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Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861.

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Entwicklung des Auges.
selbe meldet auch Remak (Unters. St. 35) und ist es in der That nicht
schwer bei Hühnerembryonen sich zu überzeugen, dass in der Ge-
gend der Spalte die Unterbrechung einzig und allein in der Pigment-
schicht liegt, und so werden wir denn dahin uns aussprechen dür-
fen, dass der weissliche Streifen an der schon gefärbten Aderhaut
nur eine Lücke der Pigmentschicht und nicht der gesammten Chori-
oidea
sei.

Die Retina ist ein Theil der primitiven und später der secun-Retina.
dären Augenblase, und entsteht nach den Erfahrungen von Remak
und mir ganz bestimmt nur aus der inneren Lamelle der letzteren.
Die Retina geht somit aus einer ächten Wucherung oder Ausstül-
pung des Gehirns hervor und ist die zuerst gebildete Augenhaut.
Wie aus dem bisher Angegebenen hinreichend klar geworden sein
wird, reicht dieselbe, sobald einmal die Linse und die secundäre
Augenblase entstanden ist, bis an den Rand der Linse und endet hier
mit einem freien dicken Rande, (Figg. 142, 144). Diese weite Er-
streckung der Retina nach vorn lässt sich nicht blos bei ganz jungen
Embryonen leicht demonstriren, sondern ist auch noch in späteren
Zeiten nachzuweisen, wie beim Hühnchen aus der Mitte der Aus-
brütungsperiode und bei menschlichen Embryonen aus dem zweiten
bis fünften Monate. In der zweiten Hälfte des embryonalen Lebens
bleibt jedoch der vordere Theil der Retina im Wachsthume zurück
(beim sieben- bis achtmonatlichen Fötus misst diese Lage nach
Huschke [Eingeweidelehre St. 728] nur noch ''') und bildet sich
nach und nach zu der Pars ciliaris um, die, wie Sie wissen, beim
Erwachsenen keine nervösen Elemente mehr enthält. Eine fernere
von allen Beobachtern gesehene und leicht zu bestätigende Sache
ist die Dicke der embryonalen Retina. Bei dem erwähnten vier Wo-
chen alten menschlichen Embryo betrug die Dicke der Retina 0,03--
0,04''' und verhielt sich zum Gesammtdurchmesser des Auges wie
1 : 7,3--1 : 5,5; bei dem Auge des 81/2''' langen Kalbsembryo, das
die Fig. 142 darstellt, maass die Retina 0,15--0,16''', das Auge selbst
0,7''', das Verhältniss war somit 1 : 4,6--1 : 4,3. In der zehnten
Woche verhält sich nach Valentin die Dicke der Retina zum Quer-
durchmesser des Augapfels wie 1 : 8, während das Verhältniss beim
Erwachsenen wie 1 : 25--30 ist. Durch diese bedeutende Dicke er-
innert die Retina noch lange an ihren Ursprung aus dem Hirn, um
so mehr, da sie auch, rascher wachsend als die übrigen Augentheile,
schon im zweiten Monate nach innen Falten schlägt. Zuerst scheint

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Entwicklung des Auges.
selbe meldet auch Remak (Unters. St. 35) und ist es in der That nicht
schwer bei Hühnerembryonen sich zu überzeugen, dass in der Ge-
gend der Spalte die Unterbrechung einzig und allein in der Pigment-
schicht liegt, und so werden wir denn dahin uns aussprechen dür-
fen, dass der weissliche Streifen an der schon gefärbten Aderhaut
nur eine Lücke der Pigmentschicht und nicht der gesammten Chori-
oidea
sei.

Die Retina ist ein Theil der primitiven und später der secun-Retina.
dären Augenblase, und entsteht nach den Erfahrungen von Remak
und mir ganz bestimmt nur aus der inneren Lamelle der letzteren.
Die Retina geht somit aus einer ächten Wucherung oder Ausstül-
pung des Gehirns hervor und ist die zuerst gebildete Augenhaut.
Wie aus dem bisher Angegebenen hinreichend klar geworden sein
wird, reicht dieselbe, sobald einmal die Linse und die secundäre
Augenblase entstanden ist, bis an den Rand der Linse und endet hier
mit einem freien dicken Rande, (Figg. 142, 144). Diese weite Er-
streckung der Retina nach vorn lässt sich nicht blos bei ganz jungen
Embryonen leicht demonstriren, sondern ist auch noch in späteren
Zeiten nachzuweisen, wie beim Hühnchen aus der Mitte der Aus-
brütungsperiode und bei menschlichen Embryonen aus dem zweiten
bis fünften Monate. In der zweiten Hälfte des embryonalen Lebens
bleibt jedoch der vordere Theil der Retina im Wachsthume zurück
(beim sieben- bis achtmonatlichen Fötus misst diese Lage nach
Huschke [Eingeweidelehre St. 728] nur noch ‴) und bildet sich
nach und nach zu der Pars ciliaris um, die, wie Sie wissen, beim
Erwachsenen keine nervösen Elemente mehr enthält. Eine fernere
von allen Beobachtern gesehene und leicht zu bestätigende Sache
ist die Dicke der embryonalen Retina. Bei dem erwähnten vier Wo-
chen alten menschlichen Embryo betrug die Dicke der Retina 0,03—
0,04‴ und verhielt sich zum Gesammtdurchmesser des Auges wie
1 : 7,3—1 : 5,5; bei dem Auge des 8½‴ langen Kalbsembryo, das
die Fig. 142 darstellt, maass die Retina 0,15—0,16‴, das Auge selbst
0,7‴, das Verhältniss war somit 1 : 4,6—1 : 4,3. In der zehnten
Woche verhält sich nach Valentin die Dicke der Retina zum Quer-
durchmesser des Augapfels wie 1 : 8, während das Verhältniss beim
Erwachsenen wie 1 : 25—30 ist. Durch diese bedeutende Dicke er-
innert die Retina noch lange an ihren Ursprung aus dem Hirn, um
so mehr, da sie auch, rascher wachsend als die übrigen Augentheile,
schon im zweiten Monate nach innen Falten schlägt. Zuerst scheint

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Zitationshilfe: Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861, S. 291. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/koelliker_entwicklungs_1861/307>, abgerufen am 24.11.2024.