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Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861.

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Entwicklung des Gehörorganes.
scheinbar in ihr Inneres zu liegen kommen, obschon dieselben, wie
bekannt, allerwärts von der Schleimhaut bekleidet und doch eigent-
lich von aussen in sie eingeschoben sind. Ganz einfach sind übri-
gens die Verhältnisse bei dieser Ausbreitung der Paukenhöhlen-
schleimhaut auf die Gehörknöchelchen doch nicht, vielmehr finden
an gewissen Stellen Verwachsungen derselben, an anderen Resorp-
tionen der Schleimhaut statt, wie jeder leicht einsehen wird, der sich
die Mühe geben will, die genaueren Verhältnisse der Lage der Knö-
chelchen zu überdenken.

Von den Gehörknöchelchen sei nun nachträglich noch be-Gehör-
knöchelchen.

merkt, dass die zwei grösseren bei Neugebornen immer noch nicht
vollkommen ausgebildet sind und im Innern noch eine geräumige
mit Knorpel erfüllte Höhle enthalten, die sich nach und nach mit
einem erst schwammigen und später compacteren Gewebe füllt.

Die Tuba Eustachii ist während der ganzen Embryonal-Tuba Eustachii.
periode ebenso geschlossen wie die Paukenhöhle, und kommt ihre
endliche Eröffnung in ähnlicher Weise zu Stande wie dort, da, wie
ich Ihnen angab, auch an ihrer inneren Wand ein reichliches Gallert-
gewebe sich findet. Bei jungen Embryonen kurz und hoch, wächst
sie allmälig in die Länge, doch bleibt sie während der ganzen Em-
bryonalperiode im Verhältniss zur Höhe kurz. Eigenthümlich sind
auch ihre weite Paukenhöhlenmündung und das wenig vortretende
enge Ostium pharyngeum, das lange Zeit hindurch über der Wur-
zel des weichen Gaumens steht, so wie ihre mehr horizontale Lage.
Der Knorpel der Tuba erscheint im vierten Monate als ein einfaches
oben und innen gelagertes Plättchen hyalinen Knorpels und scheint
kein Theil des Primordialschädels zu sein.

Die Cellulae mastoideae, die analog den Zellen des Geruchs-Cellulae
mastoideae
.

organes entstehen, von denen später die Rede sein wird, sind bei
der Geburt noch kaum angedeutet und bilden sich erst zur Puber-
tätszeit vollkommen aus.

Das Trommelfell ist bei Embryonen viel dicker als später,Trommelfell.
was vorzüglich auf Rechnung des äusseren Epidermisüberzuges zu
setzen ist, doch sind auch die beiden anderen Lagen stärker als beim
Erwachsenen. Von seiner nahezu horizontalen Lage war schon die
Rede und will ich nur noch bemerken, dass diese Stellung selbst am
Ende der Fötalperiode noch sehr ausgesprochen ist. Die Grösse hat
neulich v. Tröltsch gemessen und fand er dasselbe im dritten Monate
2mm hoch, 11/4mm breit, in der zwanzigsten Woche 7mm hoch und

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Entwicklung des Gehörorganes.
scheinbar in ihr Inneres zu liegen kommen, obschon dieselben, wie
bekannt, allerwärts von der Schleimhaut bekleidet und doch eigent-
lich von aussen in sie eingeschoben sind. Ganz einfach sind übri-
gens die Verhältnisse bei dieser Ausbreitung der Paukenhöhlen-
schleimhaut auf die Gehörknöchelchen doch nicht, vielmehr finden
an gewissen Stellen Verwachsungen derselben, an anderen Resorp-
tionen der Schleimhaut statt, wie jeder leicht einsehen wird, der sich
die Mühe geben will, die genaueren Verhältnisse der Lage der Knö-
chelchen zu überdenken.

Von den Gehörknöchelchen sei nun nachträglich noch be-Gehör-
knöchelchen.

merkt, dass die zwei grösseren bei Neugebornen immer noch nicht
vollkommen ausgebildet sind und im Innern noch eine geräumige
mit Knorpel erfüllte Höhle enthalten, die sich nach und nach mit
einem erst schwammigen und später compacteren Gewebe füllt.

Die Tuba Eustachii ist während der ganzen Embryonal-Tuba Eustachii.
periode ebenso geschlossen wie die Paukenhöhle, und kommt ihre
endliche Eröffnung in ähnlicher Weise zu Stande wie dort, da, wie
ich Ihnen angab, auch an ihrer inneren Wand ein reichliches Gallert-
gewebe sich findet. Bei jungen Embryonen kurz und hoch, wächst
sie allmälig in die Länge, doch bleibt sie während der ganzen Em-
bryonalperiode im Verhältniss zur Höhe kurz. Eigenthümlich sind
auch ihre weite Paukenhöhlenmündung und das wenig vortretende
enge Ostium pharyngeum, das lange Zeit hindurch über der Wur-
zel des weichen Gaumens steht, so wie ihre mehr horizontale Lage.
Der Knorpel der Tuba erscheint im vierten Monate als ein einfaches
oben und innen gelagertes Plättchen hyalinen Knorpels und scheint
kein Theil des Primordialschädels zu sein.

Die Cellulae mastoideae, die analog den Zellen des Geruchs-Cellulae
mastoideae
.

organes entstehen, von denen später die Rede sein wird, sind bei
der Geburt noch kaum angedeutet und bilden sich erst zur Puber-
tätszeit vollkommen aus.

Das Trommelfell ist bei Embryonen viel dicker als später,Trommelfell.
was vorzüglich auf Rechnung des äusseren Epidermisüberzuges zu
setzen ist, doch sind auch die beiden anderen Lagen stärker als beim
Erwachsenen. Von seiner nahezu horizontalen Lage war schon die
Rede und will ich nur noch bemerken, dass diese Stellung selbst am
Ende der Fötalperiode noch sehr ausgesprochen ist. Die Grösse hat
neulich v. Tröltsch gemessen und fand er dasselbe im dritten Monate
2mm hoch, 1¼mm breit, in der zwanzigsten Woche 7mm hoch und

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[323/0339] Entwicklung des Gehörorganes. scheinbar in ihr Inneres zu liegen kommen, obschon dieselben, wie bekannt, allerwärts von der Schleimhaut bekleidet und doch eigent- lich von aussen in sie eingeschoben sind. Ganz einfach sind übri- gens die Verhältnisse bei dieser Ausbreitung der Paukenhöhlen- schleimhaut auf die Gehörknöchelchen doch nicht, vielmehr finden an gewissen Stellen Verwachsungen derselben, an anderen Resorp- tionen der Schleimhaut statt, wie jeder leicht einsehen wird, der sich die Mühe geben will, die genaueren Verhältnisse der Lage der Knö- chelchen zu überdenken. Von den Gehörknöchelchen sei nun nachträglich noch be- merkt, dass die zwei grösseren bei Neugebornen immer noch nicht vollkommen ausgebildet sind und im Innern noch eine geräumige mit Knorpel erfüllte Höhle enthalten, die sich nach und nach mit einem erst schwammigen und später compacteren Gewebe füllt. Gehör- knöchelchen. Die Tuba Eustachii ist während der ganzen Embryonal- periode ebenso geschlossen wie die Paukenhöhle, und kommt ihre endliche Eröffnung in ähnlicher Weise zu Stande wie dort, da, wie ich Ihnen angab, auch an ihrer inneren Wand ein reichliches Gallert- gewebe sich findet. Bei jungen Embryonen kurz und hoch, wächst sie allmälig in die Länge, doch bleibt sie während der ganzen Em- bryonalperiode im Verhältniss zur Höhe kurz. Eigenthümlich sind auch ihre weite Paukenhöhlenmündung und das wenig vortretende enge Ostium pharyngeum, das lange Zeit hindurch über der Wur- zel des weichen Gaumens steht, so wie ihre mehr horizontale Lage. Der Knorpel der Tuba erscheint im vierten Monate als ein einfaches oben und innen gelagertes Plättchen hyalinen Knorpels und scheint kein Theil des Primordialschädels zu sein. Tuba Eustachii. Die Cellulae mastoideae, die analog den Zellen des Geruchs- organes entstehen, von denen später die Rede sein wird, sind bei der Geburt noch kaum angedeutet und bilden sich erst zur Puber- tätszeit vollkommen aus. Cellulae mastoideae. Das Trommelfell ist bei Embryonen viel dicker als später, was vorzüglich auf Rechnung des äusseren Epidermisüberzuges zu setzen ist, doch sind auch die beiden anderen Lagen stärker als beim Erwachsenen. Von seiner nahezu horizontalen Lage war schon die Rede und will ich nur noch bemerken, dass diese Stellung selbst am Ende der Fötalperiode noch sehr ausgesprochen ist. Die Grösse hat neulich v. Tröltsch gemessen und fand er dasselbe im dritten Monate 2mm hoch, 1¼mm breit, in der zwanzigsten Woche 7mm hoch und Trommelfell. 21*

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Zitationshilfe: Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861, S. 323. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/koelliker_entwicklungs_1861/339>, abgerufen am 24.11.2024.