi> und den <hi rendition="#g">Menschen</hi> anlangt, so liegen<lb/> nur wenige Beobachtungen über die frühesten Zustände ihrer Lun-<lb/> gen vor, doch sind dieselben der Art, dass sich mit Sicherheit auf<lb/> einen gleichen Entwicklungsgang wie bei den Vögeln schliessen lässt.<lb/> Die <hi rendition="#g">Säugethiere</hi> betreffend so hat schon vor langer Zeit <hi rendition="#k">Rathke</hi><lb/> bei einem 5‴ langen Schaafembryo sehr einfache Lungen nachgewie-<lb/> sen (<hi rendition="#k">Meck</hi>. Arch. 1830. Tab. I. Fig. 2), welche aus einfachen hohlen<lb/> Säckchen und einer kurzen hohlen Luftröhre bestanden. Diess ist<lb/> jedoch noch nicht die früheste Form, denn es hat <hi rendition="#k">Bischoff</hi> bei einem<lb/> Hundeembryo, dessen Darm in der Mitte noch in weiter Verbindung<lb/><figure><head>Fig. 181.</head></figure><lb/> mit dem Dottersacke sich befand, die Lungen<lb/> als zwei kleine dickwandige Ausstülpungen<lb/> gesehen, die noch jede für sich in den Anfang<lb/> der Speiseröhre dicht hinter dem Schlunde<lb/> einmündeten. Vom <hi rendition="#g">Menschen</hi> liegt bis<lb/> jetzt einzig und allein eine Erfahrung von<lb/><hi rendition="#k">Coste</hi> vor. Bei einem Embryo von 25—28<lb/> Tagen fand er die Lungen in demselben Sta-<lb/> dium, das <hi rendition="#k">Rathke</hi> von einem 5‴ langen<lb/> Schaafembryo beschreibt, als zwei kleine<lb/> birnförmige, mit einer einfachen Höhlung<lb/> versehene Säckchen, welche durch einen<lb/> kürzeren Gang in das Ende des Schlundes<lb/> mündeten (<hi rendition="#i">Hist. du dével</hi>. Pl. III, a; <hi rendition="#k">Longet</hi>,<lb/><hi rendition="#i">Traité de phys</hi>. II. pag. 205. Fig. 28). Bei<lb/><hi rendition="#k">Longet</hi> findet sich ausserdem noch die Bemerkung, dass nach <hi rendition="#k">Coste</hi><lb/> die Lungen anfangs eine einfache Aussackung darstellen, die erst in<lb/> zweiter Linie in zwei sich theile, es findet sich jedoch in dem bisher<lb/> von <hi rendition="#k">Coste</hi> Veröffentlichten Nichts auf dieses früheste Stadium be-<lb/> zügliche, und vermuthe ich, dass die Annahme eines solchen nicht<lb/> wirklich auf Beobachtungen beruht. Was mich betrifft, so kann ich<lb/> die Angabe von <hi rendition="#k">Coste</hi> durch eine Beobachtung an einem vier Wochen<lb/> alten Embryo bestätigen, von dessen Lungen ich Ihnen eine Abbil-<lb/> dung vorlege. Sie entnehmen aus derselben, dass die Lungen, deren<lb/><figure><p>Fig. 181. Darm des in Fig. 60 (s. unten) dargestellten Hundeembryo von<lb/> unten vergr. dargestellt. Nach <hi rendition="#k">Bischoff</hi>. <hi rendition="#i">a</hi> Kiemen- oder Visceralbogen, <hi rendition="#i">b</hi><lb/> Schlund- und Kehlkopfanlage, <hi rendition="#i">c</hi> Lungen, <hi rendition="#i">d</hi> Magen, <hi rendition="#i">f</hi> Leber, <hi rendition="#i">g</hi> Wände des<lb/> Dottersackes, in den der mittlere Theil des Darmes noch weit übergeht, <hi rendition="#i">h</hi><lb/> Enddarm.</p></figure><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [372/0388]
Fünfunddreissigste Vorlesung.
Was die Säugethiere und den Menschen anlangt, so liegen
nur wenige Beobachtungen über die frühesten Zustände ihrer Lun-
gen vor, doch sind dieselben der Art, dass sich mit Sicherheit auf
einen gleichen Entwicklungsgang wie bei den Vögeln schliessen lässt.
Die Säugethiere betreffend so hat schon vor langer Zeit Rathke
bei einem 5‴ langen Schaafembryo sehr einfache Lungen nachgewie-
sen (Meck. Arch. 1830. Tab. I. Fig. 2), welche aus einfachen hohlen
Säckchen und einer kurzen hohlen Luftröhre bestanden. Diess ist
jedoch noch nicht die früheste Form, denn es hat Bischoff bei einem
Hundeembryo, dessen Darm in der Mitte noch in weiter Verbindung
[Abbildung Fig. 181.]
mit dem Dottersacke sich befand, die Lungen
als zwei kleine dickwandige Ausstülpungen
gesehen, die noch jede für sich in den Anfang
der Speiseröhre dicht hinter dem Schlunde
einmündeten. Vom Menschen liegt bis
jetzt einzig und allein eine Erfahrung von
Coste vor. Bei einem Embryo von 25—28
Tagen fand er die Lungen in demselben Sta-
dium, das Rathke von einem 5‴ langen
Schaafembryo beschreibt, als zwei kleine
birnförmige, mit einer einfachen Höhlung
versehene Säckchen, welche durch einen
kürzeren Gang in das Ende des Schlundes
mündeten (Hist. du dével. Pl. III, a; Longet,
Traité de phys. II. pag. 205. Fig. 28). Bei
Longet findet sich ausserdem noch die Bemerkung, dass nach Coste
die Lungen anfangs eine einfache Aussackung darstellen, die erst in
zweiter Linie in zwei sich theile, es findet sich jedoch in dem bisher
von Coste Veröffentlichten Nichts auf dieses früheste Stadium be-
zügliche, und vermuthe ich, dass die Annahme eines solchen nicht
wirklich auf Beobachtungen beruht. Was mich betrifft, so kann ich
die Angabe von Coste durch eine Beobachtung an einem vier Wochen
alten Embryo bestätigen, von dessen Lungen ich Ihnen eine Abbil-
dung vorlege. Sie entnehmen aus derselben, dass die Lungen, deren
[Abbildung Fig. 181. Darm des in Fig. 60 (s. unten) dargestellten Hundeembryo von
unten vergr. dargestellt. Nach Bischoff. a Kiemen- oder Visceralbogen, b
Schlund- und Kehlkopfanlage, c Lungen, d Magen, f Leber, g Wände des
Dottersackes, in den der mittlere Theil des Darmes noch weit übergeht, h
Enddarm.]
Lungen der
Säuger.
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