Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861.

Bild:
<< vorherige Seite

Entwicklung des Nervensystems.
Abtheilungen fünf hervor, für welche v. Baer zuerst treffende Be-
zeichnungen gewählt hat (Entw. II, St. 107). Die erste Blase näm-
[Abbildung] Fig. 104.
lich sondert sich in einen grösseren vorderen
Abschnitt und in einen kleineren hinteren
Theil, welche das Vorderhirn und das
Zwischenhirn heissen (Fig. 105 v, z). Die
zweite Abtheilung, das Mittelhirn (Fig.
105 m), bleibt als ein einfacher, ursprüng-
lich ziemlich grosser Theil des Gehirns be-
stehen, die dritte Blase dagegen zerfällt wie-
derum in zwei Theile, einen vorderen, der
den Namen Hinterhirn führt, und einen
hinteren, der Nachhirn heisst (Fig. 105 h, n).
Die wesentlichsten Vorgänge, die die Fünf-
theilung der ursprünglichen drei Blasen, die
auch Vorderhirn, Mittelhirn und Nach-
hirn
im weiteren Sinne bezeichnet werden,
bedingen, sind, wie schon v. Baer gezeigt hat, folgende. An der drit-
ten Abtheilung, an welcher nach der allgemeinen Annahme, die je-
[Abbildung] Fig. 105.
doch, wie wir später sehen wer-
den, vielleicht nicht richtig ist,
der primitive Zustand der Halb-
rinne sich erhält und später zur
Bildung der Rautengrube, Fovea
rhomboidalis
, führt, bilden sich
als vordere Begrenzung der brei-
[Abbildung]

geschlossen ist, mp die in Erhebung begriffenen Seitentheile der Medullar-
platte, z die Erweiterung der Rückenfurche in dieser Gegend, sh die Schlund-
höhle, y Grenze zwischen dieser und dem Vorderdarm vd, bezeichnet durch
den Umschlagsrand der Kopfscheide. Die hintere Grenze des Vorderdarms oder
der gesammten Kopfdarmhöhle wird bezeichnet durch den Umschlagsrand der
Kopfkappe (vergl. Fig. 23). Die Umrisse des Embryo oder die Ränder der Sei-
tenplatten sind zu stark markirt.

[Abbildung]

Fig. 104. Embryonalanlage eines Hundeeies, etwa 10mal vergrössert. Nach
Bischoff. Erklärung s. S. 78.

[Abbildung]

Fig. 105. Centralnervensystem eines menschlichen Embryo von 8''' Länge
(7. Woche). 1. Ansicht des Embryo von hinten mit blosgelegtem Hirn und
Mark und den neben demselben gelegenen Spinalganglien. 2. Ansicht des Ge-
hirns und obern Theiles des Rückenmarks von der Seite. 3. Ansicht des Ge-
hirns von oben. v Vorderhirn, z Zwischenhirn, m Mittelhirn, h Hinterhirn, n
Nachhirn, z' vorderes unteres Ende des Zwischenhirns, wo später das Tuber
cinereum
liegt. Die rundliche Stelle davor ist der Sehnerv.

15*

Entwicklung des Nervensystems.
Abtheilungen fünf hervor, für welche v. Baer zuerst treffende Be-
zeichnungen gewählt hat (Entw. II, St. 107). Die erste Blase näm-
[Abbildung] Fig. 104.
lich sondert sich in einen grösseren vorderen
Abschnitt und in einen kleineren hinteren
Theil, welche das Vorderhirn und das
Zwischenhirn heissen (Fig. 105 v, z). Die
zweite Abtheilung, das Mittelhirn (Fig.
105 m), bleibt als ein einfacher, ursprüng-
lich ziemlich grosser Theil des Gehirns be-
stehen, die dritte Blase dagegen zerfällt wie-
derum in zwei Theile, einen vorderen, der
den Namen Hinterhirn führt, und einen
hinteren, der Nachhirn heisst (Fig. 105 h, n).
Die wesentlichsten Vorgänge, die die Fünf-
theilung der ursprünglichen drei Blasen, die
auch Vorderhirn, Mittelhirn und Nach-
hirn
im weiteren Sinne bezeichnet werden,
bedingen, sind, wie schon v. Baer gezeigt hat, folgende. An der drit-
ten Abtheilung, an welcher nach der allgemeinen Annahme, die je-
[Abbildung] Fig. 105.
doch, wie wir später sehen wer-
den, vielleicht nicht richtig ist,
der primitive Zustand der Halb-
rinne sich erhält und später zur
Bildung der Rautengrube, Fovea
rhomboidalis
, führt, bilden sich
als vordere Begrenzung der brei-
[Abbildung]

geschlossen ist, mp die in Erhebung begriffenen Seitentheile der Medullar-
platte, z die Erweiterung der Rückenfurche in dieser Gegend, sh die Schlund-
höhle, y Grenze zwischen dieser und dem Vorderdarm vd, bezeichnet durch
den Umschlagsrand der Kopfscheide. Die hintere Grenze des Vorderdarms oder
der gesammten Kopfdarmhöhle wird bezeichnet durch den Umschlagsrand der
Kopfkappe (vergl. Fig. 23). Die Umrisse des Embryo oder die Ränder der Sei-
tenplatten sind zu stark markirt.

[Abbildung]

Fig. 104. Embryonalanlage eines Hundeeies, etwa 10mal vergrössert. Nach
Bischoff. Erklärung s. S. 78.

[Abbildung]

Fig. 105. Centralnervensystem eines menschlichen Embryo von 8‴ Länge
(7. Woche). 1. Ansicht des Embryo von hinten mit blosgelegtem Hirn und
Mark und den neben demselben gelegenen Spinalganglien. 2. Ansicht des Ge-
hirns und obern Theiles des Rückenmarks von der Seite. 3. Ansicht des Ge-
hirns von oben. v Vorderhirn, z Zwischenhirn, m Mittelhirn, h Hinterhirn, n
Nachhirn, z′ vorderes unteres Ende des Zwischenhirns, wo später das Tuber
cinereum
liegt. Die rundliche Stelle davor ist der Sehnerv.

15*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0243" n="227"/><fw place="top" type="header">Entwicklung des Nervensystems.</fw><lb/>
Abtheilungen fünf hervor, für welche v. <hi rendition="#k">Baer</hi> zuerst treffende Be-<lb/>
zeichnungen gewählt hat (Entw. II, St. 107). Die erste Blase näm-<lb/><figure><head>Fig. 104.</head></figure><lb/>
lich sondert sich in einen grösseren vorderen<lb/>
Abschnitt und in einen kleineren hinteren<lb/>
Theil, welche das <hi rendition="#g">Vorderhirn</hi> und das<lb/><hi rendition="#g">Zwischenhirn</hi> heissen (Fig. 105 <hi rendition="#i">v, z</hi>). Die<lb/>
zweite Abtheilung, das <hi rendition="#g">Mittelhirn</hi> (Fig.<lb/>
105 <hi rendition="#i">m</hi>), bleibt als ein einfacher, ursprüng-<lb/>
lich ziemlich grosser Theil des Gehirns be-<lb/>
stehen, die dritte Blase dagegen zerfällt wie-<lb/>
derum in zwei Theile, einen vorderen, der<lb/>
den Namen <hi rendition="#g">Hinterhirn</hi> führt, und einen<lb/>
hinteren, der <hi rendition="#g">Nachhirn</hi> heisst (Fig. 105 <hi rendition="#i">h, n</hi>).<lb/>
Die wesentlichsten Vorgänge, die die Fünf-<lb/>
theilung der ursprünglichen drei Blasen, die<lb/>
auch <hi rendition="#g">Vorderhirn, Mittelhirn</hi> und <hi rendition="#g">Nach-<lb/>
hirn</hi> im weiteren Sinne bezeichnet werden,<lb/>
bedingen, sind, wie schon v. <hi rendition="#k">Baer</hi> gezeigt hat, folgende. An der drit-<lb/>
ten Abtheilung, an welcher nach der allgemeinen Annahme, die je-<lb/><figure><head>Fig. 105.</head></figure><lb/>
doch, wie wir später sehen wer-<lb/>
den, vielleicht nicht richtig ist,<lb/>
der primitive Zustand der Halb-<lb/>
rinne sich erhält und später zur<lb/>
Bildung der Rautengrube, <hi rendition="#i">Fovea<lb/>
rhomboidalis</hi>, führt, bilden sich<lb/>
als vordere Begrenzung der brei-<lb/><figure><p>geschlossen ist, <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">mp</hi></hi> die in Erhebung begriffenen Seitentheile der Medullar-<lb/>
platte, <hi rendition="#i">z</hi> die Erweiterung der Rückenfurche in dieser Gegend, <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">sh</hi></hi> die Schlund-<lb/>
höhle, <hi rendition="#i">y</hi> Grenze zwischen dieser und dem Vorderdarm <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">vd</hi></hi>, bezeichnet durch<lb/>
den Umschlagsrand der Kopfscheide. Die hintere Grenze des Vorderdarms oder<lb/>
der gesammten Kopfdarmhöhle wird bezeichnet durch den Umschlagsrand der<lb/>
Kopfkappe (vergl. Fig. 23). Die Umrisse des Embryo oder die Ränder der Sei-<lb/>
tenplatten sind zu stark markirt.</p></figure><lb/><figure><p>Fig. 104. Embryonalanlage eines Hundeeies, etwa 10mal vergrössert. Nach<lb/><hi rendition="#k">Bischoff</hi>. Erklärung s. S. 78.</p></figure><lb/><figure><p>Fig. 105. Centralnervensystem eines menschlichen Embryo von 8&#x2034; Länge<lb/>
(7. Woche). 1. Ansicht des Embryo von hinten mit blosgelegtem Hirn und<lb/>
Mark und den neben demselben gelegenen Spinalganglien. 2. Ansicht des Ge-<lb/>
hirns und obern Theiles des Rückenmarks von der Seite. 3. Ansicht des Ge-<lb/>
hirns von oben. <hi rendition="#i">v</hi> Vorderhirn, <hi rendition="#i">z</hi> Zwischenhirn, <hi rendition="#i">m</hi> Mittelhirn, <hi rendition="#i">h</hi> Hinterhirn, <hi rendition="#i">n</hi><lb/>
Nachhirn, <hi rendition="#i">z&#x2032;</hi> vorderes unteres Ende des Zwischenhirns, wo später das <hi rendition="#i">Tuber<lb/>
cinereum</hi> liegt. Die rundliche Stelle davor ist der Sehnerv.</p></figure><lb/>
<fw place="bottom" type="sig">15*</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[227/0243] Entwicklung des Nervensystems. Abtheilungen fünf hervor, für welche v. Baer zuerst treffende Be- zeichnungen gewählt hat (Entw. II, St. 107). Die erste Blase näm- [Abbildung Fig. 104.] lich sondert sich in einen grösseren vorderen Abschnitt und in einen kleineren hinteren Theil, welche das Vorderhirn und das Zwischenhirn heissen (Fig. 105 v, z). Die zweite Abtheilung, das Mittelhirn (Fig. 105 m), bleibt als ein einfacher, ursprüng- lich ziemlich grosser Theil des Gehirns be- stehen, die dritte Blase dagegen zerfällt wie- derum in zwei Theile, einen vorderen, der den Namen Hinterhirn führt, und einen hinteren, der Nachhirn heisst (Fig. 105 h, n). Die wesentlichsten Vorgänge, die die Fünf- theilung der ursprünglichen drei Blasen, die auch Vorderhirn, Mittelhirn und Nach- hirn im weiteren Sinne bezeichnet werden, bedingen, sind, wie schon v. Baer gezeigt hat, folgende. An der drit- ten Abtheilung, an welcher nach der allgemeinen Annahme, die je- [Abbildung Fig. 105.] doch, wie wir später sehen wer- den, vielleicht nicht richtig ist, der primitive Zustand der Halb- rinne sich erhält und später zur Bildung der Rautengrube, Fovea rhomboidalis, führt, bilden sich als vordere Begrenzung der brei- [Abbildung geschlossen ist, mp die in Erhebung begriffenen Seitentheile der Medullar- platte, z die Erweiterung der Rückenfurche in dieser Gegend, sh die Schlund- höhle, y Grenze zwischen dieser und dem Vorderdarm vd, bezeichnet durch den Umschlagsrand der Kopfscheide. Die hintere Grenze des Vorderdarms oder der gesammten Kopfdarmhöhle wird bezeichnet durch den Umschlagsrand der Kopfkappe (vergl. Fig. 23). Die Umrisse des Embryo oder die Ränder der Sei- tenplatten sind zu stark markirt.] [Abbildung Fig. 104. Embryonalanlage eines Hundeeies, etwa 10mal vergrössert. Nach Bischoff. Erklärung s. S. 78.] [Abbildung Fig. 105. Centralnervensystem eines menschlichen Embryo von 8‴ Länge (7. Woche). 1. Ansicht des Embryo von hinten mit blosgelegtem Hirn und Mark und den neben demselben gelegenen Spinalganglien. 2. Ansicht des Ge- hirns und obern Theiles des Rückenmarks von der Seite. 3. Ansicht des Ge- hirns von oben. v Vorderhirn, z Zwischenhirn, m Mittelhirn, h Hinterhirn, n Nachhirn, z′ vorderes unteres Ende des Zwischenhirns, wo später das Tuber cinereum liegt. Die rundliche Stelle davor ist der Sehnerv.] 15*

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/koelliker_entwicklungs_1861
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/koelliker_entwicklungs_1861/243
Zitationshilfe: Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861, S. 227. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/koelliker_entwicklungs_1861/243>, abgerufen am 24.11.2024.