Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861.Dritte Vorlesung. wicklungsgeschichte der Cephalopoden die Unhaltbarkeit der Vogt'-schen Auffassungen darthat, und namentlich auch zum ersten Male an einem Geschöpfe mit partieller Furchung den ganzen Ablauf derselben und ihren Zusammenhang mit der späteren Zellenbildung verfolgte. Es wurde so durch Reichert und noch bestimmter durch mich der wichtige Satz ausgesprochen, dass in vollem Gegensatze zu Schwann's Annahme bei der embryonalen Entwicklung eine freie Zellenbildung nirgends sich findet, vielmehr alle Elementartheile der älteren Embryonen directe Abkömmlinge der ersten Furchungskugel und somit der Eizelle sind, eine Aufstellung, die später auch durch Remak's zalreiche Untersuchungen bekräftigt und vervollständigt wurde, und gleich von Anfang als Ausgangspunct für eine ganz neue Grundanschauung der Gewebelehre sich gestaltete, so dass ich schon in der ebenerwähnten Schrift dazu gelangte, mit grosser Wahrschein- lichkeit die Behauptung aufzustellen (l. c. pag. 100): "dass in der ganze Reihe der Entwicklung der thierischen Gewebe, ebenso wie bei den Pflanzen, keine Zellenbildung ausserhalb der schon vorhan- denen sich finde, vielmehr alle Erscheinungen als die ununterbro- chene Folge von Veränderungen ursprünglich gleichbedeutender und alle von Einem ersten abstammender Elementarorgane aufzufassen seien." Durch diese im Jahre 1844 ausgesprochene Behauptung war ich, was den erwachsenen thierischen Organismus betrifft, den Er- fahrungen allerdings weit vorausgeeilt, und wurde dieselbe dann erst viel später, nachdem in mir selbst, in Betreff ihrer allgemeinen Gültigkeit für die nachembryonalen Zustände, mehrfache Zweifel aufgestiegen waren, und nachdem Remak dieselbe sich angeeignet hatte, vor Allem durch Virchow's Beobachtungen im normalen und pathologischen Gebiete zur allgemeinen Gültigkeit erhoben. Dritte Vorlesung. wicklungsgeschichte der Cephalopoden die Unhaltbarkeit der Vogt’-schen Auffassungen darthat, und namentlich auch zum ersten Male an einem Geschöpfe mit partieller Furchung den ganzen Ablauf derselben und ihren Zusammenhang mit der späteren Zellenbildung verfolgte. Es wurde so durch Reichert und noch bestimmter durch mich der wichtige Satz ausgesprochen, dass in vollem Gegensatze zu Schwann’s Annahme bei der embryonalen Entwicklung eine freie Zellenbildung nirgends sich findet, vielmehr alle Elementartheile der älteren Embryonen directe Abkömmlinge der ersten Furchungskugel und somit der Eizelle sind, eine Aufstellung, die später auch durch Remak’s zalreiche Untersuchungen bekräftigt und vervollständigt wurde, und gleich von Anfang als Ausgangspunct für eine ganz neue Grundanschauung der Gewebelehre sich gestaltete, so dass ich schon in der ebenerwähnten Schrift dazu gelangte, mit grosser Wahrschein- lichkeit die Behauptung aufzustellen (l. c. pag. 100): »dass in der ganze Reihe der Entwicklung der thierischen Gewebe, ebenso wie bei den Pflanzen, keine Zellenbildung ausserhalb der schon vorhan- denen sich finde, vielmehr alle Erscheinungen als die ununterbro- chene Folge von Veränderungen ursprünglich gleichbedeutender und alle von Einem ersten abstammender Elementarorgane aufzufassen seien.« Durch diese im Jahre 1844 ausgesprochene Behauptung war ich, was den erwachsenen thierischen Organismus betrifft, den Er- fahrungen allerdings weit vorausgeeilt, und wurde dieselbe dann erst viel später, nachdem in mir selbst, in Betreff ihrer allgemeinen Gültigkeit für die nachembryonalen Zustände, mehrfache Zweifel aufgestiegen waren, und nachdem Remak dieselbe sich angeeignet hatte, vor Allem durch Virchow’s Beobachtungen im normalen und pathologischen Gebiete zur allgemeinen Gültigkeit erhoben. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0032" n="16"/><fw place="top" type="header">Dritte Vorlesung.</fw><lb/> wicklungsgeschichte der Cephalopoden die Unhaltbarkeit der <hi rendition="#k">Vogt</hi>’-<lb/> schen Auffassungen darthat, und namentlich auch zum ersten Male<lb/> an einem Geschöpfe mit partieller Furchung den ganzen Ablauf<lb/> derselben und ihren Zusammenhang mit der späteren Zellenbildung<lb/> verfolgte. 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Dritte Vorlesung.
wicklungsgeschichte der Cephalopoden die Unhaltbarkeit der Vogt’-
schen Auffassungen darthat, und namentlich auch zum ersten Male
an einem Geschöpfe mit partieller Furchung den ganzen Ablauf
derselben und ihren Zusammenhang mit der späteren Zellenbildung
verfolgte. Es wurde so durch Reichert und noch bestimmter durch
mich der wichtige Satz ausgesprochen, dass in vollem Gegensatze
zu Schwann’s Annahme bei der embryonalen Entwicklung eine freie
Zellenbildung nirgends sich findet, vielmehr alle Elementartheile der
älteren Embryonen directe Abkömmlinge der ersten Furchungskugel
und somit der Eizelle sind, eine Aufstellung, die später auch durch
Remak’s zalreiche Untersuchungen bekräftigt und vervollständigt
wurde, und gleich von Anfang als Ausgangspunct für eine ganz neue
Grundanschauung der Gewebelehre sich gestaltete, so dass ich schon
in der ebenerwähnten Schrift dazu gelangte, mit grosser Wahrschein-
lichkeit die Behauptung aufzustellen (l. c. pag. 100): »dass in der
ganze Reihe der Entwicklung der thierischen Gewebe, ebenso wie
bei den Pflanzen, keine Zellenbildung ausserhalb der schon vorhan-
denen sich finde, vielmehr alle Erscheinungen als die ununterbro-
chene Folge von Veränderungen ursprünglich gleichbedeutender und
alle von Einem ersten abstammender Elementarorgane aufzufassen
seien.« Durch diese im Jahre 1844 ausgesprochene Behauptung war
ich, was den erwachsenen thierischen Organismus betrifft, den Er-
fahrungen allerdings weit vorausgeeilt, und wurde dieselbe dann
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