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Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861.

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Entwicklung des Nervensystems.
Hirntheilen, denn während dasselbe früher an der Grenze zwischen
Mittelhirn und Zwischenhirn und dann zwischen Mittelhirn und Hin-
terhirn seine Lage hat, finden wir es später zwischen dem Vorder-
hirn und Hinterhirn, was einfach mit der grossen Entwicklung der
einen und dem Zurückbleiben der andern Abtheilungen in spätern
Zeiten zusammenhängt. -- Ich darf Sie nun wohl auch noch daran
erinnern, dass, wie ich Ihnen schon früher bei Schilderung der Ent-
wicklung des Schädels mitgetheilt habe, das embryonale Tentorium
und Rathke's mittlerer Schädelbalken meiner Auffassung zufolge
ein und dasselbe Gebilde sind und hat auch Rathke die Frage be-
sprochen, in wiefern der fragliche Balken auf die Krümmung des
Gehirns von Einfluss sei.

Ausser durch das Tentorium ist die Dura mater noch in einerFalx cerebri.
andern Beziehung auf die Gestaltung des embryonalen Gehirns von
Einfluss. Es bildet sich nämlich am Vorderhirne ebenfalls sehr früh
von derselben aus die Hirnsichel und mit der Bildung derselben
steht die Entwicklung der beiden Hemisphären dieses Hirntheiles im
innigsten Zusammenhang.

Bevor wir in der speciellen Betrachtung der HirnentwicklungUmwandlungen
der 5 Hirnblasen
im Allgem einen.

weiter gehen, will ich Ihnen zuerst noch die Bestimmung der fünf
embryonalen Hirnabschnitte angeben. Das Vorderhirn wird zu dem
grossen Gehirne mit Inbegriff der Corpora striata, des Corpus callo-
sum
und des Fornix, jedoch mit Ausnahme der Sehhügel und der
Theile am Boden des dritten Ventrikels, welche aus dem Zwischen-
hirne hervorgehen. Das Mittelhirn, anfangs ein sehr grosser Abschnitt,
tritt später ganz zurück und gestaltet sich zu nichts Anderem, als
zu den Vierhügeln. Das Hinterhirn wird, wie schon erwähnt, Cere-
bellum
und das Nachhirn Medulla oblongata.

Verfolgen wir nun die Schicksale der einzelnen Hirntheile ge-Vorderhirn.
nauer und beginnen wir zunächst mit dem Vorderhirne. Das Vor-
derhirn ist ursprünglich eine einfache Blase, welche mit dem Mittel-
hirne durch eine grosse Oeffnung in weiter Verbindung steht. Nach
der Theilung des Vorderhirns in das eigentliche Vorderhirn und in
das Zwischenhirn wuchert das erstere gleichzeitig mit der BildungBildung der
Hemisphären.

der Sichel in zwei Lappen, die Hemisphären, hervor, die an ihren
inneren einander zugewendeten Flächen mit einer länglichen, senk-
recht stehenden Spalte sich öffnen (Fig. 107, 1). Diese Spalte, die
natürlich, da das Vorderhirn ursprünglich eine ganz geschlossene
Blase darstellt, als eine nachträglich entstandene Bildung aufzufassen

Entwicklung des Nervensystems.
Hirntheilen, denn während dasselbe früher an der Grenze zwischen
Mittelhirn und Zwischenhirn und dann zwischen Mittelhirn und Hin-
terhirn seine Lage hat, finden wir es später zwischen dem Vorder-
hirn und Hinterhirn, was einfach mit der grossen Entwicklung der
einen und dem Zurückbleiben der andern Abtheilungen in spätern
Zeiten zusammenhängt. — Ich darf Sie nun wohl auch noch daran
erinnern, dass, wie ich Ihnen schon früher bei Schilderung der Ent-
wicklung des Schädels mitgetheilt habe, das embryonale Tentorium
und Rathke’s mittlerer Schädelbalken meiner Auffassung zufolge
ein und dasselbe Gebilde sind und hat auch Rathke die Frage be-
sprochen, in wiefern der fragliche Balken auf die Krümmung des
Gehirns von Einfluss sei.

Ausser durch das Tentorium ist die Dura mater noch in einerFalx cerebri.
andern Beziehung auf die Gestaltung des embryonalen Gehirns von
Einfluss. Es bildet sich nämlich am Vorderhirne ebenfalls sehr früh
von derselben aus die Hirnsichel und mit der Bildung derselben
steht die Entwicklung der beiden Hemisphären dieses Hirntheiles im
innigsten Zusammenhang.

Bevor wir in der speciellen Betrachtung der HirnentwicklungUmwandlungen
der 5 Hirnblasen
im Allgem einen.

weiter gehen, will ich Ihnen zuerst noch die Bestimmung der fünf
embryonalen Hirnabschnitte angeben. Das Vorderhirn wird zu dem
grossen Gehirne mit Inbegriff der Corpora striata, des Corpus callo-
sum
und des Fornix, jedoch mit Ausnahme der Sehhügel und der
Theile am Boden des dritten Ventrikels, welche aus dem Zwischen-
hirne hervorgehen. Das Mittelhirn, anfangs ein sehr grosser Abschnitt,
tritt später ganz zurück und gestaltet sich zu nichts Anderem, als
zu den Vierhügeln. Das Hinterhirn wird, wie schon erwähnt, Cere-
bellum
und das Nachhirn Medulla oblongata.

Verfolgen wir nun die Schicksale der einzelnen Hirntheile ge-Vorderhirn.
nauer und beginnen wir zunächst mit dem Vorderhirne. Das Vor-
derhirn ist ursprünglich eine einfache Blase, welche mit dem Mittel-
hirne durch eine grosse Oeffnung in weiter Verbindung steht. Nach
der Theilung des Vorderhirns in das eigentliche Vorderhirn und in
das Zwischenhirn wuchert das erstere gleichzeitig mit der BildungBildung der
Hemisphären.

der Sichel in zwei Lappen, die Hemisphären, hervor, die an ihren
inneren einander zugewendeten Flächen mit einer länglichen, senk-
recht stehenden Spalte sich öffnen (Fig. 107, 1). Diese Spalte, die
natürlich, da das Vorderhirn ursprünglich eine ganz geschlossene
Blase darstellt, als eine nachträglich entstandene Bildung aufzufassen

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[231/0247] Entwicklung des Nervensystems. Hirntheilen, denn während dasselbe früher an der Grenze zwischen Mittelhirn und Zwischenhirn und dann zwischen Mittelhirn und Hin- terhirn seine Lage hat, finden wir es später zwischen dem Vorder- hirn und Hinterhirn, was einfach mit der grossen Entwicklung der einen und dem Zurückbleiben der andern Abtheilungen in spätern Zeiten zusammenhängt. — Ich darf Sie nun wohl auch noch daran erinnern, dass, wie ich Ihnen schon früher bei Schilderung der Ent- wicklung des Schädels mitgetheilt habe, das embryonale Tentorium und Rathke’s mittlerer Schädelbalken meiner Auffassung zufolge ein und dasselbe Gebilde sind und hat auch Rathke die Frage be- sprochen, in wiefern der fragliche Balken auf die Krümmung des Gehirns von Einfluss sei. Ausser durch das Tentorium ist die Dura mater noch in einer andern Beziehung auf die Gestaltung des embryonalen Gehirns von Einfluss. Es bildet sich nämlich am Vorderhirne ebenfalls sehr früh von derselben aus die Hirnsichel und mit der Bildung derselben steht die Entwicklung der beiden Hemisphären dieses Hirntheiles im innigsten Zusammenhang. Falx cerebri. Bevor wir in der speciellen Betrachtung der Hirnentwicklung weiter gehen, will ich Ihnen zuerst noch die Bestimmung der fünf embryonalen Hirnabschnitte angeben. Das Vorderhirn wird zu dem grossen Gehirne mit Inbegriff der Corpora striata, des Corpus callo- sum und des Fornix, jedoch mit Ausnahme der Sehhügel und der Theile am Boden des dritten Ventrikels, welche aus dem Zwischen- hirne hervorgehen. Das Mittelhirn, anfangs ein sehr grosser Abschnitt, tritt später ganz zurück und gestaltet sich zu nichts Anderem, als zu den Vierhügeln. Das Hinterhirn wird, wie schon erwähnt, Cere- bellum und das Nachhirn Medulla oblongata. Umwandlungen der 5 Hirnblasen im Allgem einen. Verfolgen wir nun die Schicksale der einzelnen Hirntheile ge- nauer und beginnen wir zunächst mit dem Vorderhirne. Das Vor- derhirn ist ursprünglich eine einfache Blase, welche mit dem Mittel- hirne durch eine grosse Oeffnung in weiter Verbindung steht. Nach der Theilung des Vorderhirns in das eigentliche Vorderhirn und in das Zwischenhirn wuchert das erstere gleichzeitig mit der Bildung der Sichel in zwei Lappen, die Hemisphären, hervor, die an ihren inneren einander zugewendeten Flächen mit einer länglichen, senk- recht stehenden Spalte sich öffnen (Fig. 107, 1). Diese Spalte, die natürlich, da das Vorderhirn ursprünglich eine ganz geschlossene Blase darstellt, als eine nachträglich entstandene Bildung aufzufassen Vorderhirn. Bildung der Hemisphären.

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Zitationshilfe: Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861, S. 231. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/koelliker_entwicklungs_1861/247>, abgerufen am 24.11.2024.