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Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861.

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Entwicklung des Gehörorganes.
schnitte, wie sie schon Reissner und Remak abgebildet haben, voll-
kommenen Aufschluss und erkennt man an solchen, dass die Anlagen
der Ohrbläschen ziemlich genau in der Höhe des Medullarrohres ihre
Lage haben und somit in der Gegend der Urwirbelplatten und nicht
der Seitenplatten ihren Ursprung nehmen, mit anderen Worten, dem
Rücken angehören. Querschnitte lehren ferner sehr bestimmt, dass
die Ohrbläschen anfangs nichts als weitoffene Einbuchtungen und
später erst rundliche Säckchen mit kurzem Halse und engerer Mün-
dung sind, sowie dass das Hornblatt dieselben vollkommen ausklei-
det und hier auffallend verdickt und aus mehrfachen Schichten lang-
gestreckter Zellen zusammengesetzt ist.

Am dritten Tage, an welchem beim Hühnerembryo die Kopf-
krümmung rasch sich entwickelt, erkennt man die Ohrbläschen in

[Abbildung] Fig. 149.
der seitlichen Ansicht leicht
(Fig. 149) und befinden sich
dieselben in der Höhe des
nun entstandenen zweiten
Kiemenbogens und der zwei-
ten Kiemenspalte. Die Oeff-
nung derselben ist immer
noch deutlich als eine runde,
mehr nach dem Rücken zu
gelegene Lücke, doch wird nun dieselbe immer enger und schliesst
sich am Ende dieses Brüttages ganz, während zugleich die Bläschen
eine leicht birnförmige Gestalt mit dem breiteren Theile nach unten
oder vorn annehmen. Am vierten Tage sind dieselben ganz abge-
schnürt und zeigen nun, wie Remak ganz richtig angegeben hat,
ausser der vom verdickten Hornblatte herrührenden Wand, die ganz
und gar aus mehrschichtigen länglichen Zellen besteht, keine Spur
einer anderen Hülle, so dass mithin, gerade wie bei der Linse, auch
[Abbildung]

Fig. 149. Kopf eines Hühnerembryo vom dritten Tage, vergr., Chrom-
säurepräparat. 1. von vorn, 2. von der Seite. n Geruchsgrübchen, l Linse mit
einer runden Oeffnung, durch die ihre Höhle nach aussen mündet, gl Augen-
spalte, die mit der Bildung des Glaskörpers zusammenhängt und von der Ge-
gend des Randes der Linse auf den Sehnerven oder Augenstiel übergeht, je-
doch nicht deutlich genug ausgefallen ist. o Oberkieferfortsatz des ersten Kie-
menbogens, u Unterkieferfortsatz desselben, g Gehörbläschen durch eine
runde Oeffnung nach aussen mündend. Ausserdem sind noch der zweite und
dritte Kiemenbogen und in der Fig. 1 auch die Mundspalte sichtbar.

Entwicklung des Gehörorganes.
schnitte, wie sie schon Reissner und Remak abgebildet haben, voll-
kommenen Aufschluss und erkennt man an solchen, dass die Anlagen
der Ohrbläschen ziemlich genau in der Höhe des Medullarrohres ihre
Lage haben und somit in der Gegend der Urwirbelplatten und nicht
der Seitenplatten ihren Ursprung nehmen, mit anderen Worten, dem
Rücken angehören. Querschnitte lehren ferner sehr bestimmt, dass
die Ohrbläschen anfangs nichts als weitoffene Einbuchtungen und
später erst rundliche Säckchen mit kurzem Halse und engerer Mün-
dung sind, sowie dass das Hornblatt dieselben vollkommen ausklei-
det und hier auffallend verdickt und aus mehrfachen Schichten lang-
gestreckter Zellen zusammengesetzt ist.

Am dritten Tage, an welchem beim Hühnerembryo die Kopf-
krümmung rasch sich entwickelt, erkennt man die Ohrbläschen in

[Abbildung] Fig. 149.
der seitlichen Ansicht leicht
(Fig. 149) und befinden sich
dieselben in der Höhe des
nun entstandenen zweiten
Kiemenbogens und der zwei-
ten Kiemenspalte. Die Oeff-
nung derselben ist immer
noch deutlich als eine runde,
mehr nach dem Rücken zu
gelegene Lücke, doch wird nun dieselbe immer enger und schliesst
sich am Ende dieses Brüttages ganz, während zugleich die Bläschen
eine leicht birnförmige Gestalt mit dem breiteren Theile nach unten
oder vorn annehmen. Am vierten Tage sind dieselben ganz abge-
schnürt und zeigen nun, wie Remak ganz richtig angegeben hat,
ausser der vom verdickten Hornblatte herrührenden Wand, die ganz
und gar aus mehrschichtigen länglichen Zellen besteht, keine Spur
einer anderen Hülle, so dass mithin, gerade wie bei der Linse, auch
[Abbildung]

Fig. 149. Kopf eines Hühnerembryo vom dritten Tage, vergr., Chrom-
säurepräparat. 1. von vorn, 2. von der Seite. n Geruchsgrübchen, l Linse mit
einer runden Oeffnung, durch die ihre Höhle nach aussen mündet, gl Augen-
spalte, die mit der Bildung des Glaskörpers zusammenhängt und von der Ge-
gend des Randes der Linse auf den Sehnerven oder Augenstiel übergeht, je-
doch nicht deutlich genug ausgefallen ist. o Oberkieferfortsatz des ersten Kie-
menbogens, u Unterkieferfortsatz desselben, g Gehörbläschen durch eine
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dritte Kiemenbogen und in der Fig. 1 auch die Mundspalte sichtbar.

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[303/0319] Entwicklung des Gehörorganes. schnitte, wie sie schon Reissner und Remak abgebildet haben, voll- kommenen Aufschluss und erkennt man an solchen, dass die Anlagen der Ohrbläschen ziemlich genau in der Höhe des Medullarrohres ihre Lage haben und somit in der Gegend der Urwirbelplatten und nicht der Seitenplatten ihren Ursprung nehmen, mit anderen Worten, dem Rücken angehören. Querschnitte lehren ferner sehr bestimmt, dass die Ohrbläschen anfangs nichts als weitoffene Einbuchtungen und später erst rundliche Säckchen mit kurzem Halse und engerer Mün- dung sind, sowie dass das Hornblatt dieselben vollkommen ausklei- det und hier auffallend verdickt und aus mehrfachen Schichten lang- gestreckter Zellen zusammengesetzt ist. Am dritten Tage, an welchem beim Hühnerembryo die Kopf- krümmung rasch sich entwickelt, erkennt man die Ohrbläschen in [Abbildung Fig. 149.] der seitlichen Ansicht leicht (Fig. 149) und befinden sich dieselben in der Höhe des nun entstandenen zweiten Kiemenbogens und der zwei- ten Kiemenspalte. Die Oeff- nung derselben ist immer noch deutlich als eine runde, mehr nach dem Rücken zu gelegene Lücke, doch wird nun dieselbe immer enger und schliesst sich am Ende dieses Brüttages ganz, während zugleich die Bläschen eine leicht birnförmige Gestalt mit dem breiteren Theile nach unten oder vorn annehmen. Am vierten Tage sind dieselben ganz abge- schnürt und zeigen nun, wie Remak ganz richtig angegeben hat, ausser der vom verdickten Hornblatte herrührenden Wand, die ganz und gar aus mehrschichtigen länglichen Zellen besteht, keine Spur einer anderen Hülle, so dass mithin, gerade wie bei der Linse, auch [Abbildung Fig. 149. Kopf eines Hühnerembryo vom dritten Tage, vergr., Chrom- säurepräparat. 1. von vorn, 2. von der Seite. n Geruchsgrübchen, l Linse mit einer runden Oeffnung, durch die ihre Höhle nach aussen mündet, gl Augen- spalte, die mit der Bildung des Glaskörpers zusammenhängt und von der Ge- gend des Randes der Linse auf den Sehnerven oder Augenstiel übergeht, je- doch nicht deutlich genug ausgefallen ist. o Oberkieferfortsatz des ersten Kie- menbogens, u Unterkieferfortsatz desselben, g Gehörbläschen durch eine runde Oeffnung nach aussen mündend. Ausserdem sind noch der zweite und dritte Kiemenbogen und in der Fig. 1 auch die Mundspalte sichtbar.]

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Zitationshilfe: Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861, S. 303. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/koelliker_entwicklungs_1861/319>, abgerufen am 24.11.2024.