Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861.

Bild:
<< vorherige Seite
Sechsundzwanzigste Vorlesung.

Wir gehen, meine Herren, in der Betrachtung der einzelnen
Theile des Hirns weiter.

Zwischenhirn.Der zweite Abschnitt des embryonalen Hirns, das Zwischen-
hirn
oder die Sehhügelblase ist ursprünglich eine hohle dünnwan-
dige Blase, in weiter Verbindung mit dem Mittelhirn und dem Vor-
derhirn. Im weiteren Verlauf verdickt sich die Wand von den unte-
ren seitlichen Theilen und von der Seitenwand her und spaltet sich
zugleich die Blase in der oberen Mittellinie. In der Fig. 108, welche
das Gehirn von einem etwa sieben Wochen alten Embryo darstellt,
war die Sehhügelblase noch ungespalten, in der Fig. 114 dagegen von
einem 3monatlichen Embryo sehen Sie dieselbe gespalten bis auf einen
kleinen Rest ganz hinten, aus welchem die Commissura posterior und
die Zirbel sich entwickelt, welche nach Tiedemann erst im vierten
Monate sich zu bilden beginnt, während ihre Stiele oder, genauer ge-

[Abbildung] Fig. 114.
sagt, deren Verlängerungen an
den Sehhügeln nach vorn (Striae
medullares
) schon im 3. Monate
deutlich sind (Fig. 114). Wäh-
rend so die hintere Commissur
aus einem Theile der ursprüng-
lichen Decke des Zwischenhirns
sich hervorbildet, entsteht die
Commissura mollis durch eine Verwachsung der beiden Sehhügel
und zwar nach Schmidt schon am Ende des fünften Monates. Die Ge-
stalt anlangend, so sind die Sehhügel schon im dritten Monate ganz
[Abbildung]

Fig. 114. Die Erklärung siehe Fig. 111 S. 235.

Sechsundzwanzigste Vorlesung.

Wir gehen, meine Herren, in der Betrachtung der einzelnen
Theile des Hirns weiter.

Zwischenhirn.Der zweite Abschnitt des embryonalen Hirns, das Zwischen-
hirn
oder die Sehhügelblase ist ursprünglich eine hohle dünnwan-
dige Blase, in weiter Verbindung mit dem Mittelhirn und dem Vor-
derhirn. Im weiteren Verlauf verdickt sich die Wand von den unte-
ren seitlichen Theilen und von der Seitenwand her und spaltet sich
zugleich die Blase in der oberen Mittellinie. In der Fig. 108, welche
das Gehirn von einem etwa sieben Wochen alten Embryo darstellt,
war die Sehhügelblase noch ungespalten, in der Fig. 114 dagegen von
einem 3monatlichen Embryo sehen Sie dieselbe gespalten bis auf einen
kleinen Rest ganz hinten, aus welchem die Commissura posterior und
die Zirbel sich entwickelt, welche nach Tiedemann erst im vierten
Monate sich zu bilden beginnt, während ihre Stiele oder, genauer ge-

[Abbildung] Fig. 114.
sagt, deren Verlängerungen an
den Sehhügeln nach vorn (Striae
medullares
) schon im 3. Monate
deutlich sind (Fig. 114). Wäh-
rend so die hintere Commissur
aus einem Theile der ursprüng-
lichen Decke des Zwischenhirns
sich hervorbildet, entsteht die
Commissura mollis durch eine Verwachsung der beiden Sehhügel
und zwar nach Schmidt schon am Ende des fünften Monates. Die Ge-
stalt anlangend, so sind die Sehhügel schon im dritten Monate ganz
[Abbildung]

Fig. 114. Die Erklärung siehe Fig. 111 S. 235.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0256" n="[240]"/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Sechsundzwanzigste Vorlesung.</hi> </head><lb/>
        <p>Wir gehen, meine Herren, in der Betrachtung der einzelnen<lb/>
Theile des Hirns weiter.</p><lb/>
        <p><note place="left">Zwischenhirn.</note>Der zweite Abschnitt des embryonalen Hirns, das <hi rendition="#g">Zwischen-<lb/>
hirn</hi> oder die Sehhügelblase ist ursprünglich eine hohle dünnwan-<lb/>
dige Blase, in weiter Verbindung mit dem Mittelhirn und dem Vor-<lb/>
derhirn. Im weiteren Verlauf verdickt sich die Wand von den unte-<lb/>
ren seitlichen Theilen und von der Seitenwand her und spaltet sich<lb/>
zugleich die Blase in der oberen Mittellinie. In der Fig. 108, welche<lb/>
das Gehirn von einem etwa sieben Wochen alten Embryo darstellt,<lb/>
war die Sehhügelblase noch ungespalten, in der Fig. 114 dagegen von<lb/>
einem 3monatlichen Embryo sehen Sie dieselbe gespalten bis auf einen<lb/>
kleinen Rest ganz hinten, aus welchem die <hi rendition="#i">Commissura posterior</hi> und<lb/>
die <hi rendition="#g">Zirbel</hi> sich entwickelt, welche nach <hi rendition="#k">Tiedemann</hi> erst im vierten<lb/>
Monate sich zu bilden beginnt, während ihre Stiele oder, genauer ge-<lb/><figure><head>Fig. 114.</head></figure><lb/>
sagt, deren Verlängerungen an<lb/>
den Sehhügeln nach vorn (<hi rendition="#i">Striae<lb/>
medullares</hi>) schon im 3. Monate<lb/>
deutlich sind (Fig. 114). Wäh-<lb/>
rend so die hintere Commissur<lb/>
aus einem Theile der ursprüng-<lb/>
lichen Decke des Zwischenhirns<lb/>
sich hervorbildet, entsteht die<lb/><hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Commissura mollis</hi></hi> durch eine Verwachsung der beiden Sehhügel<lb/>
und zwar nach <hi rendition="#k">Schmidt</hi> schon am Ende des fünften Monates. Die Ge-<lb/>
stalt anlangend, so sind die Sehhügel schon im dritten Monate ganz<lb/><figure><p>Fig. 114. Die Erklärung siehe Fig. 111 S. 235.</p></figure><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[240]/0256] Sechsundzwanzigste Vorlesung. Wir gehen, meine Herren, in der Betrachtung der einzelnen Theile des Hirns weiter. Der zweite Abschnitt des embryonalen Hirns, das Zwischen- hirn oder die Sehhügelblase ist ursprünglich eine hohle dünnwan- dige Blase, in weiter Verbindung mit dem Mittelhirn und dem Vor- derhirn. Im weiteren Verlauf verdickt sich die Wand von den unte- ren seitlichen Theilen und von der Seitenwand her und spaltet sich zugleich die Blase in der oberen Mittellinie. In der Fig. 108, welche das Gehirn von einem etwa sieben Wochen alten Embryo darstellt, war die Sehhügelblase noch ungespalten, in der Fig. 114 dagegen von einem 3monatlichen Embryo sehen Sie dieselbe gespalten bis auf einen kleinen Rest ganz hinten, aus welchem die Commissura posterior und die Zirbel sich entwickelt, welche nach Tiedemann erst im vierten Monate sich zu bilden beginnt, während ihre Stiele oder, genauer ge- [Abbildung Fig. 114.] sagt, deren Verlängerungen an den Sehhügeln nach vorn (Striae medullares) schon im 3. Monate deutlich sind (Fig. 114). Wäh- rend so die hintere Commissur aus einem Theile der ursprüng- lichen Decke des Zwischenhirns sich hervorbildet, entsteht die Commissura mollis durch eine Verwachsung der beiden Sehhügel und zwar nach Schmidt schon am Ende des fünften Monates. Die Ge- stalt anlangend, so sind die Sehhügel schon im dritten Monate ganz [Abbildung Fig. 114. Die Erklärung siehe Fig. 111 S. 235.] Zwischenhirn.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/koelliker_entwicklungs_1861
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/koelliker_entwicklungs_1861/256
Zitationshilfe: Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861, S. [240]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/koelliker_entwicklungs_1861/256>, abgerufen am 22.12.2024.