mente derselben in die specifischen Schüppchen der betreffenden Theile um. Ein Haar, ein Nagel ist somit einem Drüsensecret zu vergleichen, dessen Elemente fest vereint sind, und lässt sich selbst zwischen dem Wachsthum der Haare und der Nägel und der Secre- tion wenigstens der Zellen ausscheidenden Drüsen eine vollkommen brauchbare Parallele ziehen.
Ueber die Epidermis selbst habe ich Ihnen nun nachträglichSmegma embryonum. noch zu bemerken, dass dieselbe während des Fötallebens offenbar mehrfache Desquamationen darbietet, deren Auftreten in früheren Zeiten nicht verfolgt ist, die aber vom fünften Monate an sehr ener- gisch Statt haben. Im sechsten Monate findet man die Embryonen über und über von einer klebrigen etwas Fett enthaltenden Masse, der sogenannten "Fruchtschmiere", Smegma embryonum, oder dem "Käsefirniss", Vernix caseosa, bedeckt, welche an bestimmten Lo- calitäten, namentlich an den Beugeseiten der Gelenke (Achsel, Knie, Weichen), der Sohle, dem Handteller, dem Rücken, dem Ohr, dem Kopfe und den Genitalien in besonderer Menge angehäuft ist und mikroskopisch aus Epidermisschüppchen und dem Secret der um diese Zeit in physiologische Action tretenden Talgdrüsen besteht. Diese Masse, welche auch chemisch untersucht ist, bleibt dann bis gegen das Ende der Geburt. Bei Neugebornen findet man eine sehr wechselnde Menge derselben vor und sind dieselben manchmal von diesem Firniss ganz überzogen, welcher auch den Gebärakt zu er- leichtern im Stande ist. Die während des Embryonallebens abge- lösten Theile des Smegma kommen natürlich in das Amnioswasser zu liegen und können dann aus diesem in den Darmkanal und schliesslich in das Meconium des Embryo übergehen.
Zum Beschlusse der Lehre von den animalen Systemen wenden wir uns nun noch:
IV. zur Entwicklung des Muskelsystems.
Die Entwicklung des Muskelsystems hat bei den Embryologen bis jetzt nicht die Beachtung gefunden, die sie verdient, und ist Remak so zu sagen der Einzige, der sich bemüht hat, den ersten Bildungsvorgängen auf die Spur zu kommen. Es haben jedoch auch die Bemühungen dieses Autors, denen ich einige eigene Untersuchun- gen anreihen kann, noch keineswegs zu abschliessenden Ergebnissen geführt und ist deswegen das, was ich Ihnen hier vorführen kann, in vielen Beziehungen lückenhaft.
Entwicklung der äusseren Haut.
mente derselben in die specifischen Schüppchen der betreffenden Theile um. Ein Haar, ein Nagel ist somit einem Drüsensecret zu vergleichen, dessen Elemente fest vereint sind, und lässt sich selbst zwischen dem Wachsthum der Haare und der Nägel und der Secre- tion wenigstens der Zellen ausscheidenden Drüsen eine vollkommen brauchbare Parallele ziehen.
Ueber die Epidermis selbst habe ich Ihnen nun nachträglichSmegma embryonum. noch zu bemerken, dass dieselbe während des Fötallebens offenbar mehrfache Desquamationen darbietet, deren Auftreten in früheren Zeiten nicht verfolgt ist, die aber vom fünften Monate an sehr ener- gisch Statt haben. Im sechsten Monate findet man die Embryonen über und über von einer klebrigen etwas Fett enthaltenden Masse, der sogenannten «Fruchtschmiere», Smegma embryonum, oder dem «Käsefirniss», Vernix caseosa, bedeckt, welche an bestimmten Lo- calitäten, namentlich an den Beugeseiten der Gelenke (Achsel, Knie, Weichen), der Sohle, dem Handteller, dem Rücken, dem Ohr, dem Kopfe und den Genitalien in besonderer Menge angehäuft ist und mikroskopisch aus Epidermisschüppchen und dem Secret der um diese Zeit in physiologische Action tretenden Talgdrüsen besteht. Diese Masse, welche auch chemisch untersucht ist, bleibt dann bis gegen das Ende der Geburt. Bei Neugebornen findet man eine sehr wechselnde Menge derselben vor und sind dieselben manchmal von diesem Firniss ganz überzogen, welcher auch den Gebärakt zu er- leichtern im Stande ist. Die während des Embryonallebens abge- lösten Theile des Smegma kommen natürlich in das Amnioswasser zu liegen und können dann aus diesem in den Darmkanal und schliesslich in das Meconium des Embryo übergehen.
Zum Beschlusse der Lehre von den animalen Systemen wenden wir uns nun noch:
IV. zur Entwicklung des Muskelsystems.
Die Entwicklung des Muskelsystems hat bei den Embryologen bis jetzt nicht die Beachtung gefunden, die sie verdient, und ist Remak so zu sagen der Einzige, der sich bemüht hat, den ersten Bildungsvorgängen auf die Spur zu kommen. Es haben jedoch auch die Bemühungen dieses Autors, denen ich einige eigene Untersuchun- gen anreihen kann, noch keineswegs zu abschliessenden Ergebnissen geführt und ist deswegen das, was ich Ihnen hier vorführen kann, in vielen Beziehungen lückenhaft.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0363"n="347"/><fwplace="top"type="header">Entwicklung der äusseren Haut.</fw><lb/>
mente derselben in die specifischen Schüppchen der betreffenden<lb/>
Theile um. Ein Haar, ein Nagel ist somit einem Drüsensecret zu<lb/>
vergleichen, dessen Elemente fest vereint sind, und lässt sich selbst<lb/>
zwischen dem Wachsthum der Haare und der Nägel und der Secre-<lb/>
tion wenigstens der Zellen ausscheidenden Drüsen eine vollkommen<lb/>
brauchbare Parallele ziehen.</p><lb/><p>Ueber die <hirendition="#i"><hirendition="#g">Epidermis</hi></hi> selbst habe ich Ihnen nun nachträglich<noteplace="right"><hirendition="#i">Smegma<lb/>
embryonum</hi>.</note><lb/>
noch zu bemerken, dass dieselbe während des Fötallebens offenbar<lb/>
mehrfache Desquamationen darbietet, deren Auftreten in früheren<lb/>
Zeiten nicht verfolgt ist, die aber vom fünften Monate an sehr ener-<lb/>
gisch Statt haben. Im sechsten Monate findet man die Embryonen<lb/>
über und über von einer klebrigen etwas Fett enthaltenden Masse,<lb/>
der sogenannten «Fruchtschmiere», <hirendition="#i">Smegma embryonum</hi>, oder dem<lb/>
«Käsefirniss», <hirendition="#i">Vernix caseosa</hi>, bedeckt, welche an bestimmten Lo-<lb/>
calitäten, namentlich an den Beugeseiten der Gelenke (Achsel, Knie,<lb/>
Weichen), der Sohle, dem Handteller, dem Rücken, dem Ohr, dem<lb/>
Kopfe und den Genitalien in besonderer Menge angehäuft ist und<lb/>
mikroskopisch aus Epidermisschüppchen und dem Secret der um<lb/>
diese Zeit in physiologische Action tretenden Talgdrüsen besteht.<lb/>
Diese Masse, welche auch chemisch untersucht ist, bleibt dann bis<lb/>
gegen das Ende der Geburt. Bei Neugebornen findet man eine sehr<lb/>
wechselnde Menge derselben vor und sind dieselben manchmal von<lb/>
diesem Firniss ganz überzogen, welcher auch den Gebärakt zu er-<lb/>
leichtern im Stande ist. Die während des Embryonallebens abge-<lb/>
lösten Theile des <hirendition="#i">Smegma</hi> kommen natürlich in das Amnioswasser<lb/>
zu liegen und können dann aus diesem in den Darmkanal und<lb/>
schliesslich in das <hirendition="#i">Meconium</hi> des Embryo übergehen.</p><lb/><p>Zum Beschlusse der Lehre von den animalen Systemen wenden<lb/>
wir uns nun noch:</p></div><lb/><divn="2"><head>IV. zur Entwicklung des Muskelsystems.</head><lb/><p>Die Entwicklung des Muskelsystems hat bei den Embryologen<lb/>
bis jetzt nicht die Beachtung gefunden, die sie verdient, und ist<lb/><hirendition="#k">Remak</hi> so zu sagen der Einzige, der sich bemüht hat, den ersten<lb/>
Bildungsvorgängen auf die Spur zu kommen. Es haben jedoch auch<lb/>
die Bemühungen dieses Autors, denen ich einige eigene Untersuchun-<lb/>
gen anreihen kann, noch keineswegs zu abschliessenden Ergebnissen<lb/>
geführt und ist deswegen das, was ich Ihnen hier vorführen kann,<lb/>
in vielen Beziehungen lückenhaft.</p><lb/></div></div></body></text></TEI>
[347/0363]
Entwicklung der äusseren Haut.
mente derselben in die specifischen Schüppchen der betreffenden
Theile um. Ein Haar, ein Nagel ist somit einem Drüsensecret zu
vergleichen, dessen Elemente fest vereint sind, und lässt sich selbst
zwischen dem Wachsthum der Haare und der Nägel und der Secre-
tion wenigstens der Zellen ausscheidenden Drüsen eine vollkommen
brauchbare Parallele ziehen.
Ueber die Epidermis selbst habe ich Ihnen nun nachträglich
noch zu bemerken, dass dieselbe während des Fötallebens offenbar
mehrfache Desquamationen darbietet, deren Auftreten in früheren
Zeiten nicht verfolgt ist, die aber vom fünften Monate an sehr ener-
gisch Statt haben. Im sechsten Monate findet man die Embryonen
über und über von einer klebrigen etwas Fett enthaltenden Masse,
der sogenannten «Fruchtschmiere», Smegma embryonum, oder dem
«Käsefirniss», Vernix caseosa, bedeckt, welche an bestimmten Lo-
calitäten, namentlich an den Beugeseiten der Gelenke (Achsel, Knie,
Weichen), der Sohle, dem Handteller, dem Rücken, dem Ohr, dem
Kopfe und den Genitalien in besonderer Menge angehäuft ist und
mikroskopisch aus Epidermisschüppchen und dem Secret der um
diese Zeit in physiologische Action tretenden Talgdrüsen besteht.
Diese Masse, welche auch chemisch untersucht ist, bleibt dann bis
gegen das Ende der Geburt. Bei Neugebornen findet man eine sehr
wechselnde Menge derselben vor und sind dieselben manchmal von
diesem Firniss ganz überzogen, welcher auch den Gebärakt zu er-
leichtern im Stande ist. Die während des Embryonallebens abge-
lösten Theile des Smegma kommen natürlich in das Amnioswasser
zu liegen und können dann aus diesem in den Darmkanal und
schliesslich in das Meconium des Embryo übergehen.
Smegma
embryonum.
Zum Beschlusse der Lehre von den animalen Systemen wenden
wir uns nun noch:
IV. zur Entwicklung des Muskelsystems.
Die Entwicklung des Muskelsystems hat bei den Embryologen
bis jetzt nicht die Beachtung gefunden, die sie verdient, und ist
Remak so zu sagen der Einzige, der sich bemüht hat, den ersten
Bildungsvorgängen auf die Spur zu kommen. Es haben jedoch auch
die Bemühungen dieses Autors, denen ich einige eigene Untersuchun-
gen anreihen kann, noch keineswegs zu abschliessenden Ergebnissen
geführt und ist deswegen das, was ich Ihnen hier vorführen kann,
in vielen Beziehungen lückenhaft.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861, S. 347. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/koelliker_entwicklungs_1861/363>, abgerufen am 22.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.