Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861.

Bild:
<< vorherige Seite

Vierundzwanzigste Vorlesung.
Kiemenbogen auch sein mag, so kann doch nach den Mittheilungen
von Reichert und Rathke nicht der geringste Zweifel darüber be-
stehen, dass dieselbe wirklich in dieser Weise sich macht. Zudem
ist auch der Steigbügel bei manchen Geschöpfen zeitlebens ein un-
durchbohrtes stabförmiges Gebilde und vom Steigbügel der Menschen
und der Säugethiere ist diess, wie Reichert gezeigt hat und leicht
zu bestätigen ist, wenigstens für die frühesten Zeiten richtig. Erst
in zweiter Linie erhält der knorpelige Steigbügel durch Resorption
ein kleines Loch und nimmt dann nach und nach seine typische
Form an. Der Stapes ossificirt später als die andern Ossicula audi-
tus
und zwar nach Rathke mit 3 Kernen. Das folgende nicht verknor-
Musculus
stapedius
.
pelnde Stück des zweiten Bogens wird nach Reichert zum Musculus
stapedius
. Dann kommt ein langes Knorpelstück, das mit der Pars
mastoidea
des Primordialschädels verschmilzt und wenn es ossificirt,
Eminentia
papillaris.
Processus
styloideus
.
die Eminentia papillaris an der hintern Wand der Paukenhöhle
und den Processus styloideus liefert. Das vorderste unterste
Stück endlich, das mit dem der andern Seite nie verschmilzt, ver-
Cornu minus
ossis hyoidei.
Lig. stylo-hyoi-
deum
.
knorpelt zum Theil und bildet das Cornu minus ossis hyoidei,
zum Theil gestaltet sich dasselbe zum Lig. stylo - hyoideum,
das an dieses kleine Horn geht (Fig. 101).


Dritter Kiemen-
bogen.

Corpus ossis
hyoidei, Cornua
majora
.

[Abbildung] Fig. 101.

Der dritte Kie-
menbogen
wird nur
in seinen vordersten
vereinigten Theilen
knorpelig und gestal-
tet sich zum Zun-
genbeinkörper

und zu den grossen
Hörnern
, welche
Theile im knorpeligen
Zustande Eins aus-
machen, bei der Ver-
knöcherung dagegen,
die erst im 8. Monate
eintritt, drei Kerne
für die bekannten drei
Theile erhalten.

[Abbildung]

Fig. 101. Kopf und Hals eines menschlichen Embryo aus dem 5. Monate
von circa 18 Wochen) vergrössert. Erklärung siehe auf Seite 215.

Vierundzwanzigste Vorlesung.
Kiemenbogen auch sein mag, so kann doch nach den Mittheilungen
von Reichert und Rathke nicht der geringste Zweifel darüber be-
stehen, dass dieselbe wirklich in dieser Weise sich macht. Zudem
ist auch der Steigbügel bei manchen Geschöpfen zeitlebens ein un-
durchbohrtes stabförmiges Gebilde und vom Steigbügel der Menschen
und der Säugethiere ist diess, wie Reichert gezeigt hat und leicht
zu bestätigen ist, wenigstens für die frühesten Zeiten richtig. Erst
in zweiter Linie erhält der knorpelige Steigbügel durch Resorption
ein kleines Loch und nimmt dann nach und nach seine typische
Form an. Der Stapes ossificirt später als die andern Ossicula audi-
tus
und zwar nach Rathke mit 3 Kernen. Das folgende nicht verknor-
Musculus
stapedius
.
pelnde Stück des zweiten Bogens wird nach Reichert zum Musculus
stapedius
. Dann kommt ein langes Knorpelstück, das mit der Pars
mastoidea
des Primordialschädels verschmilzt und wenn es ossificirt,
Eminentia
papillaris.
Processus
styloideus
.
die Eminentia papillaris an der hintern Wand der Paukenhöhle
und den Processus styloideus liefert. Das vorderste unterste
Stück endlich, das mit dem der andern Seite nie verschmilzt, ver-
Cornu minus
ossis hyoidei.
Lig. stylo-hyoi-
deum
.
knorpelt zum Theil und bildet das Cornu minus ossis hyoidei,
zum Theil gestaltet sich dasselbe zum Lig. stylo – hyoideum,
das an dieses kleine Horn geht (Fig. 101).


Dritter Kiemen-
bogen.

Corpus ossis
hyoidei, Cornua
majora
.

[Abbildung] Fig. 101.

Der dritte Kie-
menbogen
wird nur
in seinen vordersten
vereinigten Theilen
knorpelig und gestal-
tet sich zum Zun-
genbeinkörper

und zu den grossen
Hörnern
, welche
Theile im knorpeligen
Zustande Eins aus-
machen, bei der Ver-
knöcherung dagegen,
die erst im 8. Monate
eintritt, drei Kerne
für die bekannten drei
Theile erhalten.

[Abbildung]

Fig. 101. Kopf und Hals eines menschlichen Embryo aus dem 5. Monate
von circa 18 Wochen) vergrössert. Erklärung siehe auf Seite 215.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0236" n="220"/><fw place="top" type="header">Vierundzwanzigste Vorlesung.</fw><lb/>
Kiemenbogen auch sein mag, so kann doch nach den Mittheilungen<lb/>
von <hi rendition="#k">Reichert</hi> und <hi rendition="#k">Rathke</hi> nicht der geringste Zweifel darüber be-<lb/>
stehen, dass dieselbe wirklich in dieser Weise sich macht. Zudem<lb/>
ist auch der Steigbügel bei manchen Geschöpfen zeitlebens ein un-<lb/>
durchbohrtes stabförmiges Gebilde und vom Steigbügel der Menschen<lb/>
und der Säugethiere ist diess, wie <hi rendition="#k">Reichert</hi> gezeigt hat und leicht<lb/>
zu bestätigen ist, wenigstens für die frühesten Zeiten richtig. Erst<lb/>
in zweiter Linie erhält der knorpelige Steigbügel durch Resorption<lb/>
ein kleines Loch und nimmt dann nach und nach seine typische<lb/>
Form an. Der Stapes ossificirt später als die andern <hi rendition="#i">Ossicula audi-<lb/>
tus</hi> und zwar nach <hi rendition="#k">Rathke</hi> mit 3 Kernen. Das folgende nicht verknor-<lb/><note place="left"><hi rendition="#i">Musculus<lb/>
stapedius</hi>.</note>pelnde Stück des zweiten Bogens wird nach <hi rendition="#k">Reichert</hi> zum <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Musculus<lb/>
stapedius</hi></hi>. Dann kommt ein langes Knorpelstück, das mit der <hi rendition="#i">Pars<lb/>
mastoidea</hi> des Primordialschädels verschmilzt und wenn es ossificirt,<lb/><note place="left"><hi rendition="#i">Eminentia<lb/>
papillaris.<lb/>
Processus<lb/>
styloideus</hi>.</note>die <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Eminentia papillaris</hi></hi> an der hintern Wand der Paukenhöhle<lb/>
und den <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Processus styloideus</hi></hi> liefert. Das vorderste unterste<lb/>
Stück endlich, das mit dem der andern Seite nie verschmilzt, ver-<lb/><note place="left"><hi rendition="#i">Cornu minus<lb/>
ossis hyoidei.<lb/>
Lig. stylo-hyoi-<lb/>
deum</hi>.</note>knorpelt zum Theil und bildet das <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Cornu minus ossis hyoidei</hi></hi>,<lb/>
zum Theil gestaltet sich dasselbe zum <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Lig. stylo &#x2013; hyoideum</hi></hi>,<lb/>
das an dieses kleine Horn geht (Fig. 101).</p><lb/>
        <note place="left">Dritter Kiemen-<lb/>
bogen.</note><lb/>
        <note place="left"><hi rendition="#i">Corpus ossis<lb/>
hyoidei, Cornua<lb/>
majora</hi>.</note><lb/>
        <figure>
          <head>Fig. 101.</head>
        </figure><lb/>
        <p>Der <hi rendition="#g">dritte Kie-<lb/>
menbogen</hi> wird nur<lb/>
in seinen vordersten<lb/>
vereinigten Theilen<lb/>
knorpelig und gestal-<lb/>
tet sich zum <hi rendition="#g">Zun-<lb/>
genbeinkörper</hi><lb/>
und zu den <hi rendition="#g">grossen<lb/>
Hörnern</hi>, welche<lb/>
Theile im knorpeligen<lb/>
Zustande Eins aus-<lb/>
machen, bei der Ver-<lb/>
knöcherung dagegen,<lb/>
die erst im 8. Monate<lb/>
eintritt, drei Kerne<lb/>
für die bekannten drei<lb/>
Theile erhalten.</p><lb/>
        <figure>
          <p>Fig. 101. Kopf und Hals eines menschlichen Embryo aus dem 5. Monate<lb/>
von circa 18 Wochen) vergrössert. Erklärung siehe auf Seite 215.</p>
        </figure><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[220/0236] Vierundzwanzigste Vorlesung. Kiemenbogen auch sein mag, so kann doch nach den Mittheilungen von Reichert und Rathke nicht der geringste Zweifel darüber be- stehen, dass dieselbe wirklich in dieser Weise sich macht. Zudem ist auch der Steigbügel bei manchen Geschöpfen zeitlebens ein un- durchbohrtes stabförmiges Gebilde und vom Steigbügel der Menschen und der Säugethiere ist diess, wie Reichert gezeigt hat und leicht zu bestätigen ist, wenigstens für die frühesten Zeiten richtig. Erst in zweiter Linie erhält der knorpelige Steigbügel durch Resorption ein kleines Loch und nimmt dann nach und nach seine typische Form an. Der Stapes ossificirt später als die andern Ossicula audi- tus und zwar nach Rathke mit 3 Kernen. Das folgende nicht verknor- pelnde Stück des zweiten Bogens wird nach Reichert zum Musculus stapedius. Dann kommt ein langes Knorpelstück, das mit der Pars mastoidea des Primordialschädels verschmilzt und wenn es ossificirt, die Eminentia papillaris an der hintern Wand der Paukenhöhle und den Processus styloideus liefert. Das vorderste unterste Stück endlich, das mit dem der andern Seite nie verschmilzt, ver- knorpelt zum Theil und bildet das Cornu minus ossis hyoidei, zum Theil gestaltet sich dasselbe zum Lig. stylo – hyoideum, das an dieses kleine Horn geht (Fig. 101). Musculus stapedius. Eminentia papillaris. Processus styloideus. Cornu minus ossis hyoidei. Lig. stylo-hyoi- deum. [Abbildung Fig. 101. ] Der dritte Kie- menbogen wird nur in seinen vordersten vereinigten Theilen knorpelig und gestal- tet sich zum Zun- genbeinkörper und zu den grossen Hörnern, welche Theile im knorpeligen Zustande Eins aus- machen, bei der Ver- knöcherung dagegen, die erst im 8. Monate eintritt, drei Kerne für die bekannten drei Theile erhalten. [Abbildung Fig. 101. Kopf und Hals eines menschlichen Embryo aus dem 5. Monate von circa 18 Wochen) vergrössert. Erklärung siehe auf Seite 215. ]

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/koelliker_entwicklungs_1861
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/koelliker_entwicklungs_1861/236
Zitationshilfe: Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861, S. 220. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/koelliker_entwicklungs_1861/236>, abgerufen am 24.11.2024.